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Enerige & Management > Beteiligung - Alterric heißt der neue Ökostromriese hierzulande
Bild: Rido / Shutterstock.com
BETEILIGUNG:
Alterric heißt der neue Ökostromriese hierzulande
Das Gemeinschaftsunternehmen der Aloys Wobben Stiftung, Alleineigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, und der EWE AG kann nun mit einer beachtlichen Projektpipeline loslegen.
 
Alterric – die deutsche und die europäische Windbranche wird sich an diesen neuen Namen gewöhnen müssen. Nach Zustimmung der Kartellbehörden können die EWE AG und die Aloys Wobben Stiftung, alleinige Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, nun ihr kurz vor dem zurückliegenden Weihnachtsfest vereinbartes, gleichberechtigtes Joint Venture unter diesem Kunstnamen starten. Beide Unternehmen haben in Niedersachsen ihren Firmensitz, und zwar in Oldenburg beziehungsweise Aurich.

In dieser Wortschöpfung sind Anlehnungen an Worte wie „alternativ“, „terra (lat. = Erde) und elektrisch („ric“ = electric) enthalten, erklärte Heiko Janssen, Vorstandschef der Aloys Wobben Stiftung, bei der ersten (digitalen) Präsentation. Der Name zeige, so Janssen, dass sich das neue Gemeinschaftsunternehmen vor allem auf die Windkraft an Land konzentriere. „Wichtig bei unserer Entscheidung für den Namen Alterric war auch die Tatsache, dass sich dieses Wort gut auf Englisch aussprechen lässt“, so Janssen.
 
EWE-Chef Stefan Dohler und Heiko Janssen von der Aloys Wobben Stiftung präsentierten den Namenszug ihres Gemeinschaftsunternehmens.
Foto: Alterric GmbH

Ein deutlicher Hinweis dafür, dass das Joint Venture aus dem Nordwesten nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland tätig sein wird: „Wir zählen sicherlich zu den größten grünen Playern in Europa“, betonte EWE-Chef Dohler, „in Deutschland sind wir der größte Ökostromproduzent.“ Alterrric startet nicht nur mit einer Bilanzsumme von rund 3 Mrd. Euro, sondern auch mit einem Bestandsportfolio von rund 2.300 MW Windkraftleistung – von der das Gros in Deutschland, gefolgt von Frankreich am Netz ist. Die Projektpipeline umfasst nach Worten von Janssen und Dohler immerhin rund 9.400 MW – auch wiederum schwerpunktmäßig in Deutschland und Frankreich, das seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Absatzmärkten von Enercon in Europa zählt.

Das Geschäft von Alterric wird auf drei Säulen fußen: der Projektierung und dem Betrieb von Windenergieanlagen sowie der Windstrom-Vermarktung. Dabei wird wohl nach Worten von EWE-Chef Dohler das Enercon-Tochterunternehmen Quadra Energy, seit gut zwei Jahren hierzulande der zweitgrößte Direktvermarkter von Strom aus EEG-Anlagen, den Hut aufhaben.

Um möglichst viele der vorgesehenen Windpark-Projekte in Betrieb zu nehmen, will Alterric in den kommenden zehn Jahren rund vier Milliarden Euro investieren – in Windparks an Land und – sollte es sich ergeben – auch in absehbarer Zeit in solare Freiflächenanlagen. Die Zielvorgabe umrissen Janssen und Dohler so: „Wir wollen jährlich mehr als 200 Megawatt Zubau realisieren und unseren Bestand bis 2030 auf bis zu 5.000 Megawatt steigern.“ In den ersten Wochen werden EWE-Vorstand Urban Keussen und Enercon-Mann Jan-Knut Brune, zuständig für die eigenen Windparks des Windturbinenherstellers, die Geschäfte von Alterric managen. Sie werden in einigen Wochen von einem neuen Geschäftsführer abgelöst, der „von außen“ kommt.

Eigener Tarifvertrag für Alterric-Mitarbeiter

Alterric wird mit rund 200 Mitarbeiter insbesondere an den Standorten Aurich und Oldenburg starten. 120 davon kommen aus bisherigen Enercon-Gesellschaften, aus dem Hause EWE wechseln rund 80 Beschäftigte. Die Belegschaft soll in nächster Zeit auf insgesamt 300 Köpfe ausgebaut werden, kündigte Heiko Janssen von der Aloys Wobben Stiftung an: „Vor uns liegt genügend Arbeit.“ Freuen können sich die Gewerkschaften im Nordwesten, die in der Vergangenheit wiederholt mit dem Enercon-Management Zwist gehabt haben, über eine Ankündigung von EWE-Chef Dohler: Für die Mitarbeiter von Alterric wird es einen eigenen Tarifvertrag geben.

In dem neuen Gemeinschaftsunternehmen sieht EWE-Chef Dohler nicht nur eine wichtigste unternehmerische Ergänzung für sein Unternehmen, sondern auch „ein Signal an die Politik“: „Wir senden einen Impuls, dass wir an die Windenergie glauben. Außerdem bringen wir Geld mit. Was aber fehlt, sind die richtigen Rahmenbedingungen für den weiteren Windkraftausbau an Land hierzulande.“

Die jüngste EEG-Novelle habe zwar erste vernünftige Ansätze wie die Kommunal-Abgabe gebracht, unter dem Strich seien die Ausbauziele zu niedrig angesetzt. „Ich kann mich nur wiederholen, dass der von der Bundesregierung prognostizierte Strombedarf bis 2030 angesichts der notwendigen Sektorenkopplung zu gering sein wird.“ Zudem seien Probleme mit der Flugsicherung oder fehlenden Flächen weiterhin ungelöst und hemmten den Bau neuer Windturbinen.

Dohler wiederholte bei der Pressekonferenz, dass Alterric bei der Auswahl der Windturbinen für künftige Windparkprojekte herstellerunabhängig entscheiden kann, sprich Enercon wird nicht der alleinige Haus- und Hoflieferant werden: „Ich habe aber keine Angst, dass Enercon keine wettbewerbsfähigen Preise bieten kann.“
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Montag, 29.03.2021, 15:53 Uhr

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