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Enerige & Management > Photovoltaik - Carstensen: "Das Interesse in Betreiberkreisen steigt"
Bild: Fotolia.com, itestro
PHOTOVOLTAIK:
Carstensen: "Das Interesse in Betreiberkreisen steigt"
Mit Jörn Carstensen von der Greentech GmbH sprach E&M über die Möglichkeiten, das Potenzial und die Herausforderungen, ältere Solaranlagen zu repowern.
 
E&M: Herr Carstensen, das Repowering von Windenergieanlagen ist mittlerweile ein gängiger Begriff, der sich in der Energiewirtschaft durchgesetzt hat. Was ist aber unter Repowering von Solaranlagen zu verstehen? 

Carstensen: Anzunehmen, dass es eine Analogie mit der Windbranche gibt, ist falsch. Zutreffender ist eigentlich der Oberbegriff Revamping. Denn in der Solarbranche wird meist von Repowering gesprochen, wenn Betreiber alte gegen neue Module austauschen, es aber unter dem Strich bei der ursprünglichen Nennleistung der Anlage bleibt. Denn die EEG-Regularien erschweren einen Austausch alter gegen neue Module, also ein klassisches Repowering: Nur bei Defekten, beispielsweise mit schlecht verarbeiteten Lötverbindungen, oder nach einem Hagelschaden ist ein Ersatz möglich, ansonsten kann der Netzbetreiber die Einspeisevergütung streichen. Die EEG-Vergütung ist an das einzelne Modul gekoppelt. Genau zu diesem Sachverhalt hat es vor Jahren eine noch heute bindende Entscheidung der Clearingstelle EEG-KWK gegeben.

E&M: Festzuhalten ist aber, dass technisch beim Repowering von Solartechnik mehr Leistung und Ertrag drin sind?

Carstensen: Auf jeden Fall. Nicht nur die Wechselrichter sind leistungsstärker und effizienter geworden, sondern auch die Module. Für Freiflächenanlagen gilt in etwa folgende Faustformel: War vor wenigen Jahren noch eine Fläche von drei Hektar für die Installation von einem Megawatt Solarleistung notwendig, so reicht heute etwa ein Hektar aus.

E&M: Für wen ist das Repowering, um bei diesem eingeführten Begriff zu bleiben, denn nun interessant: für den Betreiber eines kleinen Aufdachkraftwerks oder für den Betreiber einer großen Freiflächenanlage?
 
Jörn Carstensen: „Wir betreuen jedes Jahr zwischen 20 und 30 größere Repowering-Projekte“
Bild: Greentech GmbH/Henriette Pogoda

Carstensen: Sowohl als auch. Der Häuslebesitzer reagiert meines Erachtens aber immer erst dann, wenn Defekte vorliegen. Dagegen gibt es für einen professionellen Betreiber durchaus strategische Gründe für ein Revamping. Mitunter ist es möglich, auf der durch den Einbau der effizienteren Module frei gewordenen Fläche eine zweite Anlage zu errichten. Diese zusätzliche Anlage, die, um die Ausschreibung zu vermeiden, am besten nicht größer als 750 Kilowatt Leistung sein sollte, muss aber den kompletten Genehmigungsprozess von der Baugenehmigung über Netzanschluss bis zur Anmeldung im Marktstammdatenregister durchlaufen.

E&M: Gibt es Berechnungen oder Abschätzungen, inwieweit sich hierzulande die installierte Solarleistung und die Solarstromproduktion durch das Revamping erhöhen lassen?

Carstensen: Interessanter Aspekt. Bei den erwähnten regulatorischen Schwierigkeiten gibt es meines Erachtens solche Abschätzungen nicht. Solche Berechnungen werden immer nur für den Einzelfall vorgenommen. Wir selbst sind in diesem Geschäftsfeld nun seit etwa sechs Jahren tätig und betreuen jedes Jahr so zwischen 20 und 30 größere Repowering-Projekte.

E&M: Was machen Sie konkret?

Carstensen: Wir haben uns vor allem auf die Wechselrichter konzentriert. Der Wirkungsgrad der neuesten Generation liegt schon zwischen drei und sechs Prozentpunkten höher als bei den Wechselrichtern, die in der Null-Dekade verbaut worden sind. Das ist ein Quantensprung. In diesen Jahren lag die Vergütung über 30, teilweise sogar über 40 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer solchen Vergütung und einem Mehrertrag von fünf Prozent dank der neuen Wechselrichter entstehen schon interessante Reinvestment-Cases, die in Betreiberkreisen auf zunehmendes Interesse stoßen.

E&M: Welche Leistung muss eine Solaranlage haben, damit sich der Austausch eines Wechselrichters wirtschaftlich rechnet?

Carstensen: Wir hatten schon Projekte mit 600 Kilowatt Solarleistung, im Regelfall sollte die Modulleistung aber größer als ein Megawatt sein. Mit dem Austausch sind einige Engineering-Leistungen verbunden, außerdem ist meist ein neues Anlagenzertifikat für den Netzbetreiber notwendig. Beim Revamping und Repowering ist ohnehin ein frühzeitiger Austausch mit dem jeweiligen Netzbetreiber nur zu empfehlen.

E&M: Für die sogenannten Ü20-Solaranlagen, die ab Jahresbeginn keine Vergütung mehr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten, hat die jüngste EEG-Novelle vorerst eine Lösung für den Weiterbetrieb gefunden. Lohnt sich für diese Altanlagen aus Ihrer Sicht ein Revamping?

Carstensen: Das hängt von jedem Einzelfall ab. Mein Tipp ist aber, die Anlage technologisch schon dann zu optimieren, wenn noch die hohe Vergütung gezahlt wird. Dann fallen Investitionen beispielsweise in einen neuen Wechselrichter leichter, für den dann auch eine neue Garantielaufzeit beginnt. Außerdem machen die Betreiber ihre Anlagen mit neuen Wechselrichtern zukunftssicher, wenn die Anlagen nach Auslaufen der EEG-Vergütung die aktuellen technischen Netzanforderungen erfüllen müssen. E&M

Zur Person
Der studierte Wirtschaftsingenieur Jörn Carstensen ist seit 2014 bei dem Solardienstleister Greentech GmbH mit Sitz in Hamburg − zuerst war er dort als Vertriebsleiter tätig, nun ist er Geschäftsführer. Vor Greentech arbeitete Carstensen von 2006 bis 2014 für die Conergy-Gruppe unter anderem in den Bereichen Post Merger Integration sowie Corporate and Business Development. Zuvor hatte er bei der Unternehmensberatung Accenture mehrere Energieversorger bei strategischen und operativen Themen betreut.
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 02.03.2021, 09:32 Uhr

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