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Enerige & Management > E&M Vor 20 Jahren - "Die Bewag notfalls als Konkurrenz betrachten"
Bild: Joachim Wendler / Fotolia
E&M VOR 20 JAHREN:
"Die Bewag notfalls als Konkurrenz betrachten"
E&M hat von Anfang an über den Wandel des Energiemarkts berichtet. In der Rubrik „Die Energiewirtschaft vor 20 Jahren“, geben wir einen Eindruck davon, was damals den Markt bewegte. 
 
Mit der Liberalisierung der Energiewirtschaft im Jahr 1998 erlebte die Branche einen Paradigmenwechsel. Gebietsmonopole wurden aufgebrochen. Energieabnehmer wurden zu Kunden und Energie wurde zu einer börsengehandelten Commodity. Neue Player traten am Markt auf, alteingesessene Unternehmen verschwanden. Ausgewählte Beiträge aus unserer Zeitung und aus E&M Powernews lassen Protagonisten aus dieser Zeit noch einmal zu Wort kommen und zeichnen die ehemaligen Strukturen der Branche nach.

Im Sommer 2000 entstand Eon durch den Zusammenschluss von VEBA und VIAG. Gleichzeitig wurden auch die Energie-Töchter Preussen Elektra und Bayernwerk eine Einheit. Damit veränderten sich die Strukturen im noch jungen Markt ganz erheblich – ein einschneidendes Ereignis auch für die übrigen Marktteilnehmer. Dazu gehörten damals auch die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), die 1894 gegründet worden waren und schließlich 2002 im Vattenfall-Konzern aufgingen.

Im Januar 2001 sprach E&M-Herausgeber und -Chefredakteur Helmut Sendner dazu mit Manfred Timm, dem damaligen Vorstandssprecher der HEW.


E&M: Herr Dr. Timm, die HEW vom Stadtwerk zum europäischen Player, da sind doch noch einige Hürden zu nehmen ...
Timm: Wir waren eines der größten Stadtwerke Deutschlands und gleichzeitig ein Verbundunternehmen mit allen Rechten und Pflichten; wir konnten beispielsweise schon zu Monopolzeiten europäischen Stromhandel betreiben. Das ist im liberalisierten Markt aber zu wenig, deshalb mussten wir uns für Wachstum entscheiden. Dass Chancen, wie die Übernahme der Aktienmehrheit von Bewag, Laubag und Veag erwachsen sind, das war für uns eine Sternstunde.
E&M: Die Sterne sind wohl zum Greifen nahe, aber so ganz haben Sie sie doch noch nicht in den Händen: Was müssen Sie noch befürchten vom Bundeskartellamt?
Timm: Wir haben von allen Bietern für Veag und Laubag die Kriterien des Bundeskartellamtes bei weitem am besten erfüllt. Trotzdem braucht ein so großes Geschäft seine Zeit. Aber wir sind optimistisch, in einigen Wochen die notwendige Zustimmung vom Kartellamt, der BvS und damit im weitesten Sinne von der Bundesregierung zu bekommen.
E&M: Der Schwachpunkt für das Kartellamt ist die fehlende Bewag: Brauchen Sie die für Ihr Unternehmenskonzept?
Timm: Die Bewag ist ein entscheidender Punkt. Wir wollten ja zunächst die Bewag übernehmen und dann gemeinsam für Veag und Laubag bieten. Das mussten wir leider umdrehen, und nun kämpfen wir noch um die Bewag. Wir sind guter Hoffnung, dass Sachargumente ziehen und letztlich auch Southern Energy einlenkt. Wenn das nicht geschehen sollte, werden wir auf jeden Fall Veag und Laubag mit HEW zusammen weiterentwickeln und die Bewag notfalls als Konkurrenz betrachten.
E&M: Wenn Sie die Bewag bekommen und Southern Energy dann ganz aussteigen würde, wäre das ein strategischer Verlust für die HEW?
Timm: Nein, aber wir verfolgen das nicht. Um es noch präziser zu sagen: Unser Großaktionär Vattenfall bietet Southern durchaus eine Zukunft als qualifizierten Shareholder in dem Gesamtgebilde, nur Southern lehnt das bisher ab.
E&M: Nochmals die Frage: Strategisch können Sie auf die Amerikaner verzichten?
Timm: Ja.
E&M: Nach dem Willen des Bundeskartellamtes soll die „vierte Kraft“ vor allem RWE und Eon Wettbewerb machen. Uns entsteht eher der Eindruck, dass HEW sich mit Eon befreundet statt befetzt.
Timm: e.on musste seine Anteile an der Bewag und an Veag/Laubag verkaufen und hat natürlich, das ist ja legitim, ein bisschen geschaut: „Wer ist uns der liebste, an den wir verkaufen.“
Der neue Bewag-Eigentümer wird aber den Wettbewerb zu Eon aufnehmen. Nun gibt es unterschiedliche Arten von Wettbewerb: Man kann sich brutal bekämpfen, man kann sich aber auch kritisch akzeptieren. Ich glaube, dass das Zweite eher der Fall sein wird, wenn wir diesen nord-ostdeutschen Stromkonzern gründen. Wir werden mit Eon und RWE konkurrieren, uns aber gegenseitig keinen „Vernichtungskrieg“ liefern.
E&M: Im Idealfall bekommen Sie die Bewag, und dann ist der Rest Europas für Sie vergessen?
Timm: Das muss ich aus meiner ganz persönlichen Sicht beantworten: Ich hätte damit sicherlich mein Lebenswerk erreicht. Was meine Nachfolger dann weiter in Europa machen, das vermag ich nicht zu sagen, insbesondere, da wir mehrheitlich im Besitz von Vattenfall sind.
 
 

Fritz Wilhelm
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