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EFFIZIENZ:
Energieeffizienz - in Netzwerken effizienter
Energieeffizienz-Netzwerke wirken: Die 2014 gestartete Initiative Energieeffizienz-Netzwerke (IEEN) wird daher fortgeführt.
 
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und ihr Amtsvorgänger und jetzt für Energie und Wirtschaft zuständige Kollege Peter Altmaier (CDU) haben im September öffentlichkeitswirksam die „Vereinbarung zur Fortführung der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke (IEEN)“ unterzeichnet. In den nächsten fünf Jahren sollen neben den bereits bestehenden IEEN-Netzwerken weitere 350 Effizienznetzwerke viele Millionen Tonnen CO2 einsparen − und zwar hauptsächlich durch „voneinander lernen“. Das ist die Grundidee der Netzwerkarbeit.

Anfangs war vorgesehen, dass sich 500 solcher Netzwerke gründen − nach fünf Jahren waren es zwar lediglich 278. Die haben aber im Wesentlichen die gesetzten Energieeffizienz- und CO2-Einsparziele erreicht, wie die Statistiken zeigen. Dazu tragen auch die 56 Energieeffizienz-Netzwerke in Bayern bei. Sie sind dort vor allem regional organisiert, von denen etwa ein Drittel wiederum vom Institut für Energietechnik (IfE) der Ostbayerischen TH Amberg wissenschaftlich und organisatorisch unterstützt wird. Und so trafen sich Mitte September denn auch in Amberg eine ganze Reihe Beteiligte zum jährlichen Austausch bei einem großen Netzwerktreffen. Der fand coronabedingt diesmal „hybrid“ statt, also parallel in Amberg und vor dem Computer.

Dass das Vernetzen läuft, dafür sorgen Mittel aus der „BEEN-i“, der Bayerischen Energieeffizienz-Netzwerk-Initiative. Die gibt es in Bayern parallel zur IEEN. Und nach Auffassung der Teilnehmer hat Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Energie- und Wirtschaftsminister im Freistaat, in seinem Konferenzbeitrag „eine klare Aussage für die Phase der Unendlichkeit von BEEN-I gegeben“, also im Prinzip unbegrenztes grünen Licht.

„Der Austausch der Netzwerke untereinander ist ein wichtiger Aspekt“, den sollen unter anderem solche jährliche Veranstaltungen garantieren, meint Professor Markus Brautsch vom IfE.

Zwar lautete der Titel offiziell: „Die kommunale Energieversorgung im Zieldreieck Ökonomie-Ökologie-Versorgungssicherheit“. Doch als Schwerpunkt stellte sich die Frage nach der Nutzung des Klärschlamms aus kommunalen Klärwerken heraus. Denn wenn auch oft als Abfall bezeichnet, kann das, was nach der Wasserreinigung übrig bleibt, ein Thema für Energieeffizienz-Netzwerke sein. Armin Kroder, Landrat im Landkreis Nürnberger Land, berichtete über das energetische Klärschlammkonzept, das so unter Federführung des Landratsamts im Nürnberger Land erstellt wurde. Zwar müsse die Umsetzung jetzt noch folgen und nicht alle Bürgermeister wollten sich daran beteiligen. Dennoch ist Kroder jetzt schon sicher: „Wir können den Klärschlamm sinnvollerweise zusammen verwerten.“ Zustimmung bekam er dafür von Brautsch, weil „das kein Phänomen allein im Nürnberger Land ist: Zwölf Landkreise bearbeiten das zurzeit in Netzwerken.“

Klärschlamm ist Energie

Jens Machold, der Erster Bürgermeister des Marktes Wolnzach, lobte das Konzept ausdrücklich: „Ich kann nur raten weiterzumachen. Es gibt kaum andere Verwertungsmöglichkeiten. Denn eine Kommune kann nicht mehr allein verhandeln.“ Bei offenbar immer enger werdenden Verwertungskapazitäten sei das kein Wunder, wie Franco Gola bestätigte, der Geschäftsführer der Bayernwerk Natur GmbH (BNG): Wegen des Kohleausstiegs könne immer weniger Klärschlamm in Kohlekraftwerken mitverbrannt werden. Die BNG plant deshalb in Straubing „eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage für die Entsorgung von 150 Kommunen“. Dort soll neben 1 MW elektrischer Leistung auch nutzbare Wärme erzeugt werden. Es sei gelungen, die Bevölkerung der Standortstadt Straubing von dem Konzept zu überzeugen und ein positives Votum bei einem Bürgerentscheid zu erreichen. Dazu habe auch die Hilfe der Netzwerkbetreuung durch das IfE beigetragen, ließ Gola wissen. Ein Zeichen, dass Bayerns BEEN-I gerade künftig noch wichtiger werden könnte.
 
Vier Beispiel-Netzwerke aus zwei Ländern

OBEN − Ein Effizienznetzwerk aus Bayern 
Nein, es ist nicht „oben“ in Bayern, sondern im Osten des Freistaats angesiedelt: OBEN steht abgekürzt für Ostbayerisches Energieeffizienz-Netzwerk Stein Papier Chemie. Und damit ist auch das zweite Nein vorprogrammiert: Nicht nur Energiekonzerne oder Stadtwerke, auch ganz normale Industriebetriebe können solche Netzwerke gründen. In OBEN sind gleich zwölf davon verbunden, und zwar in ziemlich unterschiedlicher Firmenstruktur und Größe: Hartsteinwerke Schicker, Fluorchemie Stulln, Heidelberg Cement, Hermann Trollius Kalk & Dolomit, Kalkwerk Rygol, Karl Schwinger, MD Papier, Pfleiderer Teisnach, Sebald Zement, Wolfgang Endress Kalk- und Schotterwerk, Bayerische Milchindustrie sowie Gebrüder Dorfner Kaolin- und Kristallquarzsand-Werke. Seit März 2019 existiert das Netzwerk, das zunächst auf drei Jahre angelegt ist.

Sechs Treffen innerhalb von gut einem Jahr zeigen: Man will von- und miteinander lernen, Energie bewusster einzusetzen. Konkrete Projekte wurden auch bereits gestartet. Beispielsweise erstellt die Bayerische Milchindustrie eG, in ganz Bayern präsent, gerade eine Dekarbonisierungsstrategie für zwei ihrer Werke in der Gemeinde Zapfendorf und den Markt Winzer. Und das Oberpfälzer Kalk- und Schotterwerk Hermann Trollius ist dabei, an all seinen Standorten zu prüfen, ob eine Eigenstromnutzung mit Kraft-Wärme-Kopplung möglich ist.

Ideen dafür holen sich die Netzwerker bei Besuchen, zum Beispiel beim Stadtwerk Haßfurt: Dort steht − wie berichtet − das von E&M ausgezeichnete BHKW des Jahres 2019. Einer der ersten kommerziellen Elektrolyseure, der H2 aus überschüssigem Windstrom produziert, ist dort in Betrieb. Die Rückverstromung erfolgt über genau jenes BHKW des Jahres.

KEENDrei Netzwerke der Gelsenwasser AG
Der westdeutsche Energie- und Wasserkonzern Gelsenwasser hat gleich drei „Kommunale Energieeffizienz-Netzwerke“, kurz KEEN, aufgebaut: Am Niederrhein, im Münsterland und in Ostwestfalen. Es ging unter anderem darum, „Verbräuche zu analysieren, um sie untereinander vergleichen zu können. Im Netzwerk werden die Ergebnisse nun diskutiert und Schwachstellen aufgedeckt.“ Mit Erfolg, wie Gelsenwasser-Bereichsleiter Bernhard Albers erklärt: „Das Bewusstsein für Klimaschutz ist in den vergangenen Jahren über alle Bereiche hinweg deutlich gestiegen. Die Teilnehmer des Netzwerks haben frühzeitig die Bedeutung erkannt und konnten während der Netzwerkarbeit den Energiebedarf in den teilnehmenden Kommunen systematisch senken.“

In allen drei Netzwerken arbeiten Gelsenwasser und Kommunen kooperativ zusammen. „Für jede Kommune wurde ein Maßnahmenprogramm entwickelt, ein Fahrplan für die Umsetzungen der nächsten Jahre. Es soll fortgeführt werden.“ Dabei habe man besonders die Sanierung wichtiger kommunaler Liegenschaften im Blick, heißt es von Gelsenwasser.
 

Heinz Wraneschitz
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Sonntag, 01.11.2020, 16:21 Uhr

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