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Enerige & Management > Stromnetz - Erster Entwurf des Netzentwicklungsplans 2035 veröffentlicht
Bild: Reparaturarbeiten am Stromnetz, Bild: Bayernwerk AG, Christian Poppe
STROMNETZ:
Erster Entwurf des Netzentwicklungsplans 2035 veröffentlicht
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW haben den ersten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2035 in der Version 2021 veröffentlicht.
 
Mit der Veröffentlichung des Netzentwicklungsplans (NEP) 2035 beginnt eine vierwöchige öffentliche Konsultation, an der bis zum 28. Februar 2021 online, per E-Mail oder schriftlich teilgenommen werden kann. Die Stellungnahmen fließen in den zweiten Entwurf des NEP ein, der anschließend der Bundesnetzagentur zur Prüfung übergeben wird. Das teilten die vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) am 29. Januar mit.

Wie auch in den vorherigen NEP zeige sich, dass die fortschreitende Energiewende einen höheren innerdeutschen Stromtransportbedarf zur Folge hat. Der steigende Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung sei der zentrale Treiber der Netzentwicklung. Dabei berücksichtige der Entwurf ein Energiesystem ohne Kernkraft und weitgehend ohne Kohleverstromung und bewege sich somit innerhalb der deutschen und europäischen energie- und klimapolitischen Vorgaben.

Drei Viertel des Stroms aus erneuerbaren Quellen

Der NEP 2035 (2021) blickt ausführlich in drei Szenarien erstmalig auf das Jahr 2035 und im Ausblick auf das Jahr 2040 und zeigt den Netzentwicklungsbedarf, um Deutschland weiterhin verlässlich und effizient mit Strom zu versorgen. Bezogen auf den Bruttostromverbrauch beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien zwischen 70 und 74 % im Jahr 2035 und 76 % im Jahr 2040. Diese Annahmen gehen von einer installierten Leistung erneuerbarer Energien zwischen 233 und 261 GW im Jahr 2035 und 268 GW im Jahr 2040 aus.

Der NEP 2035 (2021) dokumentiert, dass die Windenergie der zentrale erneuerbare Energieträger der Energiewende wird, insbesondere die Stromerzeugung in Nord- und Ostsee gewinne erheblich an Bedeutung. In allen Szenarien dieses NEP nimmt die Windenergie den größten Anteil am Energiemix ein. Jedoch ist auch bei der Photovoltaik mit einem starken Anstieg der installierten Leistung und damit der Erzeugung zu rechnen.

Investitionsvolumen von bis zu 76 Mrd. Euro

Das geschätzte Investitionsvolumen für die vorgeschlagenen Maßnahmen an Land liegt zwischen 72 und 76,5 Mrd. Euro. In dieser Summe sind bereits die Investitionen für das sogenannte „Startnetz“ enthalten. Darunter fallen Maßnahmen, für die bereits ein Planfeststellungsverfahren eröffnet wurde oder in Kürze eröffnet wird, die bereits planfestgestellt oder im Bau sind. Die Investitionen fallen über die Jahre verteilt an.

Um die energie- und klimapolitischen Vorgaben zu erreichen, sind insbesondere Netzverstärkungs-, aber auch -ausbaumaßnahmen erforderlich. Ein Großteil der Vorhaben ist bereits im Bundesbedarfsplan 2021 enthalten. Das Startnetz enthält 3.640 km AC-Leitungsmaßnahmen und 2.580 km DC-Leitungsmaßnahmen.

Im Zubaunetz umfassen die Maßnahmen zwischen 3.560 bis 3.685 km an AC-Leitungen, überwiegend als Netzverstärkungen, und zwischen 1.855 bis 2.385 km an DC-Leitungen im Jahr 2035, davon ein Großteil Offshore-Netzanbindungen. In den Szenarien A und B 2035 sind über den Bundesbedarfsplan 2021 hinaus rund 800 km AC- und DC-Maßnahmen erforderlich, im Szenario C 2035 sind es rund 1.450 km. Für das Offshore-Netz ergeben sich zur Integration von 28.000 bis 32.000 MW Windenergie Investitionen von 33 bis 38,5 Mrd. Euro für eine Strecke von 3.210 bis 3.860 km.


Dämpfung des Onshore-Netzausbaubedarfs

Eine Kombination verschiedener Maßnahmen soll eine bedarfsgerechte und auf das erforderliche Maß reduzierte Netzdimensionierung sicherstellen. Dazu gehören Annahmen zu durchschnittlichen Witterungsverhältnissen, die Spitzenkappung bei der Stromerzeugung von Onshore-Windkraft- und PV-Anlagen sowie eine Glättung der Stromnachfrage durch flexible Stromanwendungen wie Elektromobilität und Wärmepumpen.

Bei der Ermittlung des Netzoptimierungs-, Netzverstärkungs- und
Netzausbaubedarfs wurden explizit Technologien wie witterungsabhängiger Freileitungsbetrieb, der Einsatz von Hochtemperaturleiterseilen und Elemente zur aktiven Steuerung des Leistungsflusses berücksichtigt. Auch die Potenziale zukünftiger innovativer Technologien wie moderne Systemführungskonzepte und Netzbooster sind eingeflossen, teilen die ÜNB mit.

In allen Szenarien wird ein steigender Stromverbrauch angenommen. Dieser ergibt sich unter anderem aus der zunehmenden Elektrifizierung im Wärme- und Verkehrssektor sowie aus der zunehmenden Nutzung von Power-to-X-Technologien. Auch strombasierte Dekarbonisierungen im Industriesektor und der durch die Digitalisierung bedingte Mehrbedarf an IT-Rechenleistung tragen dazu bei.

Der NEP 2035 (2021)  steht im Internet zur Verfügung.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Freitag, 29.01.2021, 13:08 Uhr

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