„Mit dem Inkrafttreten des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes zum Jahresanfang hat sich die Stimmung deutlich verbessert", sagte Josef Pellmeyer auf der 18. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas Anfang Februar in Hannover. Das erkenne man nicht nur an dem „starken Zulauf an neuen Verbands-Mitgliedern" und der Entwicklung von Europas größter Biogas-Fachmesse − die Ausstellerzahl habe sich in den vergangenen drei Jahren auf rund 240 verdoppelt, die Ausstellungsfläche gar verdreifacht. Auch die Auftragslage hat sich nach Aussage des Präsidenten verbessert: „Im Anlagen-Segment mit einer elektrischen Leistung unter 250 kW nimmt die Nachfrage deutlich zu." Allerdings würden weniger Biogasanlagen über diesem Leistungsbereich geordert.
Ursache dafür sei der mit der EEG-Novelle eingeführte Güllebonus, der besonders den Bau einer Biogasanlage für den kleinen, viehhaltenden Betrieb interessant mache.„Die künftigen Anlagenbetreiber stellen nicht mehr ihre gesamte Landwirtschaft auf Biogas um, sondern sie behalten ihre Tierhaltung und schaffen sich mit der Energieerzeugung ein zweites Standbein", beobachtet Pellmeyer. Die Dimensionierung der Biogasanlagen falle dadurch kleiner aus. Doch die Bauern stellen sich auf diese Weise − mit Blick auf künftig schwankende Agrarpreise − breiter auf, lautet seine Einschätzung.
Biogas als zweites Standbein
Auch die Anhebung der Grundvergütung und des Bonus für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe biete der Branche wieder eine
Perspektive, heißt es aus Hannover. Zu Jahresbeginn 2008 hatten hohe Energiepflanzenpreise und eine unsichere politische Lage
die Nachfrage nach Biogasanlagen fast zum Erliegen gebracht. Jetzt verzeichnet der Fachverband auch von Seiten der Städte
und Gemeinden ein verstärktes Interesse an Biogas. „Gerade die Vergärung von biogenen Abfällen aus den braunen Tonnen stellt
für zunehmend mehr Kommunen eine interessante Option dar", so Pellmeyer.
Im Fachverband geht man davon aus, dass in diesem Jahr etwa 780 neue Biogasanlagen mit einer installierten Leistung von rund
200 MW ans Netz gehen werden. Das entspreche einem Investitionsvolumen von etwa einer Milliarde Euro.„Wenn über die KfW entsprechende
Mittel und eine 50-prozentige Haftungsfreistellung für die Finanzierung der Bioprojekte gewährleistet sind, könnten wir auch
noch mehr schaffen", so Pellmeyer.
Neben kleineren Biogasanlagen im KWK-Betrieb werden künftig aber auch immer mehr Biomethan-Einspeiseanlagen errichtet. Zum
Jahresende 2008 seien bundesweit 13 Anlagen in Betrieb gewesen, die zusammen rund 48 Mio. m³ aufbereitetes Biogas ins Erdgasnetz
speisen konnten. Rund 16 weitere Anlagen seien in Bau oder Planung. „Im VNG-Konzern werden derzeit drei Anlagen zur Biomethan-Einspeisung
geplant, die voraussichtlich 2010 in Betrieb genommen werden", heißt es beispielsweise bei der Balance VNG Bioenergie GmbH.
Die Tochtergesellschaft der VNG entwickelt unter
anderem das Bioerdgas-Geschäft der Leipziger Ferngasgesellschaft.
Neues Biomethanprodukt von bmp
Dass der Biomethan-Markt erst am Anfang seiner Entwicklung steht, lässt sich in Hannover auch am Stand der bmp greengas GmbH
erahnen. Das Münchner Unternehmen hat zum Jahresanfang ihre Biomethan-Handelsplattform um ein Produkt erweitert. „Neben den
bislang erhältlichen Biomethanprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen bieten wir nun auch Biomethan aus so genannten Kofermenten
wie beispielsweise Gemüseabputz oder Kartoffelschalen gemäß der EEG-Positivliste an", sagte bmp-Geschäftsführer Klaus Huber.
Seit dem Inkrafttreten des novellierten EEG dürfen Kofermente in Vergärungsanlagen mit Substraten aus nachwachsenden Rohstoffen
gemischt werden. Analog dazu darf Biomethan aus Kofermenten beim Einsatz in Blockheizkraftwerken mit Biomethan aus Nawaros
zusammen genutzt werden. „Aufgrund der günstigeren Herstellungskosten eignet sich Biomethan aus Kofermenten vor allem für
Beimischprodukte und zum Einsatz in Tankstellen", erklärte Huber. Die Handelsplattform bietet ihre Produkte sowohl als Spotlieferung
als auch im langfristigen, strukturierten Bezug an. Eingespeist wird das Ökogas derzeit in den Anlagen in Mühlacker und Pliening −
vertrieben wird es bundesweit.
Die Nachfrage nach Biogas und Vergärungsanlagen zieht dabei nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland
an.„Vielen Anlagenbauern hat das Auslandsgeschäft im vergangenen Jahr geholfen, das rückläufige Geschäft in Deutschland zu
kompensieren", erklärt Pellmeyer. Er erwartet, dass sich künftig noch mehr Firmen mit eigenen Niederlassungen im Ausland aufstellen.
Neben Deutschland mit rund 4 000 Vergärungsanlagen (mit etwa 1 400 MW elektrischer Gesamtleistung) und Österreich mit über
300 Anlagen setzt der Biogas-Boom nach Verbandsangaben nun auch in den osteuropäischen Ländern ein. Allein in der Tschechischen
Republik seien im vergangenen Jahr 40 neue Anlagen errichtet worden.
Die Anstrengungen der nationalen Verbände bündeln
Damit die europäische Biogas-Branche nicht nur auf Firmenebene enger zusammenrückt, wurde im Rahmen der Jahrestagung der Europäische Biogasverband EBA (European Biogas Association) aus der Taufe gehoben. Ziel des Verbandes mit Sitz in Brüssel ist die Förderung der Biogasproduktion in ganz Europa.„Mit der Gründung des europäischen Verbandes ist es nun möglich, die Anstrengungen der nationalen Verbände zu bündeln und den Informationstransfer zu optimieren", sagte Arthur Wellinger, Geschäftsführer des Biogas Forums Schweiz.„Die Länder mit beginnender Wachstumskurve können von der gesammelten Erfahrung bestehender Biogasländer profitieren", ergänzte der Präsident des neuen Verbandes. Laut Pellmeyer ermöglicht EBA, „die Interessen der nationalen Biogasverbände auf europäischer Ebene effizient zu bündeln und die in Brüssel anstehenden Gesetzgebungsverfahren im Sinne der Branche mitzugestalten".
Zu den Gründungsmitgliedern zählen Vertreter aus Deutschland, Italien, Lettland, Litauen, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Ungarn, der Tschechischen Republik sowie der Schweiz. Der Beitritt der schwedischen, französischen und dänischen Biogasverbände wird in den kommenden Monaten erwartet.
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Mittwoch, 18.02.2009, 15:07 Uhr