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Enerige & Management > Bilanz - Teyssen hinterlässt "wetter- und pandemiefesten" Eon-Konzern
Johannes Teyssen Bild: Eon
BILANZ:
Teyssen hinterlässt "wetter- und pandemiefesten" Eon-Konzern
Auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz präsentiert der scheidende Eon-Chef Johannes Teyssen nicht nur solide Geschäftszahlen. Das Unternehmen sei auch für die Zukunft gut aufgestellt.
 
Ja mei, ist denn kurz nach Frühlingsanfang schon Weihnachten? Dieser Eindruck ließ sich schnell auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz des Eon-Konzerns gewinnen. Die drei Vorstände Johannes Teyssen, Marc Spieker und Leonhard Birnbaum beschenkten Aktionäre, Medienvertreter und auch sich selbst mit ganz vielen guten Zahlen, wohlklingenden Statements und noch besseren Prognosen und höheren Dividenden.

Wie passend: Denn zum letzten Mal präsentierte Johannes Teyssen nach elf Jahren an der Spitze von Eon das Bilanzwerk. Teyssen reicht den Staffelstab Ende März an seinen Nachfolger Leonhard Birnbaum weiter. Zusammen mit Rolf Martin Schmitz, der Ende April den Vorstandsvorsitz beim RWE-Konzern frei macht, verlassen dieser Tage zwei Schwergewichte die heimische Energiewirtschaft. Mit schlechten Zahlen wollte sich Johannes Teyssen, der gut 30 Jahre lang für Eon inklusive aller Vorgängerunternehmen tätig gewesen ist, nicht verabschieden. So konnte der erstmals nach der Innogy-Übernahme voll konsolidierte Konzern seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 48 % auf gut 61 Mrd. Euro steigern. Beim bereinigten operativen Ergebnis gab es mit gut 3,8 Mrd. Euro ein Plus von 17 %, allerdings hatte Eon die Gewinnerwartung im vergangenen Sommer gesenkt.

Auch der bereinigte Konzernüberschuss fiel mit 1,6 Mrd. Euro ordentlich aus, Tendenz weiter steigend. Sozusagen der Knaller bei diesem Zahlenfeuerwerk war die Ankündigung, bei der britischen Vertriebstochter "NPower", dem größten Sorgenkind nach der Innogy-Übernahme, in diesem Jahr den Turnaround zu schaffen. Einen Gewinn von 100 Mio. britischen Pfund (rund 116 Mio. Euro) haben sich Teyssens Nachfolger Birnbaum und dessen neues Vorstandsteam für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, vor zwei Jahren lag der Verlust noch bei rund 232 Mio. Euro. Diese Trendumkehr in relativ kurzer Zeit geschafft zu haben, mache ihn "unverschämt stolz", so Teyssen.

Die vielen Weihnachtsgeschenke wurden durch die Ankündigung abgerundet, dass der Eon-Konzern seine Verschuldung schneller als erwartet abbauen wolle. Unter dem Strich bilanzierte Teyssen sichtlich zufrieden, habe sich das Eon-Geschäftsmodell als "wetter- und pandemiefest" erwiesen. Dass er Eon auf den richtigen Weg gebracht habe, unterstrich Teyssen mit folgenden Worten: "Die neue Eon hat in der größten wirtschaftlichen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg eindrucksvoll gezeigt, wie stark sie ist."

Eon wird, so die mehrmals wiederholte Ankündigung, die durch die Innogy-Übernahme angekündigten Synergien bis 2024 wie geplant umsetzen. Vorgabe sind bis dahin jährlich "wiederkehrende Einsparungen" von 780 Mio. Euro, 130 Mio. Euro davon sollen bereits erreicht sein. Dass der Umbau im Eon-Konzern noch nicht abgeschlossen ist, zeigen weiteren Zahlen: In den kommenden Jahren will der Essener Energiekonzern rund 10.000 seiner heute noch 78.000 Arbeitsplätze abbauen. 5.000 entfallen davon auf die Übernahme von Innogy.

Blick in die Zukunft

Die Eon-Welt wird nach Johannes Teyssen ein andere sein. Wohin die Reise geht, formulierte Finanzvorstand Marc Spieker so: "Wir sehen große Wachstumschancen, vor allem durch nachhaltige Investitionen in die künftige grüne, digitale und dezentrale Energiewelt" – Worte, die auch von einem Ökounternehmen stammen könnten. Die Energiebranche, aber auch Umwelt- und Klimagruppen werden sich auf ein anderes Auftreten von Eon einstellen müssen. Beispiel gefällig? "Wer nicht nachhaltig arbeitet, wird bald gar nicht mehr arbeiten. Aber wer Nachhaltigkeit mit seiner Arbeit vorantreibt, hat epochale Wachstumschancen", betonte der künftige Konzernchef Birnbaum. Wie glaubwürdig all das vermittelt wird, steht noch auf einem anderen Blatt.

Ab dem 1. April wird der heute 61-jährige Teyssen partieller Unruheständler werden. Auf die naheliegende Frage, was er künftig mache werde, wiederholte der langjährige Energiemanager die Sätze, die er schon vor Tagen gesagt hatte: "Erst mal runterfahren, die Festplatte neu formatieren, frei werden von dem, was bisher meinen Alltag bestimmt hat. In Ruhe werde ich dann schauen: Wo kann ich etwas mitgestalten, was macht mir Freude."
Kennzahl 2020 2019
Umsatz (in Mio. Euro) 60.944 41.284
Bereinigtes Ebit (in Mio. Euro) 3.776 3.220
Bereinigter Konzernüberschuss (in Mio. Euro) 1.638 1.526
Investitionen 4.171 5.492
Mitarbeitende 78.126 78.948
Quelle: Eon
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 24.03.2021, 15:42 Uhr

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