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Enerige & Management > Heizkraftwerke - Abschied nach 110 Jahren von Berliner Heizkraftwerk
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HEIZKRAFTWERKE:
Abschied nach 110 Jahren von Berliner Heizkraftwerk
Der Berliner Versorger Vattenfall nimmt das Heizkraftwerk Wilmersdorf vom Netz und startet im Juni 2021 mit dem Rückbau der drei weithin sichtbaren Schornsteine und Kesselhäuser.
 
Der Energiekonzern Vattenfall plant den Abriss eines weithin sichtbaren Wahrzeichens an der Berliner Stadtautobahn. Die drei markanten Schornsteine des Heizkraftwerks Wilmersdorf und die Kesselhäuser sind nunmehr überflüssig. Nach nunmehr 110 Jahren symbolisiert ihr Verschwinden zugleich den Weg zu Berlins Klimaneutralität. Der Energiestandort soll aber erhalten bleiben, versichert Vattenfall zugleich.

Bei der Strom- und Wärmeversorgung der Hauptstadt spielte das Heizkraftwerk Wilmersdorf in den letzten Jahren eher eine Nebenrolle als Ersatz während der Wartung anderer Anlagen oder in Spitzenzeiten. Bis Ende 2022 soll das Monument Berliner Energiegeschichte verschwunden sein.

Rückbau bis 2022

Derzeit sind noch zwei der drei vorhandenen Gasturbinen des HKW Wilmersdorf betriebsbereit. Ihre Stilllegung erfolgt zum 1. April 2021. Direkt im Anschluss starten die Rückbaumaßnahmen mit der Einrichtung der Baustelle. Ab der zweiten Juni-Hälfte wird ein „Kran-Riese“ aufgestellt, der die jeweils 102 Meter hohen Schornsteine und Kesselhäuser nacheinander von oben nach unten abträgt.

Im Jahr 2018 waren am Standort Wilmersdorf drei erdgasbasierte Heißwassererzeuger in Betrieb gegangen. Sie verfügen über eine thermische Leistung von insgesamt rund 120 Megawatt und können bei Bedarf benötigte Wärme schnell zur Verfügung stellen. Im Verbund mit den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen anderer Standorte dienen sie als Spitzenlastanlagen und sichern auch an besonders kalten Tagen eine zuverlässige Wärmeversorgung.
 
Das markante Heizkraftwerk Berlin-Wilmersdorf mit seinen drei Schornsteinen Bild: Vattenfall/A. Friese

Fernwärmeknoten bleibt

Der Energiestandort bleibe erhalten, weil das Gelände an der Forckenbeckstraße in Wilmersdorf weiter eine wesentliche Rolle für die Verteilung von Fernwärme spielt. Im Zuge der Berliner Wärmewende werde darüber hinaus an Plänen für die zukünftige Nutzung des Standortes gearbeitet, bei denen auch neue Anlagen für die nachhaltige Erzeugung von Stadtwärme betrachtet werden. Welche Technologie hier künftig zum Einsatz kommen wird, ist aber laut Vattenfall noch offen.

Das Land Berlin verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden und die Treibhausgasemissionen in der Stadt gegenüber 1990 um 95 % zu reduzieren. Dafür macht der Energieversorger die Heizkraftwerke und Energieinfrastrukturen in der Stadt zukunftsfähig. Nach dem Braunkohleausstieg 2017 und der Inbetriebnahme von zwei neuen hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenanlagen in Lichterfelde (2019) und Marzahn (2020) steht nun auf der nächsten Etappe bis 2030 der Ersatz der Steinkohle bei der Wärmeerzeugung im Fokus.

Energiereiche Geschichte

Wilmersdorf war 1911 errichtet worden und spielte besonders in den Nachkriegsjahren eine bedeutende Rolle bei der Sicherung der Stromversorgung Westberlins. Nach über 50-jährigem Einsatz ging das ursprüngliche Kraftwerk 1964 vom Netz. Mit dem Bau der heutigen Anlage wurde 1974 begonnen. Schnell stieg die thermische Leistung auf mehr als 300 MW - ausreichend für die zuverlässige Versorgung von 50.000 Haushalten mit Fernwärme. In seinen nunmehr 45 Betriebsjahren wurden zudem mehr als sechs Mio. MW Strom geliefert.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Montag, 29.03.2021, 16:18 Uhr

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