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Enerige & Management > Windkraft Onshore - Ärger am laufenden Band: Stadtwerke stoppen Windrad
Bild: John / Fotolia
WINDKRAFT ONSHORE:
Ärger am laufenden Band: Stadtwerke stoppen Windrad
Die Stadtwerke Münster ziehen die Notbremse. Nach langen Stillstandzeiten und viel Ärger mit den Anwohnern ist der Betrieb des Windrades in Loevelingloh vorerst eingestellt worden.
 
Schwere Vorwürfe richten die Stadtwerke Münster an den Hersteller der Windturbine General Electric. „Verursacht durch die anhaltenden technischen Probleme mit der Anlage haben wir massiv das Vertrauen in General Electric als Hersteller verloren“, wird Sebastian Jurczyk, Vorsitzender der Geschäftsführung, in einer Unternehmensmitteilung zitiert. „Bis GE uns tragfähige, vertrauenswürdige Lösungen unterbreitet, betreiben wir die Anlage nicht weiter.“

Immer wieder hätten technische Mängel dazu geführt, dass nur ein eingeschränkter Betrieb möglich war. Hinzu kamen aufwendige Nachmessungen sowie Abstimmungen mit der Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde, heißt es weiter. Jurczyk: „Unser Anspruch ist ein höherer, als GE ihn liefert und wir ziehen jetzt einen vorläufigen Schlussstrich unter die sehr unbefriedigende Situation für Bezirksregierung, Anwohner und nicht zuletzt auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Um was geht es genau? „Probleme mit der Tonhaltigkeit“ nennt eine Unternehmenssprecherin gegenüber unserer Redaktion. Anwohner hätten Belastungen durch Infraschall und Pfeiftöne genannt, es habe Klagen gegeben, immer wieder Versuche der Nachbesserung – von Anfang an. Wiederholt machte die 2017 errichtete Anlage Negativ-Schlagzeilen in der Regionalpresse, auch wegen monatelanger Stillstandszeiten und eben wegen der Bürgerproteste in Loevelingloh im Süden von Münster.

Spedition kündigt wegen Windturbine 25 Mitarbeitern

Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar eine spektakuläre Entscheidung der in Windradnähe ansässigen Spedition HTI im vergangenen Jahr. Nachdem es der Inhaberfamilie Hollenhorst in langen Rechtsstreitigkeiten nicht gelungen war, eine Stilllegung durchzusetzen, kündigte sie 25 Mitarbeitern. Jetzt arbeitet man nur noch zu fünft auf dem Betriebsgelände.

Von einer unerträglichen Situation war seitens der Firmenleitung die Rede und von gesundheitlichen Belastungen, durch die man außerstande sei, den Speditionsbetrieb „in dieser Art und Weise auf diesem Gelände fortzuführen“. Der Fuhrpark wurde eingestellt, langjährige Berufskraftfahrer mussten gehen, auch kaufmännische Mitarbeiter waren betroffen.

Wie es jetzt mit HTI weitergeht, nachdem das Windrad still steht, will die Redaktion von Geschäftsführerin Antje Hollenhorst wissen. Die bleibt skeptisch. Nur eines scheint ihr sicher: So wie es einmal war, wird es nicht wieder. Auch nimmt sie die Stadtwerke Münster mit in die Pflicht. Nicht nur der Hersteller, auch der Betreiber trage eine Mitverantwortung. Wie sie sagt, habe es seitens GE Hinweise gegeben, dass es sich um einen Prototyp handle, der nicht so nah an bebautem Gebiet errichtet werden sollte.

Hollenhorst berichtet von den gesundheitlichen Belastungen durch den Infraschall, von einem ständig auf dem ganzen Körper lastenden Druck. „Vielleicht werden wir das in Maßen wieder aufbauen“, erklärt sie. Schließlich habe man dort eine 20.000 Quadratmeter große Logistikhalle. Aber dazu müsse man erstmal sehen, wie das mit dem Windrad ausgeht.

Mit den anderen 20 Anlagen, die sich im Münsterland drehen, ist man bei den Stadtwerken, die sich seit 1992 in Sachen Windkraft engagieren, unterdessen zufrieden. Hier laufe die Stromproduktion störungsfrei. Bei Nummer 21 liege der Ball jetzt beim Hersteller, wie es heißt. Den Juristen dürfte die Arbeit also nicht ausgehen.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Freitag, 05.03.2021, 15:31 Uhr

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