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Enerige & Management > Bilanz - Aufschwung bei EnBW hält an
Bild: Fotolia.com, Rynio Productions
BILANZ:
Aufschwung bei EnBW hält an
Der Energiekonzern EnBW erfüllt seine Ziele, die er sich 2013 nach der Neuausrichtung gesetzt hat und setzt auf weiteres Wachstum für die kommenden Jahre.
 
Da sage noch einer, die Energiewende trete auf der Stelle. Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) beweist das Gegenteil. Entfielen beim Energiekonzern aus dem Südwesten vor dem nuklearen Super-Gau im japanischen Fukushima 2011 etwa 80 % des Ebitda auf die Atom- und Kohleverstromung sowie die entsprechenden Handelsgeschäfte, so erwirtschaftet das Unternehmen heute die gleiche Quote mit seinen erneuerbaren Energien und Netzen. Diese Zahl gehörte zu den Highlights, die Konzernchef Frank Mastiaux und Finanzvorstand Thomas Kusterer bei der digitalen Bilanzpressekonferenz für das zurückliegende Geschäftsjahr präsentiert haben.

Das EnBW abgesehen von minimalen Einbußen im Vertriebsgeschäft bislang ausgesprochen gut durch die Corona-Wirren gekommen ist, konnte das Duo mit folgenden Zahlen zeigen: Bei einem Umsatz von rund 19,7 Mrd. Euro (plus 1,3 %) stieg der Betriebsgewinn (Adjusted Ebitda) im Vergleich zu 2019 um 14,3 % auf 2,8 Mrd. Euro - immerhin die vierte Steigerung in Folge. Für diesen anhaltenden Aufschwung haben insbesondere das Netzgeschäft und der kontinuierlich erfolgte Ausbau des eigenen grünen Portfolio gesorgt. In diesem Sektor haben im vergangenen Jahr vor allem der Start der beiden Offshore-Windparks Hohe See und Albatros in der Nordsee positiv beigetragen.

Kleiner Wermutstopfen unter dem (Bilanz-)Strich: Der Konzernüberschuss sank um 19 % auf 596,1 Mio. Euro. Diesen Rückgang erklärte Finanzvorstand Kusterer mit einer stichtagsbezogenen Bewertung des konzerneigenen Wertpapierportfolios. Dennoch können sich die Aktionäre, allen voran das Land Baden-Württemberg selbst und viele Kreise im Ländle, über eine deutlich gestiegene Dividende freuen. Statt 70 Cent wie zuletzt soll es für das letztjährige Geschäftsjahr eine Ausschüttung von immerhin einem Euro je Anteilsschein geben.

Die beiden EnBW-Vorstände nutzten die digitale Schalte nicht nur, um die schnöden, aber ziemlich positiven 2020er Bilanzzahlen zu präsentieren, sondern auch eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. 2013 hatte sich EnBW, vor Fukushima das Unternehmen mit dem höchsten Atomstromanteil bei der Erzeugung unter den großen Energie-Companies hierzulande, unter dem zwischenzeitlich engagierten Vorstandschef Frank Mastiaux eine komplette Neuausrichtung verordnet. Danach sollte der Anteil der grünen Energien auf mehr als 40 % bei der Erzeugungskapazität bis Ende des Jahrzehnts steigen, um die wegfallenden Atom- und Kohlemengen zu kompensieren.

Und nicht nur das: Das bereinigte Ebitda, so der damalige Plan, sollte wieder das Niveau von 2012 erreichen, nämlich 2,4 Mrd. Euro. „Wir haben erreicht, was wir uns 2013 für das Jahr 2020 vorgenommen haben, einen Großteil der Ziele sogar übertroffen“, betonte Frank Mastiaux, den 2020 eine unabhängige Jury zum „Energiemanager des Jahres“ gewählt hatte.

Bis Mitte dieser Dekade hat sich der EnBW-Vorstand eine neue Zielmarke gesetzt. „Wir wollen 2025 ein Ergebnis von über drei Milliarden Euro realisieren und dafür zwölf Milliarden Euro investieren", sagte der EnBW-Chef. Diese Gelder sollen vornehmlich in den weiteren Ausbau der grünen Energien, in das Netz- und Breitbandgeschäft, aber auch in neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität, Telekommunikation und nachhaltige Quartiersentwicklung fließen. Insbesondere beim Aufbau von Schnellladesäulen und innovativen Stadtquartieren hatte die EnBW zuletzt durch größere Projekte bundesweit auf sich aufmerksam machen können.

2020 hatte der Konzernvorstand angekündigt, das Unternehmen bis 2035 klimaneutral zu machen. In diesen Zusammenhang passt eine Ankündigung von Mastiaux bei der Bilanzpressekonferenz: EnBW wolle in den kommenden Wochen gezielt auf die Kommunen in Baden-Württemberg zugehen, wo das Unternehmen derzeit noch ein Kohlekraftwerk betreibt und einen „Fuel Switch“ – aller Voraussicht nach Richtung Erdgas - plane. Womit sich schnell die Frage aufdrängt, ob EnBW von einem früheren Kohleausstieg als 2038 ausgeht. Auf dieses Datum hatte sich die Bundesregierung nach Empfehlungen der Kohle-Kommission zuletzt festgelegt. „Alle Anzeichnen deuten darauf hin, dass das Aus für die Kohle wohl früher kommt“, sagte Mastiaux vielsagend.

Die EnBW-Bilanz 2020
 
Kennzahl 2020 2019
Umsatz (in Mio. Euro) 19.696 19.435
Adjusted Ebitda (in Mio. Euro) 2.781 2.432
Konzernüberschuss (in Mio. Euro) 596,1 734,2
Mitarbeiter 24.655 23.293
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 25.03.2021, 16:07 Uhr

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