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Enerige & Management > Wasserstoff - Luftverkehr und Wärmemarkt klimafreundlich umrüsten
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WASSERSTOFF:
Luftverkehr und Wärmemarkt klimafreundlich umrüsten
Der Nationale Wasserstoffrat hat sich in seiner Sitzung am 16. April mit Flugverkehr und Wärmemarkt befasst. In beiden Bereichen könnte Wasserstoff zur Dekarbonisierung beitragen.
 
In seiner Stellungnahme „Wasserstoff für die Luftfahrt in Deutschland“ entwirft der Wasserstoffrat Konzepte für eine klimaneutrale Luftfahrt. Neben veränderten Flugzeug- und Antriebskonzepten spielen dabei auch nachhaltige Energieträger wie synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff, geänderte Flugrouten und Verkehrsverlagerungen eine wichtige Rolle. Die Vision für die Zukunft der Luftfahrt sei das emissionsfreie Flugzeug, das weder im Flug- noch im Bodenbetrieb Schadstoffe emittiert.

Wasserstoff eliminiere CO2-Emissionen im Flug und könne kohlenstofffrei hergestellt werden. Berücksichtige man auch Nicht-CO2-Emissionen und die Unsicherheiten bei diesen Effekten, so zeigen neueste Schätzungen, dass die Wasserstoff-Direktverbrennung die Klimaauswirkungen im Flug um 50 bis 75 % reduzieren könnte und ein mit den Turbinen gekoppelter Brennstoffzellenantrieb weitere Effizienzgewinne bringt. Für den breiten Einsatz von Flugzeugen mit Wasserstoff-Antrieb müssen mehrere technologische und wirtschaftliche Probleme gelöst werden, mahnt der Rat.

Der Nationale Wasserstoffrat empfiehlt deswegen die Entwicklung eines langfristigen, politisch europaweit-abgesicherten Planes zur Dekarbonisierung des Flugverkehrs. Dieser soll die Potentiale von Wasserstoff und weiterer nachhaltiger Flugkraftstoffe bewerten und gleichzeitig der Komplexität der Luftfahrt, ihrer internationalen Verflechtungen, den volkswirtschaftlichen Implikationen sowie den enorm hohen Sicherheitsanforderungen Rechnung tragen.

Keine Festlegung für den Wärmesektor ohne neue Studie

Um bei der notwendigen „Dekarbonisierung des Wärmesektors“ Fortschritte zu erzielen, hat der Rat empfohlen, eine Studie in Auftrag zu geben. Ziel sei mit ihrer Hilfe im Frühjahr 2022 Empfehlungen an die Bundesregierung auf einer präzisen Daten- und Erfahrungsgrundlage abzugeben. Sie sollen im Sinne einer Roadmap Optionen aufzeigen für einen dekarbonisierten Wärmemarkt 2050.

Der Nationale Wasserstoffrat fordert, dass die Politik bis dahin keine Grundsatzentscheidungen für oder gegen einen Wärmemarkt mit grünen Gasen bzw. Wasserstoff trifft. Bis spätestens 2050, so sehen es die Pläne der EU vor, muss dieser lokal und regional organisierte Sektor klimaneutral versorgt sein. Dabei stellt sich die Frage nach einem volkswirtschaftlich kosteneffizienten und für den Wärmenutzer bezahlbaren Erreichen dieses Zieles.

Wirtschaftlichen Übergang in die dekarbonisierte Wärme bahnen

Neben den wichtigen ökonomischen Aspekten seien zudem die Akzeptanz, Versorgungssicherheit und Resilienz des Transformationspfades von elementarer Bedeutung, schreibt der Rat. So müssten die Auswirkungen neuer, klimaneutraler Formen der Wärmebereitstellung auf Infrastruktur, Umstellungskosten, technische Umsetzbarkeit, systemische Gesamteffizienz und langfristige Nachhaltigkeit hin untersucht werden.

Mit Blick auf Kostenentwicklungen, Technologie- und Implementierungskapazitäten müssten geeignete Übergangspfade im Zeitablauf sowie geeignete Förderung definiert werden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass Wärme oftmals hochgradig regionale und lokale sowie ganz erhebliche saisonale Spezifika aufweist und heterogen bezüglich Temperaturniveaus ist. Die Dekarbonisierung des Wärmemarkts erfolge dabei im Kontext der Transformation des gesamten Energiesystems, was in einer Analyse angemessen zu berücksichtigen ist.

Ziel der Studie

Die Bottom-Up-Studie solle daher alternative Transformationspfade hin zu einer klimaneutralen Wärmebereitstellung bis 2050 herausarbeiten – unter Einbindung einer in Bezug auf Versorgungsgebiet und Netzstruktur repräsentativen Auswahl kommunaler Gebietskörperschaften und ihrer Versorgungsunternehmen. Dabei sollten zunächst die zugrundeliegenden Prämissen auf Basis aktuellster Kosten- und Technologiedaten ermittelt und transparent dargestellt werden. Anschließend sollten verschiedene Pfade abgeleitet und anhand von Bewertungskriterien analysiert werden, fordert der Wasserstoffrat.

Der Nationale Wasserstoffrat wird geleitet durch Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin a.D. Seine Aufgabe ist es, den Staatssekretärsausschuss für Wasserstoff durch Vorschläge und Handlungsempfehlungen bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Wasserstoffstrategie zu beraten und zu unterstützen.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 20.04.2021, 15:54 Uhr

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