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Enerige & Management > Klimaschutz - Mehr Anstrengungen für Klimaschutzziele bis 2030 nötig
Bild: Shutterstock, Romolo Tavani
KLIMASCHUTZ:
Mehr Anstrengungen für Klimaschutzziele bis 2030 nötig
Politik und Verbände kommentierten das erreichte Klimaschutzziel für 2020 unterschiedlich. Weitere Anstrengungen seien aber nötig, um Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.
 
Laut dem Bericht des Umweltbundesamtes (UBA) hat Deutschland mit 40,8 % Reduktion von Treibausgasen gegenüber 1990 sein Jahresziel für 2020 erreicht. Ein Drittel der Reduktion von 8,7 % gegenüber 2019 war allerdings dem gesunkenen Verkehrsaufkommen und dem Energieverbrauch in der Industrie durch die Corona-Pandemie zuzuschreiben. Daher könnte der Erfolg nicht von Dauer sein, befürchten Vertreter aus Politik und Verbänden.

Die stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Bundestag, Matthias Miersch und Sören Bartol, zeigten sich zufrieden: „Unsere klimapolitischen Maßnahmen wirken.“ Als Beispiele nennen sie den Hochlauf der Elektromobilität, die CO2-Minderungen in der Industrie und den Kohleausstieg. Bei den erneuerbaren Energien hätten die Aufhebung des Solardeckels 2020 und der umlagebefreite Eigenverbrauch zu einem großen Schub geführt. „Trotzdem brauchen wir bei den erneuerbaren Energien noch ehrgeizigere verpflichtende Ziele aller politischen Ebenen und verlässliche Ausbaupfade“, schlossen sie.

Das forderte auch VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Noch in dieser Legislaturperiode müssen wichtige Entscheidungen für die Energiewende gefällt werden.“ Dazu gehörten unter anderem die zügige Erhöhung der Ausbaukorridore für die erneuerbaren Energien, die Stärkung des Windenergieausbaus sowie die Beschleunigung des Repowering. „Nur wenn bestehende Investitionsbremsen zügig gelöst werden, können auch die Klimaziele für 2030 erreicht werden“, sagte er.

Gebäudesektor endlich auf Kurs bringen

Zur Verfehlung der Klimaziele der Bundesregierung im Gebäudesektor um zwei Mio. t CO2 erklärte Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/die Grünen: „Die Minister Altmaier und Seehofer und müssen nun Maßnahmen vorlegen.“ Zuallererst müssten Subventionen für neue Gasheizungen gestrichen werden. Notwendig seien außerdem moderne Energiestandards für Neubauten und Sanierungen sowie gezielte Förderprogramme und -instrumente, sagte Verlinden.

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) kritisierte die Zielverfehlung ebenfalls. „Die Bundesregierung muss mit dem Sofortprogramm den Rahmen dafür schaffen, schnell die Gebäude mit den höchsten Verbräuchen zu modernisieren“, forderte Noll. Darüber hinaus müsse sie konsequent Klimaschutz und konjunkturelle Wiederbelebung verbinden. „Innovative und wirtschaftliche Energieeffizienzlösungen dafür stehen längst in den Startlöchern“, sagte er.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und Bundesarchitektenkammer (BAK) fordern die Regierung zum sofortigen Handeln bei der Sanierung von Bestandsgebäuden auf. Eine Million Bestandsgebäude müssten pro Jahr klimaneutral saniert werden. Dafür solle die Bundesregierung eine Million Sanierungsfahrpläne jährlich an Hauseigentümer verschenken, um ihnen die richtigen Schritte zu zeigen.

Mehr Treihausgase aus dem Verkehr erwartet

„Ohne die Corona-Pandemie hätte auch der Verkehrssektor sein Ziel verfehlt“, erinnerte Patrick Graichen, Direktor Agora Energiewende. Für die kommenden Jahre sei zu befürchten, dass Deutschlands Treibhausgasemissionen wieder steigen wegen Corona-Nachhol-Effekten und dem fehlenden Ausbau von Wind- und Solaranlagen. Außerdem müsse die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz überarbeiten, da die auf EU-Ebene beschlossenen höheren Ziele für 2030 noch nicht berücksichtigt seien, sagte Graichen.

Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) begrüßte, dass die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes für das Jahr 2020 im Verkehr erreicht wurden. Knapp 12 Mio. Tonnen CO2-Einsparung seien ein Erfolg des verstärkten Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. „Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung fehlen bislang weitgehend“, kritisierte Baumann zugleich die Politik.

Ausbau der erneuerbaren Energie Basis des Klimaschutzes

Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner kommentierte: „Dieser kurzfristige Erfolg droht zu verpuffen, sobald das Virus besiegt ist.“ Nur wenn die Bundesregierung jetzt an den großen Stellschrauben drehe, würden die Emissionen auf Dauer sinken und das Land sich in eine krisenfeste Zukunft bewegen. „Dabei führt kein Weg vorbei an einem Enddatum für Verbrennermotoren und dem massiven Ausbau von Wind- und Sonnenstrom“, forderte sie.

Die Umweltorganisation BUND verlangt mit insgesamt 85 anderen Verbänden, Organisationen und Kirchen, das deutsche Klimaziel noch vor der Sommerpause des Bundestags deutlich anzuheben. „Wir brauchen mindestens 70 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2030 gegenüber 1990“, sagte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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