• Strom-Spot sinkt wegen mehr Windstroms um fast 40 Euro
  • Gericht bestätigt Baustopp für Gasprojekt bei Borkum
  • Düsseldorf verlängert mit Vorständin und Arbeitsdirektorin
  • Experten fordern Grundgesetz-Änderung für mehr Klimaschutz
  • Renaissance der Diesel-Busse durch knappe Kassen
  • Wer zahlt für den Netzumbau?
  • Das „Forum Systemstabilität“ nimmt die Arbeit auf
  • Elektromobilitäts-Verband trennt sich von Gründer Kurt Sigl
  • DWV legt „Fahrplan“ zum Hochlauf der H2-Wirtschaft vor
  • Insolventer deutscher PV-Vertrieb Eigensonne ist gerettet
Enerige & Management > Wasserstoff - Mehr Zuversicht und Freiräume gefragt
Diskussionsrunde bei der BBH-Wasserstofftagung, Bild: E&M
WASSERSTOFF:
Mehr Zuversicht und Freiräume gefragt
Für mehr Mut und Zuversicht beim Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft plädierten Verbände auf einer Wasserstofftagung. Freiräume zur Entfaltung des Marktes seien jetzt wichtig.
 
Als einen wichtigen Paukenschlag sieht Ingbert Liebing die angehobenen Klimaschutzziele Deutschlands: "Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist zusätzlich Schwung ins Thema gekommen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen /(VKU) auf einer Wasserstofftagung der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) am 18. Mai. Diesen Schub gelte es jetzt für den Markthochlauf der Wasserstofftechnologie zu nutzen.

Die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion rückte dabei schnell in den Mittelpunkt. Wie Holger Lösch anführte, habe der Staat dafür Sorge zu tragen, dass CO2-freie Technologien wie Wärmepumpen, Erneuerbare und Elektrolyseure hochskaliert und damit wirtschaftlicher werden. Ansonsten werde sich die Regierung mit ihrer Verpflichtung, allen in dieser Transformation zu helfen, übernehmen, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). "Man kann nicht ein Land auf einen extrem ambitionierten Pfad schicken, aber dann die Geschwindigkeit, in der die notwendigen Mittel zur Umsetzung bereitgestellt werden, niedrig halten."

Veraltete Zusammensetzung des Strompreises

Als mögliche Tempomacher nannten die Teilnehmer der Diskussionsrunde zuvorderst den Strompreis. Für die heimische Erzeugung von Wasserstoff müsste dieser von allen Lasten befreit werden. Auch die Anforderungen an die Produktion des grünen Wasserstoffs müssen so flexibel wie möglich gestaltet werden. Insbesondere in der Phase des Übergangs gelte es, die Unternehmen bei ihren Investitionen zu unterstützen und etwa von den erhöhten Betriebskosten zu entlasten. "Dazu müsste man auch den europäischen Beihilferahmen anpassen", fordert Lösch. 

"Strom ist zu teuer, nicht weil er zu teuer produziert wird, sondern weil zu viel staatliche Bestandteile draufliegen", ergänzte Liebing. Diese hätten vor 20 Jahren, als der Anreiz für einen niedrigeren Stromverbrauch geschaffen werden sollte, noch Sinn ergeben. "Aber jetzt wollen wir mit dem sauberen CO2-freien Strom ja viel mehr machen. Wir wollen damit Autofahren, heizen und unser ganzes Leben damit gestalten." Liebing warb für ein ambitionierteres Vorgehen bei der CO2-Besteuerung. Nur so würden CO2-freie Technologie wettbewerbsfähiger und die Sektorkopplung wirtschaftlicher.

Dezentrale Wasserstoffwirtschaft in den Fokus stellen

Zu wenig Aufmerksamkeit sieht Andreas Kuhlmann bei der dezentralen Nutzung von Wasserstoff. "Immer öfter höre ich, wie Wasserstoff Teil eines integrierten Energiekonzeptes wird − in einem Quartier, in einem Industriepark oder in einem Fuhrpark", so der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Dafür gelte es die Augen offenzuhalten.

Zuspruch bekam Kuhlmann von Liebing: "Wir müssen die Potenziale von dezentraler Erzeugung und dezentraler Nutzung stärker in den Fokus rücken." Zwar sei es "gut und richtig", was die Bundesregierung mit ihrer Wasserstoff-Strategie und dem Fokus auf die Industrie auf den Weg gebracht habe, aber da wollen wir nicht stehenbleiben", betonte Liebing. Es gäbe für den Wasserstoff noch viel mehr Potenzial, so Liebing mit Verweis auf das kürzlich erschienene VKU-Positionspapier "Zukunft des Wasserstoffs" (wir berichteten).

In diesem führt der Verband, 18 kommunale Praxisbeispiele zum Einsatz von Wasserstoff vor Ort auf. "So viele Akteure machen sich auf den Weg, um die Potenziale von Wasserstoff zu entwickeln. Ich finde es schlichtweg unverantwortlich, dass dies in der Politik der Bundesregierung so wenig Berücksichtigung findet."

Erneuerbare und Wasserstoff als "Dream-Team"

Der Wasserstoff und seine Derivate können dem volatilen erneuerbaren Strom das geben, was er nicht hat, "nämlich eine gute Transport- und Speicherfähigkeit", so Holger Lösch. Er zeigte sich überzeugt, "dass Wasserstoff und erneuerbarer Strom zusammen das Dream-Team bilden, mit dem man die Klimawende vollenden kann".

In dieser Dekade müssten die Grundlagen der Wasserstoffwirtschaft zügig gelegt werden, damit in den 2030er Jahren die Wasserstofftechnologie im großen Stil zu Einsatz gebracht werden kann. Liebing warnte hierbei davor, die nächste Dekade als "ferne Zukunft" abzutun. Sätze wie "wir haben noch gar nicht das Potenzial" und "das ist viel zu teuer" würden Unternehmer nicht dazu ermuntern, jetzt in diese Technologien zu investieren.

"Wir brauchen jetzt den Mut, diesen Weg zu gehen, und zwar zügig." Klare Zukunftsperspektiven und politische Rahmen seien jetzt vonseiten der Regierung für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gefragt, so der VKU-Hauptgeschäftsführer. Wichtig sei zudem, dass der Staat nicht zu sehr einenge und den Markt so reguliere, dass er sich nicht entfalten kann. 
 

Davina Spohn
Redakteurin
+49 (0) 8152 9311 18
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 19.05.2021, 14:43 Uhr

Mehr zum Thema