• Feiertage geben Preisen eine Pause
  • Energie gesucht im Chemiepark
  • Gelsenwasser erzielt 2023 gutes Ergebnis
  • VBEW ab Juli mit einer neuen Doppelspitze
  • Ford stattet Händler mit Schnellladestationen aus
  • Anschluss von Rüdersdorf ans Kernnetz unter Vorbehalt
  • Stadtwerke entwickeln Prosumer-Plattform
  • SaaS-Anbieter Ecoplanet sammelt weitere 3,5 Millionen Euro ein
  • Zeppelin meldet zweitbestes Jahr der Firmengeschichte
  • Österreich: CO2-Emissionen sinken um 5,3 Prozent
Enerige & Management > Erdgasfahrzeuge - Moleküle tanken statt Elektronen
Bild: Jonas Rosenberger / E&M
ERDGASFAHRZEUGE:
Moleküle tanken statt Elektronen
Die Gasbranche plädiert dafür, nicht allein auf Elektromobilität zu setzen. In einer Online-Konferenz präsentierte sie erneuerbare Gase als heute verfügbare Technik, nicht nur für Lkw.
 
Der Verkehrssektor ist mit einem Ausstoß von knapp 166 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten auch im Jahr 2019 das Sorgenkind der Energiewende. „In Sachen Emissionsminderung tritt der Mobilitätssektor seit 1990 nahezu auf der Stelle“, sagte Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas auf einer Online-Konferenz. Dabei könnten Gas-Technologien bereits heute dazu beitragen, nicht nur CO2-, sondern auch Stickoxid-, Schwefel-, Feinstaub- und Lärmemissionen zu reduzieren, so sein Appell.

Neben der Nutzung von konventionellem Erdgas in Form von CNG (komprimiertem Erdgas) und LNG (Flüssigerdgas) gewännen aktuell auch grüne Gase wie Biomethan und Wasserstoff zunehmend an Relevanz. Diese ermöglichten schon heute praxistaugliche und nahezu klimaneutrale Mobilität, stellte Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) fest.

Biogas klimafreundlicher als Batterie

„Gasantriebe sind technisch ausgereift, kostengünstig verfügbar und garantieren im Vergleich zu anderen Antriebsalternativen bei allen Witterungsbedingungen hohe Reichweiten“, sagte Linke. Anders als elektrische Fahrzeuge hätten sie auch nicht den zusätzlichen Treibhausgas-„Rucksack“ aus der Batterieproduktion zu schultern. Schon heute leisteten PKW, LKW oder Busse mit Gasantrieb einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.

Beim Symposium Zukunft Gas-Mobilität am 2. März werde es daher um politische Rahmenbedingungen gehen, um den neusten technologischen Entwicklungen zu Durchbruch zu verhelfen. Momentan steigen die Zulassungszahlen vor allem im Schwerlastbereich, sagte Kehler. Von knapp 10.000 neu zugelassenen Gasfahrzeugen im Jahr 2019 waren 1.300 Erdgaszugmaschinen. „Über 50 Prozent der Gasttankstellen haben Biogas im Angebot, damit kann man heute schon klimaneutral fahren, anders als mit Strom, der im aktuellen Mix immer noch 500 Gramm CO2 pro Kilowattstunde enthält“, argumentierte er. 

Gasantriebe im Kommen

Allein im Jahr 2020 habe sich die Zahl der Gastankstellen fast vervierfacht und für dieses Jahr sei ein ähnliches Wachstum abzusehen. Daher werde es immer leichter, eine Zapfsäule zu finden. Mit der im Jahr 2020 auf 48.000 t Gas verdreifachten Menge seien gegenüber Dieselkraftstoff 36.000 t CO2 vermieden worden, rechnete Kehler vor.

Nun gelte es, auch den politischen Rahmen förderlich auszurichten. Das bedeute vor allem, durch die EU-Kommission, die CO2-Flottenregulierung anzupassen. Heute werde für die Mittelwerte über alle Fahrzeuge nur die Tank-to-wheel-Logik angewandt. Das heißt, nur wie viel Treibhausgas zwischen Tank und Fahrtstrecke freigesetzt wird. Künftig müsse es eine Well-to-wheel-Logik geben. die auch die Herkunft des Tankinhalts berücksichtigt. Dann schlügen Biomethan und andere erneuerbar hergestellte Kraftstoffe positiv zu Buche und lohnten sich für die Hersteller, meint Kehler.

Große Chancen im Schwerlastverkehr

Linke sagte: „Wir sehen als Gasbranche die Chance, grünen Wasserstoff aus Elektrolyse oder Pyrolyse herzustellen oder auch blauen Wasserstoff aus Erdgas mittels Abscheidung des CO2 einzusetzen.“ Schon 2030 könnte damit die Hälfte des deutschen Schwerlastverkehrs emissionsfrei fahren. „Das Potenzial an Biogas ist vorhanden“, versicherte Linke.

Für die Transportbranche berichtete Rene Reinert, Geschäftsführer von Reinert Logistik, über seine guten Erfahrungen mit Gas-Lkw. Seit 2019 habe sein Unternehmen 300 von 550 Fahrzeugen durch LNG-Lkw ersetzt. Dank großer Tanks hätten sie eine Reichweite von 1.300 bis 1.600 Kilometer, was vor allem beim anfangs weitmaschigen Tankstellennetz notwendig war. Künftig wären kleinere Tanks zur Gewichtsreduktion möglich.

Er lobte, dass die höheren Anschaffungskosten teilweise durch die Förderung kompensiert wurden und auch die Mautbefreiung lohne. „Allerdings nehmen unsere Kunden gern das grüne Transportsiegel, wollen aber nicht mehr bezahlen.“ kritisierte Reinert. Er könne so Klimafreundlichkeit im Abgas und leisere Transporte ohne Förderung nicht gegenfinanzieren.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
+49 (0) 151 28207503
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 02.03.2021, 09:01 Uhr

Mehr zum Thema