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Enerige & Management > Photovoltaik - Nachbesserungen für eine höhere Doppelernte
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PHOTOVOLTAIK:
Nachbesserungen für eine höhere Doppelernte
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern der Deutsche Bauernverband und das Fraunhofer-Solarforschungsinstitut ISE bessere Rahmenbedingungen für die Agri-PV-Nutzung.
 
Ein nicht alltägliches Bündnis haben der Deutsche Bauernverband (DBV) und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE geschmiedet. Der mächtige Lobbyverband und Europas größtes solares Forschungsinstitut kämpfen gemeinsam, damit es künftig verbesserte Rahmenbedingungen für die Agri-Photovoltaik, kurz Agri-PV genannt, gibt.

„Die Integration der Agri-PV in die EEG-Innovationsausschreibungen ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betonte Professor Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer ISE, auf einer gemeinsam mit dem DBV organisierten digitalen Pressekonferenz, „dabei darf es aber nicht bleiben.“

ISE und DBV kritisierten unter anderem die vorgesehene Regelung, den Einsatz der Kombi-Anlagen nur auf Ackerflächen zu begrenzen. „Erfahrungen aus anderen Ländern und erste Pilotprojekte in Deutschland zeigen, dass sich Agri-PV-Konzepte insbesondere auch für die Anwendung im Obst- und Dauerkulturen eignen“, heißt es in einen gemeinsam erarbeiteten Positionspapier. Grundsätzlich sollte der Betrieb von Agri-PV-Anlagen auf allen landwirtschaftlichen Nutzflächen möglich sein und gefördert werden.

Was in anderen Ländern bereits der Fall ist: Im vergangenen Jahr sind im Agri-PV-Segment, so ISE-Chef Bett, dutzende Projekte mit zusammen rund 2.000 MW Leistung in Betrieb gegangen. Allein in Italien sollen nach vorliegenden Informationen mehrere Projekte mit gleicher Gesamtleistung geplant sein. Dagegen steckt die Nutzung der Agri-PV in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Nach Betts Übersicht gibt es hierzulande nur wenige Pilotprojekte, die es zusammen auf wenige hundert Kilowatt Leistung bringen.

Damit die Agri-PV hierzulande wirklich einen Aufschwung erlebt, drängt Udo Hemmerling, stellvertretender DBV-Generalsekretär, darauf, „dass von Seiten der Politik schnellstens geklärt wird, was alles unter Agri-Photovoltaik fällt oder nicht.“ Eine große Freiflächenanlage, die zufälligerweise auf einer Ackerfläche stehe, könne nicht automatisch als „Agri-PV“ firmieren.

Nicht die einzige Forderung von Hemmerling: Für den DBV muss es bei den künftigen Innovationsausschreibungen ein festes Kontingent für die Agri-PV geben – angesichts der absehbaren Konkurrenz von Floating-PV-Projekten oder Solar-Überdachungen auf Parkplätzen: „Es ist durchaus vorstellbar, dass die Agri-PV unter den momentanen Ausschreibungsbedingungen 2022 leer ausgeht.“ Damit mehr Landwirte auf die Agri-PV umschwenken, muss es für Hemmerling noch eine weitere Änderung geben: "Das Eigenverbrauchs-Verbot muss aufgehoben, den Solarstrom aus Agri-PV-Projekten müssen die Landwirte auch selbst nutzen können."

Für den Solarforscher Bett ergibt die Agri-PV-Nutzung auf jeden Fall Sinn, da die Solarstromproduktion mit der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte auf derselben Fläche eine Doppelernte ermöglicht: „Das ist auch eine Antwort, um den Druck auf den zunehmenden Flächenbedarf für den Ausbau erneuerbaren Energien etwas zu mildern.“ Um die Agri-PV-Nutzung zu optimieren, plädierte Bett bei der digitalen Medienrunde für eine wissenschaftliche Begleitforschung, mit der beispielsweise die passenden Module, die Lichtdurchlässigkeit oder Farbgebung untersucht werden sollte.

Für DBV-Mann Hemmerling gibt es eine Prämisse für die künftige Kombination aus Landwirtschaft und Solarenergie: „Nur wenn die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ohne nennenswerte Einschränkungen möglich bleibt, komme die Vorteile der Agri-Photovoltaik wirklich zum Tragen.“
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 29.04.2021, 15:44 Uhr

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