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Enerige & Management > Biokraftstoffe - Streit um den Klimaschutzbeitrag von Pflanzentreibstoffen
Bild: Fotolia.com, Bernd Leitner
BIOKRAFTSTOFFE:
Streit um den Klimaschutzbeitrag von Pflanzentreibstoffen
Die Umsetzung der Europäischen Richtlinie für erneuerbare Energien (RED II) steht im Bundestag zur Entscheidung an. Biokraftstoffhersteller fordern darin rechtliche Verbesserungen.
 
Am 21. April findet eine Expertenanhörung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages statt. Thema sind die Klimaschutzpotentiale von Biokraftstoffen. Während Umweltschutzorganisationen ihren Einsatz kritisch sehen, verlangt der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) ihre gerechtere Behandlung im deutschen Recht. Dazu legte er eine Studie vom niederländischen Beratungsunternehmen Studio Gear Up vor. Diese sieht deutliche Minderungseffekte für Treibhausgase (THG) durch Biokraftstoffe.

Die Studie „Greenhouse gas savings from biofuels in Germany“ wurde von Carlo Hamelinck präsentiert, Mitarbeiter von Studio Gear Up. Entgegen den Aussagen von Kritikern sparten demnach Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse große Mengen Treibhausgase gegenüber Diesel und Benzin aus Erdöl ein. „Dies gilt selbst dann, wenn man indirekte Effekte des Rohstoffanbaus für Biokraftstoffe berücksichtigt“, sagte Hamelinck. „Betrachtet man die Realität, so zeigt sich, dass in der Vergangenheit tatsächlich aufgetretene indirekte Effekte deutlich kleiner waren als zunächst befürchtet“, sagte er.

60 % weniger Klimagase aus Biodiesel

So senke Biodiesel aus Raps nach den Ergebnissen der Studie den CO2-Ausstoß unter Einbeziehung indirekter Effekte, wie dem Energieverbrauch für den Anbau, durchschnittlich um rund 60 % im Vergleich zu fossilem Diesel. Die Produzenten erreichten die hohe Einsparung auch durch den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien und Wärmerückkopplung im Herstellungsprozess. „Die deutsche Politik kann auf Grundlage dieser Erkenntnisse guten Gewissens Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Rohstoffen fördern“, folgerte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).

„Wir lehnen es allerdings grundsätzlich ab, indirekte Effekte auf die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen anzurechnen“, sagte Baumann. Die Anrechnung indirekter Effekte sehe zum Beispiel der Weltklimarat sehr kritisch. „Wir folgen dieser Einschätzung der Wissenschaft“, so Baumann. So würden Rohstoffe für Biodiesel in der EU auf Stilllegungsflächen und Ausgleichsflächen für die Aufgabe von Ackerland angebaut. Beim Raps habe zudem die gestiegene Nachfrage nach Pflanzenöl bis 2010 zu großen Verbesserungen der Erträge geführt.

„Die vielfach befürchteten großen indirekten Effekte sind aufgrund der geringeren Nachfragesteigerung nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse in der Zeit von 2010 bis 2019 in der Realität nicht eingetreten“, sagte Hamelinck. Zwar sei die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus anderen Rohstoffen gestiegen, aber um weniger als einen Prozentpunkt. Wir fordern daher den Bundestag auf, beim jetzigen Gesetzgebungsverfahren zur Fortentwicklung der Treibhausgasminderungsquote sicherzustellen, dass diese Biokraftstoffe mit dem heutigen Beitrag berücksichtigt werden“, sagte Baumann.
 
Forderungen des VDB für die gesetzlichen Regelungen
durch den Bundestag im April 2021
Bild: VDB - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Umweltschützer wollen schnelleren Abschied von Palmöl

Die deutsche Umwelthilfe kritisierte am vorliegenden Gesetzentwurf den erst für 2026 vorgesehenen Ausstieg aus Palmöl im Diesel. Dies werde 5,8 Mio. Tonnen vermeidbare Treibhausgase verursachen, so eine neue Analyse im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die DUH fordert deshalb ein Ende der Beimischung von Palmöl im Diesel spätestens bis 2022 ohne Ersatz durch andere Agrokraftstoffe.

Auch andere Anbaukraftstoffe beispielsweise aus Raps- oder Sojaöl sieht die deutsche Umwelthilfe als klimaschädlich an, weil ihr Kultivierung hochintensiv erfolge, unter großem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Zudem stehe ihr Anbau in Konkurrenz zum Anbau von Lebensmitteln und bedrohe die Artenvielfalt beispielsweise in Indonesien.

Die Studie „Treibhausgaseinsparungen durch Biokraftstoffe in Deutschland“  steht im Internet als PDF zum Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 20.04.2021, 12:48 Uhr

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