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Enerige & Management > Windkraft Onshore - Streit um NRW-Studie zum Windkraftausbau
Bild: psdesign1 / Fotolia
WINDKRAFT ONSHORE:
Streit um NRW-Studie zum Windkraftausbau
Das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW bewerten Szenarien zum weiteren Windkraftausbau bis 2030 total gegensätzlich.
 
Die Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in Nordrhein-Westfalen hat erste Zwischenergebnisse einer Potenzialstudie vorgelegt, wie es mit dem Windkraftausbau zwischen Rhein und Weser bis 2030 weitergehen kann. Auftraggeber dieser Studie ist das Düsseldorfer Wirtschafts- und Energieministerium.

In ihrer 2019 vorgestellten Energieversorgungstrategie hatte die schwarz-gelbe Landesregierung angekündigt, die Windkraftleistung bis Ende dieser Dekade auf rund 10.500 MW verdoppeln zu wollen. Dieses Ziel sei auch mit den geplanten Mindestabständen von 1.000 Metern zwischen Windturbinen und Wohnbebauung möglich, interpretierte Landesenergieminister Andreas Pinkwart (FDP) die Lanuv-Szenarien zu seinen Gunsten: „Die Zwischenergebnisse geben uns Rückenwind und zeigen: Wir sind auf dem richtigen Weg und werden unsere ambitionierten Ziele bis 2030 erreichen“, wird der FDP-Politiker in einer Pressemitteilung seines Ministeriums zitiert.

Zu einem ganz anderen Schluss kommt Reiner Priggen: „Der Zwischenbericht übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen was die Flächen betrifft, die nach der vorgesehenen Abstandsregelung für die Windenergienutzung noch übrig bleiben“, betonte der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW gegenüber dieser Redaktion.

Als Fazit ihrer Studie schreiben die Lanuv-Autoren, dass das von der NRW-Landesregierung angestrebte Ausbauziel bei der Windenergie von 10.500 MW „grundsätzlich möglich“ sei. Allerdings räumen sie ein, dass in ihrem Zwischenbericht einige Aspekte wie beispielsweise „artenschutzrechtliche Gesichtspunkte“, die einen relevanten Einfluss haben, für eine landesweite Potenzialabschätzung nicht zu erfassen seien. Wörtlich heißt es in dem Zwischenbericht: „All diese Faktoren führen dazu, dass das tatsächlich nutzbare Potenzial zur Windenergienutzung im Land in der Realität geringer ausfallen dürfte, als im Leitszenario ermittelt.“ In diesem Leitszenario geht das Lanuv von einer installierten Leistung von 14.600 MW im Jahr 2030 aus, beim sogenannten „Restriktionsszenario“ von nur 4.900 MW.

„Absolute Luftnummern“ nennt LEE NRW-Chef Priggen diese Zahlen. Er verweist darauf, dass in beiden Szenarien der Windkraftnutzung nicht die 2 % der Landesfläche eingeräumt werden, die notwendig sind, um die Klimaziele der Landesregierung zu erreichen: „Die Landesregierung rechnet sich die Flächenpotenziale in beiden Szenarien schön.“

Erbost ist Priggen darüber, dass in beiden Ausbauberechnungen ein Repowering von Altanlagen „komplett durch den Rost“ fällt: „Schwarz-Gelb führt damit den eigenen Koalitionsvertrag ad absurdum, der einen besonderen Schwerpunkt auf das Repowering gelegt hat.“ Unter dem Strich, so der frühere Energieexperte der grünen Landesfraktion, habe das Kabinett von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) mit den geplanten Abstandsregeln „den faktischen Abbau von Windenergieleistung“ beschlossen.

Auch von der Landtagsopposition gab es Kritik an den Lanuv-Berechnungen. Andre Stinka, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, warf Landesenergieminister Pinkwart vor, sich die Zahlen zu drehen, „wie er sie gerne hätte“. Stinka wörtlich: „Im Zwischenbericht wird ausdrücklich betont, dass die Folgen des jetzt von der Landesregierung vorgelegten Vorschlags für die Abstandsregeln für Windkraft nicht im Detail berechnet werden.“ Mit anderen Worten: Seriöse Abschätzungen seien so gar nicht möglich.

Das Lanuv hat angekündigt, die Potenzialstudie nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens zu den neuen Mindestabständen fertigzustellen.

Mit Material von dpa
 
 

Ralf Köpke
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Dienstag, 23.02.2021, 16:55 Uhr

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