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Enerige & Management > Windkraft Offshore - USA vor Boom bei der Offshore-Windenergie
Bild: Shutterstck
WINDKRAFT OFFSHORE:
USA vor Boom bei der Offshore-Windenergie
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat eine Windkraftleistung von 30.000 MW bis Ende 2030 angekündigt. Das wäre, wenn es so kommt, ein Drittel mehr als in deutschen Gewässern.
 
Die USA setzen zur großen Aufholjagd bei der Offshore-Windenergie an. „Unser Land war jahrelang nicht gewillt, das eigene Windpotenzial auf dem Meer zu nutzen, jetzt wechseln wir sehr, sehr schnell auf die Überholspur“, betonte Liz Burdock auf einer Onlineveranstaltung des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH). Burdock, Geschäftsführerin der Lobby-Organisation „Business Network for Offshore Wind“, freute sich über die jüngste Ankündigung von Joe Biden. Geht es nach dem seit Anfang Januar amtierenden US-Präsidenten, soll es bis Ende dieser Dekade vor den Küsten seines Landes eine installierte Windkraftleistung von rund 30.000 MW geben.

Zum Vergleich: Die Bundesregierung plant für den gleichen Zeitraum eine Leistung von 20.000 MW vor den deutschen Küsten. Bidens Ankündigung ist umso erstaunlicher, als es bislang vor der US-Küste nur zwei ziemlich kleine Projekte mit zusammen 42 MW Leistung gibt (siehe Kasten).

Biden, der in der Offshore-Windenergie einen wichtigen Baustein für seine Klimaschutzpläne sieht, belässt es nicht nur bei Worten. Anfang Mai genehmigte seine Administration das „Vineyard Wind Energy Project“ vor der Küste des Bundesstaates Massachusetts, den mit einer Leistung von 800 MW ersten wirklich großen Offshore-Windpark der USA. Das Betreiberkonsortium, zu dem als gleichberechtigte Partner die Fondsgesellschaft Copenhagen Infrastructure Partners und die Iberdrola-Tochter Avangrid zählen, will 2023 die ersten Kilowattstunden ins Netz einspeisen. Zum Einsatz sollen 62 Windturbinen von General Electric mit jeweils 13 MW Leistung kommen.

Überwiegend XXL-Windturbinen sollen zum Einsatz kommen

Vineyard Wind hatte die Genehmigung bereits 2017 beantragt, die frühere Trump-Regierung stoppte das Vorhaben aber wegen des Widerstands von Anwohnern, Fischern und aus dem politischen Raum. „Während der Trump-Jahre haben wir sicherlich Zeit beim Ausbau der Offshore-Windenergie verloren“, resümierte die Umweltjuristin Hilary Tompkins von der Anwaltssozietät Hogan Lovells während der EEHH-Veranstaltung. Die Verzögerung bringe jedoch auch Vorteile mit sich. „Die Investoren der geplanten Projekte profitieren von den bereits erzielten Kostensenkungen in Europa und können auf die Anlagentechnik der jüngsten Generation zurückgreifen.“ Das heißt, es werden bei den US-Projekten überwiegend XXL-Windturbinen mit mehr als 13 MW Leistung errichtet.
  Tompkins zählt zu den langjährigen Kennern der noch überschaubaren US-Offshore-Windbranche. Während der Präsidentschaft von Barack Obama hatte sie im Bureau of Ocean Energy Management gearbeitet, das unter anderem für die Genehmigung von Offshore-Windparks in den „Federal Waters“ − den Bundesgewässern − zuständig ist. Wie Tompkins ist auch Jake Frye, Offshore-Windexperte im Nordamerika-Büro des Beratungsunternehmens DNV, der Auffassung, dass die Windnutzung auf See in den USA „nun richtig“ losgeht. Frye verwies auf dem EEHH-Symposium auf die Ausbaupläne aller Bundesstaaten zwischen South Carolina und Maine: „Diese Küstenstaaten mit ihren ambitionierten CO2-Minderungszielen sind der eigentliche Treiber für die Offshore-Windenergie in den USA.“

Konzentration auf die Nordostküste

Nach seiner Einschätzung werden sich bei der Offshore-Windenergie rund 75 % des Ausbaus auf die Nordostküste konzentrieren. Der „kleinere Rest“ verbleibe vor der Pazifikküste, vor allem vor der Küste Kaliforniens: „Dort sind wegen der großen Wassertiefen vor allem Floating-Vorhaben geplant. Abgesehen von einzelnen Pilotvorhaben sehe ich aber kein kommerzielles Projekt mit schwimmenden Offshore-Windturbinen, das vor dem Jahr 2030 in Betrieb geht.“

Der DNV-Fachmann sieht in den ambitionierten Plänen zum Ausbau der Offshore-Windenergie auch ein großes Konjunkturprogramm: „Noch fehlt es an den notwendigen Zulieferbetrieben.“ Wenn es gelingt, diese Lieferkette aufzubauen, geht die American Clean Power Association von der Schaffung von rund 45.000 neuen Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2025 und sogar von 83.000 neuen Jobs bis Ende dieser Dekade aus.

Mit dazu beitragen soll auch die Wiederbelebung von zahlreichen Häfen an der Ostküste. Allein dafür hat die Regierung von Joe Biden ein Programm in Höhe von 500 Mio. US-Dollar (24,6 Mio. Euro) beschlossen.

Von dem sich abzeichnenden Aufschwung der Offshore-Windenergie in den USA soll auch die deutsche Industrie profitieren. Um deren Dienstleistungen und Know-how besser in ausgewählten „Boom-Regionen“ vermarkten zu können, fördert das Bundeswirtschaftsministerium in den kommenden drei Jahren das Programm „Offshore hoch 3“ mit insgesamt 2,6 Mio. Euro. Von New York aus, so die Ankündigung bei der EEH-Veranstaltung, sollen deutschen Unternehmen demnächst die gewünschten Kontakte vermittelt werden.

Offshore-Windkraft in den USA

Derzeit ist in den USA nur ein Offshore-Windpark komplett in Betrieb. Ende 2016 startete vor der Küste des Bundesstaates Rhode Island das Projekt "Block Island" mit einer Leistung von 30 MW. Im vergangenen Jahr ist vor der Küste des Bundesstaates Virginia die erste Phase des Pilotprojekts "Coastal Virginia Offshore Wind" mit zwei Windturbinen und einer Kapazität von 12 MW ans Netz gegangen.
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 09.06.2021, 13:36 Uhr

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