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Enerige & Management > Bilanz - Wien Energie: Sondereffekte stützten Ebit
Bild: Fotolia.com, Rynio Productions
BILANZ:
Wien Energie: Sondereffekte stützten Ebit
Im Jahr 2020 erzielte der österreichische Kommunalversorger laut Geschäftsführung sein bislang bestes Ergebnis. Die Gründe dafür dürften nicht nur operativer Art gewesen sein.
 
Die Wien Energie habe 2020 das beste Ergebnis ihrer bisherigen Geschichte erwirtschaftet, berichteten die Geschäftsführer des Unternehmens, Michael Strebl und Karl Gruber, bei der Bilanzpressekonferenz in Wien am Dienstag, 13. April. Ihnen zufolge stiegen die Umsatzerlöse um 16,1 % auf 1,95 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) erhöhte sich um 64,8 % auf 385,0 Mio. Euro.

Ihren Jahresüberschuss beziffert die Wien Energie mit 360 Mio. Euro, was einem Plus von 77,8 % entspricht. Auch die Umsätze im Dienstleistungs- und Telekommunikationsgeschäft konnten Strebl zufolge gesteigert werden. Zahlen dazu nannte er nicht. Insgesamt verzeichnete die Wien Energie im „Corona-Jahr 2020“ laut Strebl Absatzrückgang von 5 bis 6 %, was „nicht so schlimm“ gewesen sei. Überdies habe das Unternehmen von günstigeren Bezugspreisen für Gas sowie Sonder- und Bewertungseffekten profitiert. Konkret nannte Strebl die höhere Bewertung von Kraftwerken, die mit knapp unter 100 Mio. Euro zu Buche geschlagen habe.

Beachtung verdient dabei möglicherweise folgende Feststellung im Jahresbericht zum Ebit des größten kommunalen Energieversorgers Österreichs: „Im Vergleich zu 2019 führten vor allem die Verwendung beziehungsweise Auflösung der Drohverlustrückstellung für ein ausländisches Strombezugsrecht sowie der höhere spezifische Clean Spark Spread zu einer deutlichen Steigerung des operativen Ergebnisses.“ Auf Nachfrage der Redaktion konstatierte Strebl, die Auflösung einer Drohverlustrückstellung sei nicht außergewöhnlich. Dergleichen komme immer wieder vor. Zur Höhe der Rückstellung könne er nichts sagen, weil mit dem Vertragspartner Stillschweigen vereinbart worden sei.

Von Interesse sein könnte in diesem Zusammenhang jedoch der Bericht des niederösterreichischen Energiekonzerns EVN über das erste Quartal des Geschäftsjahres 2020/2021. Diesem zufolge hielt die EVN bis Dezember 2020 für die Wien Energie einen Vertrag über den Bezug von Strom aus dem Steinkohlekraftwerk Walsum 10 bei Duisburg. Nach der einvernehmlichen Auflösung des Vertrags übernahm die EVN das Strombezugsrecht der Wien Energie, das sich auf 150 MW bezog. Weil mit dieser Übernahme Vermarktungsrisiken für den erzeugten Strom verbunden waren, erhielt die EVN eine Ausgleichszahlung, die ihre betrieblichen Erträge um 111,1 Mio. Euro erhöhte. Im Gegenzug konnte die Wien Energie offenbar ihre Drohverlustrückstellung im Zusammenhang mit dem Bezugsrecht auflösen.

„Klimamilliarde“ an Investitionen

Zurückhaltend gab sich Strebl auch hinsichtlich der Erträge aus „Schadenersätzen aus dem Sanierungsverfahren eines Vertragspartners“. Solche Fälle kämen laufend vor: „Das ist ganz normal.“ Und wenn die Wien Energie 2020 ihr bestes Jahresergebnis erzielt habe, könnten diese Erträge nicht so bedeutsam gewesen sein. Der Wien-Energie-Geschäftsführer betonte, ein starkes Jahresergebnis komme ihm sehr gelegen: Bis 2026 wolle sein Unternehmen rund 1,25 Mrd. Euro investieren: „Das ist unsere Klima-Milliarde.“

Davon sind laut einer anlässlich der Pressekonferenz verteilten Unterlage rund 400 Mio. Euro für den Ökostrom-Ausbau der vorgesehen. Weitere 400 Mio. Euro möchte die Wien Energie in den Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmesektor investieren, ferner 200 Mio. Euro in den Einsatz digitaler Technologien, E-Mobilität sowie sonstige Innovationen. Die verbleibenden 250 Mio. Euro dienen der weiteren Verbesserung der Versorgungssicherheit.

Gruber fügte hinzu, die Wien Energie verfüge derzeit über Photovoltaikanlagen mit etwa 72 MW Leistung. Bis 2026 wolle sie diese auf rund 600 MW steigern. Das in parlamentarischer Verhandlung befindliche Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG-Paket) werde für den Ausbau der PV günstigere Voraussetzungen bieten als das derzeitige Regime zur Ökostromförderung mittels Einspeisetarifen.
 
 

Klaus Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 13.04.2021, 14:44 Uhr

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