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Enerige & Management > Windkraft Onshore - "Wir sind der technische Anwalt der Windmüller"
Bild: psdesign1 / Fotolia
WINDKRAFT ONSHORE:
"Wir sind der technische Anwalt der Windmüller"
Die "8.2-Group", ein Netzwerk von technischen Sachverständigen für Windturbinen, ist dieser Tage 25 Jahre alt geworden. Mit Gründer Manfred Lührs blickt E&M zurück und nach vorn.
 
Er hört zu den bekanntesten Köpfen der deutschen Windbranche: Manfred Lührs. Der gebürtige Niedersachse hat vor gut einem Vierteljahrhundert das Ingenieurbüro 8.2 gegründet, aus dem sich im Laufe der Jahre unter dem Dach der 8.2 Group mit 130 Mitgliedern das größte Netzwerk unabhängiger Gutachter und Sachverständiger für die Windenergietechnologie entwickelt hat. Dieser Tage feiert 8.2. sein 25-jähriges Firmenjubiläum.

Der studierte Maschinenbauingenieur Lührs kennt noch die Anfänge der deutschen Windindustrie. 985 ist er bei dem mittelständischen Unternehmen Kähler Maschinenbau mit Sitz in dem kleinen Dithmarscher Dorf Norderheistedt nördlich von Heide als Verantwortlicher für die junge Windkraftsparte eingestiegen. Im Alleingang konstruierte er in dieser Pionierphase eine 30-kW-Anlage, von der insgesamt 29 Anlagen errichtet worden sind - sprich: ganz so erfolgreich waren Kählers Windkraftaktivitäten nicht. Ab Frühjahr 1990 verkaufte Lührs deshalb für den Windturbinenhersteller Enercon als Vertriebsleiter die damals größten Windparks bundesweit. Deren Leistung von wenigen Megawatt ruft heute mitunter ein müdes Lächeln hervor. Diese Anlagen legten aber den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Windenergie hierzulande.

Bei dieser Vita ist klar, dass Lührs die Windkraft-Technologie aus dem Eff-Eff kennt. Er und seine 8.2.-Kollegen wissen genau um die Stärken und Schwächen der einzelnen Komponenten ganz vieler Windenergieanlagen-Typen. Hatten die Windmüller und die Gutachter um die Jahrtausendwende vor allem mit Getriebe-Schäden zu kämpfen, so haben sich in den zurückliegenden Jahren vor allem die Blattlager zur größten Schwachstelle bei den Windturbinen entwickelt: „Nicht nur die zunehmende Länge der Rotorblätter ist für die auffällig gestiegene Zahl der Schäden verantwortlich. In heutigen Windparks stehen die Anlagen immer dichter nebeneinander, was zu mehr Windturbulenzen führt. Das belastet die Azimut-Getriebe und vor allem die Blattlager“, fasst Lührs seine Beobachtungen zusammen.
 
Manfred Lührs: "Wahrscheinlich sehen wir in einigen Jahren nur noch drei, vier Anbieter von Windturbinen auf dem deutschen Markt."
Foto: privat

Keine Gefahr sieht der Windkraftexperte, dass der seit Jahren in der Windbranche anhaltende Preisdruck zu mehr Schäden führt, weil die Qualität bei Service und Wartung der Windturbinen nachlässt: „Diese Befürchtung habe ich nicht, da Service und Wartung über die Jahre hinweg an Professionalität gewonnen haben. Zudem hilft den Anlagenbetreibern auch immer wieder unsere Expertise“, so Lühr. Auch nach 25 Jahren habe sich die Firmenphilosophie der 8.2.-Group nicht geändert: „Wir sind der technische Anwalt der Windmüller“.

Daran wird sich auch nichts ändern, wenn sich der Markt für Windturbinenhersteller hierzulande weiter konsolidiert. Als Manfred Lührs Mitte der 1980er Jahre in die Windbranche einstieg, tummelten sich auf dem deutschen Markt in den Folgejahren mehr als drei Dutzend Anbieter von Windenergieanlagen. Heute ist deren Zahl bereits unter zehn gesunken. Übrigbleiben werden nach Lührs Einschätzung in einigen Jahren nur „noch drei, vier Anbieter“.

Dafür hat er folgende Erklärung: „In den zurückliegenden Jahren haben die Hersteller immer wieder neue Plattformen auf den Markt bringen müssen, um mit der Steigerung der Generatorleistung mithalten zu können. Von so mancher neu entwickelter Anlage haben einige Unternehmen nur wenige hundert Stück verkauft, wenn überhaupt, weil schon die nächstgrößere Maschine auf den Markt musste. Bei diesen immer rasanter werdenden Entwicklungszyklen ist kaum mehr Geld zu verdienen. Die Entwicklung einer neuen Plattform kostet aber einen dreistelligen Millionenbetrag, wozu nur noch wenige große Unternehmen in der Lage sind. Für kleinere Anbieter bleiben nur noch Nischenmärkte.“

Das vollständige Interview mit Manfred Lührs lesen Sie in der E&M-Printausgabe Nr. 1/2021, die am 11. Januar erscheint.
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 06.01.2021, 15:55 Uhr

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