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Bild: Bundesverband Geothermie
GEOTHERMIE:
Mehr Erdwärme für die Wärmewende
Auf der Norddeutschen Geothermietagung sprach sich Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies für mehr Erdwärme aus. Sie sei in Kombination mit Wärmepumpen eine Schlüsseltechnologie.  
 
Wärmepumpen nutzen erneuerbaren Strom mit einer hohen Effizienz. Damit sie aber künftig vermehrt eingesetzt werden, muss der „grüne Strom günstiger werden“, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) auf der virtuellen 12. Norddeutschen Geothermietagung am 5. Mai. Im Mittelpunkt der Tagung stand die oberflächennahe Geothermie und damit auch die erdgekoppelte Wärmepumpe.

Lies räumte dieser Technologie eine wichtige Rolle ein, um bei der Wärmewende voranzukommen. Allerdings sagte er auch: „Ohne erneuerbare Energien brauchen wir nicht über den Einsatz von Wärmepumpen zu sprechen.“ Daher müsse der Ausbau wieder stark forciert werden. Der Umweltminister zeigte sich bei seiner Keynote auf der Tagung überzeugt, dass Wärmepumpen mit grünem Strom – sowohl im Neu- als auch im Altbau – eine Schlüsselrolle zukommen kann, um die Emissionen zu reduzieren. Zugleich müsse im Bestand die Sanierung vorangetrieben werden.

Das größte Hemmnis sieht Lies beim Strompreis. Dieser sei aufgrund von Umlagen und Steuern zu hoch, verglichen mit den Preisen für Öl- und Erdgas. Der erste wichtige und richtige Schritt sei die Einführung eines CO2-Preises gewesen. Zudem sprach er sich explizit dafür aus, die EEG-Umlage weiter zu senken und letztendlich abzuschaffen. Lies: „Technologien mit grünem Strom müssen sich rechnen − und das auch in Bestandsgebäuden.“ Der Präsident des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), Martin Sabel, sagte auf der Tagung, die Politik sei mittlerweile auf dem richtigen Weg. Das sehe man daran, dass sich zum Beispiel die Bundesförderung für Wärmepumpen für effiziente Gebäude am Markt zeige: „Im Jahr 2020 ist der Markt um 40 Prozent gewachsen, auch wegen des Förderprogramms.“

Oberflächennahe Geothermie ist die Premiumlösung für die Wärmepumpe

Sabel betonte: „Die oberflächennahe Geothermie ist die Premiumlösung für die Wärmepumpe.“ Hier sei die Effizienz besonders hoch, solche Systeme könnten nicht nur Wärme liefern, sondern auch Kälte. Zudem gebe es keine Schallemissionen und Erdwärmewärmepumpen seien sehr langlebig. Doch was bisher noch fehle, sei eine dezidierte Strategie für die Wärmewende, wie es sie für die Energiewende im Stromsystem schon seit Jahren gibt. Der BWP legte aus diesem Grund Ende April eine „Roadmap Wärmepumpe“ vor, welche einen Weg zu Dekarbonisierung des Gebäudesektors aufzeigt. Die Roadmap benennt notwendige Ausbauziele für Wärmepumpen, die sich an den aktuellen Klimastudien orientieren.

Mit der Fortführung der neuen Förderung und einer deutlichen Entlastung des Strompreises in Höhe der EEG-Umlage könne, so Sabel, die aktuelle Dynamik im Wärmemarkt verstärkt werden. Hingegen seien vom CO2-Emissionshandel vorerst nur geringe Einflüsse auf die Wärmewende zu erwarten, denn eine wirkliche Lenkungswirkung werde das Instrument in seiner derzeitigen Ausgestaltung erst gegen Ende des Jahrzehnts entfalten können.

Nach Zahlen des Bundesverbands Wärmepumpe sind mittlerweile mehr als 1 Mio. Wärmepumpen bundesweit verbaut. „Verschiedene Klimastudien sehen einen Technologiewechsel im Heizungskeller als erforderlich an: Bis zum Jahr 2030 sollten sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein“, so Sabel. Zudem müsse auch in die Aus- und Weiterbildung des Handwerks investiert werden, damit die Zahl der installierten Wärmepumpen merklich ansteige.

Allerdings legten nach den veröffentlichten Zahlen des Bundesverbands vor allem die Luft-Wasser-Wärmepumpen zu, im Gegensatz zu den effizienteren Wärmepumpen, die mit Erdwärme arbeiten. Ein Wermutstropfen für die Geothermiebranche: Insgesamt konnten Luft-Wasser-Systeme 2020 ihren Marktanteil mit 79,4 % erneut vergrößern (2019: 72 %), erdgekoppelte Systeme und sonstige hatten im vergangenen Jahr lediglich einen Marktanteil von 20,6 %.

Der Markt spiegle laut Sabel die Vielfalt der Technik noch nicht wider. Wärmepumpen könnten Erdwärme nutzen, aber auch Abwärme, Abwässer oder Abluft aus Serverräumen. Mit Veranstaltungen wie der Geothermietagung soll dies unter anderem aufgezeigt werden. Veranstalter der Norddeutschen Geothermietagung sind das Landesamt für Bergbau in Niedersachsen (LBEG), die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) und die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover in Kooperation mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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Mittwoch, 05.05.2021, 16:20 Uhr

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