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Enerige & Management > Bayern - VBEW verlangt beherzteres Vorgehen bei der Energiewende
Bild: Fotolia, saschi79
BAYERN:
VBEW verlangt beherzteres Vorgehen bei der Energiewende
Die Energiewende in Bayern ist ins Stocken geraten − das Urteil des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft zur Entwicklung der Erneuerbaren fällt ernüchternd aus.
 
In einer Analyse hat der VBEW die Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Freistaat unter die Lupe genommen. Er kommt zu zwei enttäuschenden Ergebnissen: Wie der Branchenverband am 16. Februar mitteilt, verzeichnet die Erzeugung aus Erneuerbaren in Bayern in den vergangenen fünf Jahren keinen signifikanten Anstieg. Dazu kommt ein stetig steigender Stromverbrauch. 

Detlef Fischer, VBEW-Geschäftsführer, findet klare Worte: "Bayern hat seine Vorrangstellung bei der klimafreundlichen Stromerzeugung längst an andere Bundesländer verloren. Insbesondere im Winter sind wir zunehmend auf Stromimporte angewiesen."

In dieser Jahreszeit könne selbst die Photovoltaik, die laut VBEW als einziger erneuerbarer Energieträger einen nennenswerten Zuwachs aufweist, nicht in die Bresche springen. Fischer: "Die Photovoltaik steht in den dunklen Monaten in Bayern quasi nicht zur Verfügung. Da nützt auch die größte Batterie nichts, wenn die Sonne tagelang nicht scheint und der Strombedarf weiter gedeckt werden muss."

Steigender Stromverbrauch nach Corona absehbar

Seit 2017 verzeichnet der Verband zudem einen steigenden Stromverbrauch in Bayern. Effizienzfortschritte durch sparsamere Geräte würden aufgezehrt durch die fortschreitende Elektrifizierung, die gute Konjunktur der vergangenen Jahre und das Wachstum der Bevölkerung.

Der Verband geht davon aus, dass sich der gedrosselte Stromverbrauch nach der Corona-Pandemie wieder normalisieren wird. Der Trend nach oben sei absehbar: "Immer mehr Wärmepumpen und Elektroautos werden mit Elektrizität zu versorgen sein", schreibt der VBEW in seiner Mitteilung. Auch die steigende Anzahl von Computern und Rechenzentren sorgen für einen steigenden Verbrauch.

Solar- und Windkraftanlagen alleine reichen nicht aus

Als "beachtlichen Erfolg" sieht der Verband, dass knapp die Hälfte des in Bayern benötigten Stroms aus heimischen Erneuerbare-Energien-Anlagen gedeckt wurde. Dabei gehe man vereinfacht davon aus, dass jede in Bayern erzeugte Kilowattstunde auch zeitgleich wieder im Bundesland verbraucht wird, was physikalisch nicht für alle Stunden im Jahr gilt. So nehme Bayern rege am Stromaustausch mit anderen Bundes- und Nachbarländern teil. Unter dem Strich konstatiert der VBEW dem Bundesland jedoch seit einigen Jahren einen Stromverbrauch, der die heimische Stromerzeugung übersteigt.

Der Verband moniert, dass eine Konzentration auf volatile Stromerzeugungsanlagen für eine Energiewende zu kurz greift. "Ein modernes Stromversorgungssystem besteht aus dem intelligenten Zusammenspiel von bedarfsgerechter Erzeugung, Speicherung, Netzen und Verbrauchern", so der VBEW. Durch den Ausstieg aus der Kernenergie brauche es durch die dezentralisierte Stromversorgung mehr grüne Erzeugungsanlagen, mehr Speicher und mehr Netzkapazitäten als früher.

Rückhalt bei den Menschen wichtig

Die Bevölkerung müsse zudem für die Bedeutung der Energiewende sensibilisiert werden. "Die Politik darf die Probleme bei der Umsetzung der Energiewende nicht weiter kleinreden", betont Fischer. "Sie muss, vergleichbar mit der Bewältigung der Corona-Pandemie, der Bevölkerung beherzt den dringenden Handlungsbedarf verdeutlichen und den Rahmen für den Systemumbau durch die Energiewirtschaft mit möglichst wenig Details vorgeben". Fischer sieht die Beschleunigung der Energiewende nach der Bewältigung der Corona-Krise als die "nächste große gesamtgesellschaftiche Aufgabe" an. "Auch sie wird die eine oder andere Zumutung von der Bevölkerung abverlangen", prophezeit Fischer.
 
Entwicklung Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Bayern
Grafik: VBEW
 

Davina Spohn
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Dienstag, 16.02.2021, 15:12 Uhr

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