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Enerige & Management > Studien - Kernkraftwerke störanfällig und unzuverlässig
Bild: mik38, Fotolia
STUDIEN:
Kernkraftwerke störanfällig und unzuverlässig
Die nominelle Kapazität von AKW kann weltweit durch geplante und ungeplante Ausfallzeiten nur zu rund zwei Dritteln genutzt werden. Zu wenig, um ökonomisch sinnvoll zu sein, so das DIW.
 
Am 11. März jährt sich die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima zum zehnten Mal. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt nun, dass es weltweit regelmäßig zu Zwischenfällen in Atomanlagen kommt, auch wenn sie meistens weniger folgenschwer sind.

Auch im normalen Betrieb müssten Kernkraftwerke immer wieder vom Netz genommen werden, was zu erheblichen Ausfallzeiten führt. Wegen der Unterbrechungen, die in erster Linie nicht durch Unfälle, sondern etwa durch Brennstoffwechsel, Wartungen oder gestiegene Sicherheitsanforderungen verursacht werden, kann rund ein Drittel der Kapazität aller Kernkraftwerke nicht zur Stromerzeugung genutzt werden.

„Kernkraft ist nicht vollständig beherrschbar und auch nicht konstant verfügbar“, summiert Studienautor Ben Wealer. Wegen langer, geplanter und ungeplanter Ausfallzeiten seien Backup-Kapazitäten notwendig wodurch Kernkraft als Energielieferant auch aus ökonomischer Sicht nicht zukunftsträchtig sei.

Hohe Ausfallzeiten von Atommeilern in Frankreich

Die DIW-Studie nimmt exemplarisch die Kernkraftwerke in Frankreich und Deutschland unter die Lupe. In Frankreich, dem nach den USA weltweit zweitgrößten Produzenten von Strom aus Kernenergie, ist die Ausfallrate von Atommeilern recht hoch: Seit den 1970er Jahren wurden mehr als 30 % der Kapazitäten nicht genutzt.

Auch in Deutschland werden immer wieder erhebliche Ausfallzeiten registriert. Die Kapazitätsauslastung liegt aber bei mehr als 70 % und damit über der von Frankreich und dem weltweiten Durchschnitt von 66 %. Gerade in Frankreich konnte im Detail gezeigt werden, dass selbst geplante Ausfallzeiten ungewollte Schwankungen in der Stromerzeugung verursachen und Kernkraft somit die Grundlast nicht decken kann.

Das Unglück von Fukushima hat den Bedeutungsrückgang von Kernkraft für die internationale Energiewirtschaft weiter beschleunigt. Derzeit liegt ihr Anteil an der globalen Stromerzeugung bei lediglich rund 10 % – Tendenz weiter fallend. Entgegen den empirischen Beobachtungen rückläufiger Investitionen messen Energiesystemmodelle der Kernkraft vor allem wegen geringerer CO2-Emissionen aber zum Teil eine wachsende Bedeutung in der Zukunft bei. Die Modelle vernachlässigen der DIW-Studie zufolge die hohen Sicherheitsrisiken und die fluktuierende Fahrweise der Kernkraftwerke. Dass die Risiken der Kernkraft oft unterschätzt werden, liegt den Forschenden zufolge auch daran, dass es keine einheitliche Bewertungsskala für Kernenergie-Unfälle gibt.

„Diese Aspekte sollten in der energiewirtschaftlichen Analyse aber konsequent berücksichtigt werden“, fordert die Energieökonomin und Studienautorin Claudia Kemfert. „Viele Energie- und Klimamodelle lassen außer Acht, dass die Risiken der Kernkraft seit jeher von der Gesellschaft getragen werden, da sie bis heute in keinem Land der Welt abgesehen von eher symbolischen Haftpflichtversicherungen der Kraftwerksbetreiber versicherbar sind.“
 

Peter Koller
Redakteur
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Mittwoch, 24.02.2021, 13:40 Uhr

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