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Enerige & Management > Stromnetz - Südlink-Termin wohl kaum noch zu halten
Geplanter Südlink-Konverter (rechts) in Leingarten. Visualisierung: Transnet BW
STROMNETZ:
Südlink-Termin wohl kaum noch zu halten
Der Bau der Südlink-Trasse, die Windkraftstrom aus Norddeutschland nach Bayern und Baden-Württemberg bringen soll, verzögert sich wahrscheinlich erneut.
 
Neben dem zuletzt anvisierten Fertigstellungsjahr 2026 ist im jetzt veröffentlichten zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans auch das Jahr 2028 aufgeführt. Für eine Inbetriebnahme im Jahr 2026, so erklärte ein Sprecher des Übertragungnetzbetreibers Tennet gegenüber der Redaktion, müsse alles optimal laufen. Doch danach sieht es ganz und gar nicht aus.

Wegen der Corona-Pandemie verzögern sich nicht nur die für das Genehmigungsverfahren erforderlichen öffentlichen Bürgerbeteiligungsveranstaltungen. Auch Dienstleister und Bauunternehmen, so heißt es bei Tennet, seien dadurch eingeschränkt. Hinzu kämen zeitaufwendige Detailprüfungen von ins Verfahren eingebrachten Alternativ-Korridoren, die etwa in Niedersachsen Nachbeteiligungsphasen durch die Bundesnetzagentur erforderlich machen.

Zudem gibt es in verschiedenen Regionen starke Widerstände gegen das Vorhaben, Bürgerinitiativen aber auch Kommunen beschränken sich nicht nur auf Proteste, sondern gehen juristisch gegen das Projekt vor.

Bei Transnet BW, zuständig für den Südlink-Abschnitt in Baden-Württemberg, verweist man darauf, dass sich der Abschluss des Bundesfachplanungsverfahrens um ein Jahr verzögert. Beide Übertragungsnetzbetreiber hätten aber umfangreiche Beschleunigungsmaßnahmen eingeleitet. Dazu gehöre beispielsweise, dass Maßnahmen vorgezogen werden oder parallel ablaufen. Auch werde geprüft, ob eine Straffung bei der Bauphase möglich ist. Das aber setze erst einmal weitergehende Planungsfortschritte voraus.

Es handelt sich nicht um die erste Verzögerung beim Südlink, der mit einer Kapazität von zusammen 4.000 MW als das Rückgrat der deutschen Energiewende gilt. Ursprünglich hätte die 700 Kilometer lange 525-kV-Gleichstromtrasse 2022 fertig werden und rechtzeitig zur Abschaltung der letzten Kernkraftwerke in Süddeutschland für Ersatzstrom sorgen sollen.

Doch daraus wurde nichts: Nachdem die bayerische Staatsregierung darauf bestanden hatte, dass die Verbindung zwischen Schleswig-Holstein sowie Bayern und Baden-Württemberg nicht als Freileitung gebaut wird, sondern als Erdkabel, konnten die Netzbetreiber ihre Planungen in die Tonne treten und mussten von vorne anfangen, die Kosten vervielfachten sich. Der danach geplante Fertigstellungstermin von 2025 wurde im vergangenen Jahr auf 2026 korrigiert.

Der Südlink besteht aus zwei, über große Strecken parallel verlaufenden Leitungstrassen, die von Brunsbüttel und Wilster in den Raum Schweinfurt (Bayern) und Leingarten bei Heilbronn (Baden-Württemberg) führen. Dort sollen sie Ersatzstrom für das abgeschaltete Kernkraftwerk Grafenrheinfeld und das Kernkraftwerk Neckarwestheim liefern, das Ende 2022 vom Netz geht. Die Kosten für das Projekt, das auch vier Konverter zur Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom und umgekehrt umfasst, werden mit rund 10 Mrd. Euro beziffert. Auch eine dritte Windstromleitung in diesem Korridor ist bereits im Gespräch.

Kritik am Projektmanagement der Bundesregierung

Kritik an den weiteren Verzögerungen kommt nicht nur aus Schleswig-Holstein. Hier erklärte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle: „Diese Regierung kann kein Management von Fortschritt oder neuen Projekten. Sie scheint eher spezialisiert auf die Verwaltung des Status Quo.“ Nestle forderte eine effektive Beschleunigung der Planungsprozesse. Außerdem müsse es mehr Personal in den verantwortlichen Behörden geben und mehr politischen Rückhalt für die Vorhaben.

Mario Mehren, CEO von Wintershall Dea, nutzt die Gelegenheit, seine Branche ins Spiel zu bringen: „Der erneute Rückschlag beim Ausbau des deutschen Hochspannungsnetzes führt uns klar vor Augen, dass die Energiewende nicht schnell genug vorankommt. Der schleppende Ausbau der Erneuerbaren vergrößert das Problem zusätzlich.“ Die Energiewende brauche deshalb dringend ein zweites und sicheres Standbein. Gas stünde als „perfekter Partner der Erneuerbaren flexibel und zuverlässig bereit“.

Die Verzögerung beim Netzausbau sorgt gerade in Süddeutschland, das nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke ohne nennenswerte eigene Stromerzeugung dasteht, schon lange für Verunsicherung. Zuletzt hatte sie zur Planung von vier Notfall-Gaskraftwerken geführt. Sie sollen bereitstehen, um das Netz beim Ausfall von Betriebsmitteln wieder ins Lot zu bringen. Im Normalfall bleiben die mehrere hundert Millionen Euro teuren Anlagen aber abgeschaltet und ihre Betriebserlaubnis erlischt nach zehn Jahren.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Montag, 03.05.2021, 15:10 Uhr

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