
Bild: Fotolia.com, aldorado
TSCHECHIEN:
AKW Temelin wird nicht erweitert
(nov-ost.info) Die zwei neuen Blöcke im tschechischen Atomkraftwerk Temelin werden nicht gebaut.
Daniel Benes, der Generaldirektor des zu 70 % vom tschechischen Staat kontrollierten Konzerns CEZ, hat die Reißleine gezogen
und das Auswahlverfahren für den Lieferanten gestoppt. Als Grund gab Benes die fehlende Rentabilität des Projekts an. Er reagierte
damit unmittelbar auf die Weigerung der tschechischen Regierung vom 9. April, den Bau durch Strompreisgarantien fördern zu
wollen.
Doch die Entscheidung war nur der letzte Auslöser. Angebahnt hatte sich das Debakel schon länger. Spätestens mit dem Atomausstieg Deutschlands und dem gleichzeitigen massiven Ausbau erneuerbarer Energien galt der Bau von neuen Atommeilern als Risikoinvestition. Doch Tschechien hielt trotz Kritik an den Atomplänen fest. Dabei half, dass sich in Umfragen regelmäßig zwei Drittel der Bevölkerung für die weitere Nutzung der Atomkraft aussprechen. Temelin wurde einmal mehr zum nationalen Projekt stilisiert. Obwohl Tschechien bereits heute seine Überkapazitäten an Elektroenergie exportiert, sollten noch einmal zwei Blöcke mit jeweils 1 000 MW installierter Leistung errichtet werden. Insgeheim wurde sogar damit geliebäugelt, Deutschland aus der Patsche zu helfen, sobald dem großen Nachbarn bei fehlendem Wind und Sonne der Strom ausgeht.
Doch spätestens seit Antritt der neuen tschechischen Regierung im Januar wurde der Blick auf Temelin nüchterner. In Prag regiert mit Andrej Babis inzwischen ein Finanzminister, der von sich sagt, den Staat wie seine Unternehmen führen zu wollen. Babis ist mit einem Imperium aus Agrar-, Chemie- und Lebensmittelfirmen zweitreichster Tscheche geworden. Er ist mit dem Versprechen angetreten, den Firmen keine weiteren Steuern aufzubürden. Um das zu schaffen, muss er an anderer Stelle sparen. Da kommt ihm die Absage des Temelin-Tenders gerade recht. Als größter CEZ-Aktionär hat der Finanzminister ohnehin mehr Interesse an einer üppigen Dividende, als dass das Geld in einem unsicheren Projekt verschwindet. Außerdem hat das Wort „Strompreisgarantien“ in Tschechien einen höchst unpopulären Klang. Nach dem massiven Ausbau von Photovoltaikanlagen in den Jahren 2008 bis2010 durch teils zwielichtige Firmen ächzen die Verbraucher noch heute unter der steigenden Ökostromumlage.
Mit dem Ende des Auswahlverfahrens für den Generallieferanten ist das Projekt erst einmal beerdigt. Ohnehin waren am Ende nur noch zwei Bewerber im Rennen um den Großauftrag: die US-amerikanische Westinghouse und ein russisches Konsortium um AtomStrojEksport. Die französische Areva war bereits nach der ersten Runde von dem Bieterverfahren ausgeschlossen worden.
Der Anfang vom Ende der Atomenergie in Tschechien ist die Entscheidung jedoch nicht, ist der Politologe Daniel Kroupa überzeugt. „Bei uns gibt es eine parteiübergreifende Mehrheit für Atom“, sagt Kroupa. Auch für Staatspräsident Milos Zeman ist Energiesicherheit langfristig nur mit Atomkraftwerken zu haben. Er sprach sich bereits im Vorfeld für einen neuen Tender aus, an dem mehr Bewerber teilnehmen, wodurch die Baukosten sinken würden. Doch Kroupa glaubt nicht an eine baldige neue Ausschreibung. „Diese Regierung braucht alles Geld für ihre sozialen Versprechen“, so Kroupa. Realistischer sei der Ausbau des zweiten tschechischen AKW in Dukovany. Temelin werde erst ein Thema, wenn die Energiepreise wieder steigen.
Doch die Entscheidung war nur der letzte Auslöser. Angebahnt hatte sich das Debakel schon länger. Spätestens mit dem Atomausstieg Deutschlands und dem gleichzeitigen massiven Ausbau erneuerbarer Energien galt der Bau von neuen Atommeilern als Risikoinvestition. Doch Tschechien hielt trotz Kritik an den Atomplänen fest. Dabei half, dass sich in Umfragen regelmäßig zwei Drittel der Bevölkerung für die weitere Nutzung der Atomkraft aussprechen. Temelin wurde einmal mehr zum nationalen Projekt stilisiert. Obwohl Tschechien bereits heute seine Überkapazitäten an Elektroenergie exportiert, sollten noch einmal zwei Blöcke mit jeweils 1 000 MW installierter Leistung errichtet werden. Insgeheim wurde sogar damit geliebäugelt, Deutschland aus der Patsche zu helfen, sobald dem großen Nachbarn bei fehlendem Wind und Sonne der Strom ausgeht.
Doch spätestens seit Antritt der neuen tschechischen Regierung im Januar wurde der Blick auf Temelin nüchterner. In Prag regiert mit Andrej Babis inzwischen ein Finanzminister, der von sich sagt, den Staat wie seine Unternehmen führen zu wollen. Babis ist mit einem Imperium aus Agrar-, Chemie- und Lebensmittelfirmen zweitreichster Tscheche geworden. Er ist mit dem Versprechen angetreten, den Firmen keine weiteren Steuern aufzubürden. Um das zu schaffen, muss er an anderer Stelle sparen. Da kommt ihm die Absage des Temelin-Tenders gerade recht. Als größter CEZ-Aktionär hat der Finanzminister ohnehin mehr Interesse an einer üppigen Dividende, als dass das Geld in einem unsicheren Projekt verschwindet. Außerdem hat das Wort „Strompreisgarantien“ in Tschechien einen höchst unpopulären Klang. Nach dem massiven Ausbau von Photovoltaikanlagen in den Jahren 2008 bis2010 durch teils zwielichtige Firmen ächzen die Verbraucher noch heute unter der steigenden Ökostromumlage.
Mit dem Ende des Auswahlverfahrens für den Generallieferanten ist das Projekt erst einmal beerdigt. Ohnehin waren am Ende nur noch zwei Bewerber im Rennen um den Großauftrag: die US-amerikanische Westinghouse und ein russisches Konsortium um AtomStrojEksport. Die französische Areva war bereits nach der ersten Runde von dem Bieterverfahren ausgeschlossen worden.
Der Anfang vom Ende der Atomenergie in Tschechien ist die Entscheidung jedoch nicht, ist der Politologe Daniel Kroupa überzeugt. „Bei uns gibt es eine parteiübergreifende Mehrheit für Atom“, sagt Kroupa. Auch für Staatspräsident Milos Zeman ist Energiesicherheit langfristig nur mit Atomkraftwerken zu haben. Er sprach sich bereits im Vorfeld für einen neuen Tender aus, an dem mehr Bewerber teilnehmen, wodurch die Baukosten sinken würden. Doch Kroupa glaubt nicht an eine baldige neue Ausschreibung. „Diese Regierung braucht alles Geld für ihre sozialen Versprechen“, so Kroupa. Realistischer sei der Ausbau des zweiten tschechischen AKW in Dukovany. Temelin werde erst ein Thema, wenn die Energiepreise wieder steigen.
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Freitag, 11.04.2014, 10:40 Uhr
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