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Enerige & Management > Windkraft Offshore - Erster Windparkbetreiber entscheidet gegen Förderung
Quelle: Fotolia / zentilia
WINDKRAFT OFFSHORE:
Erster Windparkbetreiber entscheidet gegen Förderung
Tausende alte Windenergieanlagen auf dem deutschen Festland bekommen seit 2021 keine Förderung mehr. Jetzt ist es erstmals offshore soweit - freiwillig, mit Rückkehr-Option.
 
Bei der ersten Offshore-Windkraft-Leistung, die jemals von der geförderten zur förderfreien Direktvermarktung umgemeldet wurde, handelt es sich um den kompletten 400-MW-Nordsee-Windpark Global Tech 1. Damit ist erstmals ein produzierender deutscher Offshore-Windpark freiwillig förderfrei unterwegs. Das ergeben Recherchen dieser Redaktion.

Es haben zwar seit dem Jahr 2018 einige Windpark-Vorhaben den Zuschlag für die Errichtung ohne Subventionen bekommen, sie sind aber allesamt noch im Bau oder in Planung. Nach Recherchen dieser Redaktion wurden alle 80 Windräder von Global Tech ​1 für Februar zur sonstigen, das heißt, förderfreien Direktvermarktung angemeldet. Dies ergibt der Abgleich von Direktvermarktungs-Daten der Übertragungsnetzbetreiber mit dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Im MaStR sind unter anderem alle Kraftwerke ab 100 kW verzeichnet. Stichproben dieser Redaktion in der Anlagenliste in der geförderten Direktvermarktung ergeben eine spiegelbildliche Abmeldung zum Februar.

Was der Betreiber sagt

Der Windpark Global Tech 1 ging demnach Windrad für Windrad zwischen September 2014 und Juli 2015 ans Netz und wird schon grob sechseinhalb bis siebeneinhalb Jahre nach den ersten Stromlieferungen nicht gefördert. Eine Sprecherin der gleichnamigen Betreiber-GmbH betonte aber auf Anfrage, dass er sich "nach wie vor in der geförderten Direktvermarktung" befinde. Man sei lediglich "für einen kurzen Zeitraum in die sonstige Direktvermarktung gewechselt. Dieser kurzfristige Wechsel ist auf die aktuell hohen Marktpreise zurückzuführen."
 
Der 400-MW-Windpark Global Tech 1 vor Juist - hier ein Archivbild von den Bauarbeiten im Herbst 2013
Quelle: Entega

Besonderheiten der Offshore-Förderung

Bis wann der Windpark gefördert wird, teilte die Sprecherin zunächst nicht mit. Im Unterschied zur Erneuerbaren-Förderung an Land, die 20 Jahre lang plus Inbetriebnahmejahr gewährt wird, waren offshore seit je zwölf Jahre Förderdauer vorgesehen, und auch diese verkürzten sich seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2012 auf freiwilliger Basis auf acht Jahre. Im Gegenzug erhielten Betreiber 19 statt 15 Cent pro kWh aus dem EEG-Umlagenkonto.
  Der Windpark befinde sich in einem "stufenweisen Übergang von der Anfangsvergütung im Stauchungsmodell zur erhöhten Anfangsvergütung", ergänzte die Sprecherin. Der jüngste veröffentlichte Marktwert von Offshore-Windstrom lag im Dezember 2021 bei einem Allzeitrekord von 18,426 Cent pro kWh - und damit zwischen den 19 Cent aus dem Stauchungsmodell und den 15 Cent Zwölf-Jahres-Förderung.

Mit den ersten wettbewerblichen Ausschreibungen 2018 jedenfalls war das Modell für künftige Windfarmen Geschichte. Die Ausschreibungen endeten damals schon teilweise mit Null-Cent-Zuschlägen, also mit Verzicht auf eine Subventionierung. An Land sind seit Anfang 2021 tausende Onshore-Windräder und Photovoltaik-Anlagen nach gut 20 Jahren zwangsweise aus der Förderung gefallen (Ü20-Anlagen).

Lage, Gesellschafter, Technik

Global Tech 1 liegt im Nordsee-Cluster 8 knapp 100 Kilometer vor Juist - damals die weiteste Entfernung eines Offshore-Windparks weltweit von der Küste. Der Betreiber gehört zu jeweils knapp einem Viertel
  • den Stadtwerken München (SWM),
  • dem Darmstädter Kommunalversorger Entega (damals HSE Heag) und
  • dem Schweizer Energiekonzern Axpo.
  • Das restliche gute Viertel verteilt sich auf verschiedene Finanzinvestoren und den seit 2013 insolventen Windparkentwickler Windreich.
​Axpo hat die sonstige Direktvermarktung von Global Tech 1 übernommen, teilte die Sprecherin des Betreibers auf Nachfrage mit. Es war der achte deutsche Offshore-Windpark und mit 400 MW − neben Bard Offshore 1 − zur Inbetriebnahme der größte. Die 80 Windräder vom Typ ADS-116 (vormals Areva Multibrid M5000-116) der heutigen Siemens-Gamesa-Marke Adwen sind an der Nabe etwa 92 Meter hoch. Die Rotoren haben einen Durchmesser von 116 Meter.
 

Georg Eble
Redakteur
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Dienstag, 08.02.2022, 15:26 Uhr

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