• Strom folgt CO2 und Gas nach unten
  • Habeck sieht die Energiewende auf Kurs
  • Netzbetreiber warnte Oranienburg bereits vor 7 Jahren
  • Wärmepumpen-Installateur expandiert ins PV-Geschäft
  • Augsburg nutzt Wärme von Rolls Royce
  • Habeck weist Vorwürfe zur Entscheidung über Atomausstieg zurück
  • Bundesrat gibt grünes Licht für Wasserstoffkernnetz
  • Solarpaket I und Klimaschutznovelle passieren Legislative
  • Erneuerbare Energien gehen auf die 60 Prozent zu
  • Strompreisänderungen: Auch künftig keine Rechtssicherheit
Enerige & Management > Österreich - Wiener Stadtwerke mit starkem Ebit-Rückgang
Quelle: Fotolia / YuI
ÖSTERREICH:
Wiener Stadtwerke mit starkem Ebit-Rückgang
Höhere Einkaufspreise für Strom und Gas senkten das operative Ergebnis um 57 %. Dennoch wird weiter investiert, nicht zuletzt in „klimaneutrale“ Fernwärmeversorgung.
 
 
Umsatzerlöse von 4,30 Mrd. Euro melden die Wiener Stadtwerke (WSRW) für das Geschäftsjahr 2021, um 37 % mehr als 2020. Sie sind mit rund zwei Mio. Kunden und 15.000 Beschäftigten der weit größte Kommunalversorger Österreichs. Den Löwenanteil von 3,76 Mrd. Euro oder 87,4 % des Umsatzes steuerte der Energiesektor bei, dem die Wien Energie sowie die Wiener Netze zuzurechnen sind.

Rund 620,6 Mio Euro (14,4 %) entfielen auf die Verkehrsgesellschaft Wiener Linien, 73,4 Mio. Euro (1,7 %) auf Bestattung und Friedhöfe, 24,5 Mio. Euro (0,6 %) schließlich auf die städtischen Parkgaragen. Unerfreulich bemerkbar machten sich die gestiegenen Großhandelspreise für Strom und Erdgas: Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank um 30 % auf 618 Mio. Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 57 % auf 283 Mio. Euro. Ihr bereinigtes Jahresergebnis beziffern die WSTW mit 282 Mio. Euro, verglichen mit 283 Mio. im Jahr 2020.

Bereinigungen in Form von Wertberichtigungen waren insbesondere für das Recht vorzunehmen, Strom aus dem deutschen Steinkohlekraftwerk Duisburg-Walsum zu beziehen. Dieses Recht hatten die WSTW an die niederösterreichische EVN verkauft, die im vergangenen Jahr wiederum ihren 49-%-Anteil an der Anlage dem Mehrheitseigentümer Steag überließ. Generaldirektor Martin Krajcsir konstatierte bei der Bilanzpressekonferenz am 25. Mai, die Unternehmensgruppe habe angesichts des Marktumfelds „sehr gut gewirtschaftet. Unsere solide Bilanz schafft die Basis, die Wiener Stadtwerke als Ermöglicher der Klimawende, als Garant für Versorgungssicherheit und Lebensqualität in der Stadt aufzustellen“.

Preiserhöhung bei Fernwärme kommt

Für den Strombezug − vor allem vom größten österreichischen Stromerzeuger Verbund − mussten die WSTW 2021 rund 542,6 Mio. Euro aufwenden, fast drei Mal so viel wie 2020 (193,4 Mio. Euro). Auf 1,29 Mrd. Euro nahezu verdoppelt haben sich die Kosten für Erdgas, das die Stadtwerke vom österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV kaufen. Das Gas wird zur Erzeugung von Fernwärme sowie Strom in den Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) der Wien Energie benötigt. Insgesamt belief sich deren Stromproduktion 2021 auf rund 6,28 Mrd. kWh, von denen 5,02 Mrd. kWh oder knapp 80 % auf die KWK entfielen.

In ihrem Finanzbericht sprechen die WSTW von einem „volatilen und hochpreisigen Umfeld“ im Strom- und Gasgroßhandel. Deshalb werde „die Beschaffung der Energie und der Transfer der Preise zu den Kundinnen und Kunden eine große Herausforderung für die nächsten Monate“. Auf Preiserhöhungen gefasst machen müssen sich nicht zuletzt die knapp 400.000 Kunden im Bereich Fernwärme, kündigte der politisch für die WSTW zuständige Wiener Stadtrat Peter Hanke bei der Pressekonferenz an. Allerdings „warten wir damit längstmöglich, um die Wienerinnen und Wiener zu unterstützen“. Etwa 60 % des Fernwärmebedarfs in der österreichischen Bundeshauptstadt werden mit Erdgas gedeckt.

„Klimaneutrale“ Wärmeversorgung

Jedoch arbeitet der Konzern daran, diesen Anteil so rasch wie möglich zu verringern und zu einer weitestgehend „klimaneutralen“ Wärmeversorgung zu gelangen, betonte der für das Energiegeschäft zuständige stellvertretende Generaldirektor der WSTW, Peter Weinelt. Er verwies auf das Vorhaben, das umfangreiche Geothermiepotenzial im Nordosten Wiens zu nutzen. Ab etwa 2030 könnten damit „bis zu 125.000 Haushalte beheizt werden“. Überdies werden mehrere Großwärmepumpen installiert. So soll die Fernwärmeversorgung ab 2040 vollständig klimaneutral erfolgen.

Zudem engagieren sich die WSTW beim Einsatz „grünen“ Wasserstoffs. Ihre erste Wasserstofftankstelle nahmen sie 2021 in Betrieb. Eine der städtischen Buslinien wird ab 2023 stufenweise auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt. Im Rahmen des Projekts „Waste2Value“ arbeiten die WSTW daran, durch die Verbrennung von Klärschlamm aus der kommunalen Abwasserbeseitigung Ökostrom zu gewinnen. Dieser soll unter anderem zur Produktion von „grünem“ Wasserstoff dienen. In der Folge könnten daraus synthetische Kraftstoffe gewonnen werden, berichtete Weinelt.

Insgesamt wollen die WSTW bis 2026 rund 5,6 Mrd. Euro investieren. Ihren Angaben zufolgen entfallen davon rund zwei Drittel auf sogenannte „klimafreundliche“ Projekte, darunter den Ausbau des U-Bahn-Netzes etwa 2,67 Mrd. Euro sowie die Erweiterung der Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien und für Vorhaben im Bereich der „klimaneutralen“ Fernwärmeversorgung 1,08 Mrd. Euro. Bei den Investitionen helfen könnte der Verbund, an dem die Wiener Stadtwerke mit 13,44 % beteiligt sind: Er hat angekündigt, bei der Hauptversammlung 2023 eine Sonderdividende von 400 Mio. Euro zu beschließen.
 

Klaus Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Freitag, 27.05.2022, 09:16 Uhr

Mehr zum Thema