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Enerige & Management > Wasserstoff - Akteure müssen Vertrauen in den Markt bekommen
Quelle: Shutterstock / Audio und werbung
WASSERSTOFF:
Akteure müssen Vertrauen in den Markt bekommen
In Deutschland muss endlich die Initialzündung für den Einstieg in den Wasserstoffmarkt erfolgen, moniert der BDEW und skizziert vier Phasen für einen kraftvollen Markthochlauf.
 
"Wir dürfen nicht ins Hintertreffen geraten", mahnte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, bei einem Pressegespräch am 4. Juli. Der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft nehme weltweit Fahrt auf − allen voran in den USA mit ihrem Inflation Reduction Act, dem milliardenschweren Förderprogramm für klimafreundlichen Wasserstoff. Auch China und Asien stünden dem in nichts nach. 

Die BDEW-Chefin sieht den deutschen Wasserstoffhochlauf ins Stocken geraten: "Wir haben in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Kapazitäten für die Wasserstofferzeugung aufgebaut." Auf der anderen Seite sei die Zielsetzung der Bundesregierung bekannt − 10.000 MW installierte Kapazität mit einem jährlichen Output von 28 Milliarden kWh Wasserstoff bis 2030. Neben den Business-Cases fehle es nach Ansicht des BDEW den möglichen Marktteilnehmern auch an regulatorischer Sicherheit. Der Verband hofft hier auf eine Klarstellung durch die von der Regierung bereits seit Monaten angekündigte Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie. 

"Wir müssen aufpassen, dass wir der gefährlichen Tendenz, immer wieder einen engeren regulatorischen Rahmen zu setzen, nicht unterliegen", sagte Andreae mit Bezug auf den kürzlich verabschiedeten delegierten Rechtsakt zur Definition der Strombezugskriterien für erneuerbaren Wasserstoff (wir berichteten). Diese Kriterien geben Planungssicherheit und müssten nun zügig in die nationale Gesetzgebung umgebrochen werden. Andreae riet dazu, anstatt einer deutschen, kleinteiligen Marktdesigndebatte eine europäische zu führen – ähnlich wie bei Strom und Erdgas.

Mit mehr Mut und Pragmatismus müsste zudem allem voran das klare Zielbild eines funktionierenden Wasserstoffmarktes stehen. "Hierfür braucht es attraktives Investitionsumfeld, für das es jetzt die Voraussetzungen zu schaffen gilt", forderte Andreae von der Politik. Aus Gesprächen wisse sie, die Auftragsbücher großer Unternehmen im Wasserstoffsektor seien voll − "aber eben nicht für Bestellungen nach Deutschland."

Mit dem Diskussionspapier "Ein Marktdesign für Wasserstoff" wolle der BDEW aufzeigen, was möglich und was nötig ist, damit die Bedingungen für einen kraftvollen Markthochlauf auf deutschem Boden stimmen.
 
Kirsten Westphal (links) und Kerstin Andreae bei der Vorstellung des Diskussionspapiers
Quelle: E&M / Davina Spohn

Raus aus den Knappheitsdiskussionen

Das Zielbild für die Wasserstoffwirtschaft muss auf transparenten Preissignalen basieren und abgesichert sein gegenüber marktlichen Risiken für die Nachfrage- und Angebotsseite. Das Vertrauen der Marktakteure sei wichtig, um aus den Knappheitsdiskussionen raus und in die Skaleneffekte bei Elektrolyseurskapazitäten hinein zu kommen, betonte Kirsten Westphal, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung. 

Der BDEW skizziert in seinem Zielbild vier Phasen des Hochlaufs
  • Die Initialphase 2023/2024: "In dieser Phase befinden wir uns aktuell", erklärte Westphal. Sie sei "hochsensibel" und entscheidend für Deutschlands Rolle im weltweiten Wasserstoffmarkt. Während dieser Phase müssten wichtige Grundvoraussetzungen geschaffen werden, um den Markthochlauf "zum Schwingen zu bringen". Insbesondere die Klärung der Infrastruktur und des Regelwerks seien hier Vorbedingungen, um das Henne-Ei-Problem, das bei Erzeugung und Nachfrage besteht, zu klären. Essenziell seien die staatliche Unterstützung, regulatorische Flexibilität und ein glaubhaftes Zielbild für Investitionsanreize in der Energiebranche.
  • Die Aufbauphase bis Anfang der 2030er Jahre:  Diese Phase beginnt laut Westphal, sobald das Wasserstoffkernnetz und weitere Leitungen auf Fernleitungs- und Verteilnetzebene in Deutschland aufgebaut sind beziehungsweise die Übergangsregelungen aus dem europäischen Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspaket enden. In der Aufbauphase sollten sich erste internationale Lieferbeziehungen etablieren. Die sogenannten IPCEI (Important Project of Common European Interest)-Projekte würden sich dann zu größeren Projekten ausdehnen, die Wasserstoffnutzung sollte in der Industrie angereizt und Gasverteilnetze bedarfsgerecht auf Wasserstoff umgestellt werden.
  • Die Ausprägungsphase ab etwa 2035: Der Wasserstoffmarkt wird zunehmend von marktlichen Mechanismen gesteuert, sofern es die "politische Kunst" in der Regulatorik zulasse. Der BDEW geht davon aus, dass bis etwa 2040 auch die langfristig angelegten staatlichen Fördermechanismen auslaufen. Die Wasserstofferzeugung sollte nun durch die Nachfrageseite angereizt und durch Skalierung und Preissenkungen bei erneuerbarem Strom kostengünstiger werden. Der industrielle Mittelstand sollte in dieser Phase großflächig mit Wasserstoff versorgt werden. Das Wasserstoff-Kernnetz wird zum H2-Backbone weiterentwickelt und die europäische Einbindung des Netzes verstärkt.
  • Die Zielphase etwa um das Jahr 2040: Wasserstoff und seine Derivate werden, so zeigt es das Zielbild des BDEW, in Deutschland, der EU und global in ausreichenden Mengen erzeugt und gehandelt. Der Markt für Wasserstoff samt seiner Derivate sollte dann etabliert sein und ein virtueller Handelsplatz existieren. Zudem ist eine voll funktionsfähige Infrastruktur vorhanden und ein europaweites Wasserstoffnetz hat sich herausgebildet.
"Diskussionspapier für ein Marktdesign für Wasserstoff"
(zum Öffnen bitte auf das Bild klicken)
Quelle: BDEW
 

Davina Spohn
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Dienstag, 04.07.2023, 16:14 Uhr

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