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Enerige & Management > Klimaschutz - Bei den Erneuerbaren "alles geben"
Bild: Fotolia, Nicole Effinger
KLIMASCHUTZ:
Bei den Erneuerbaren "alles geben"
Mit einem massiven Investitions- und Zukunftsprogramm ist die Klimaneutralität im Jahr 2050 zu schaffen. Das prognostiziert eine Studie der Denkfabrik Agora Energiewende.
 

Den Weg zur Energiewende vergleicht Patrick Graichen, Direktor der Denkfabrik Agora, mit den Anstrengungen für das deutsche Wirtschaftswunder in den 1950er und 1960er Jahren: „Wir müssen beim Ausbau der Wind- und Solaranlagen alles geben, sie bilden den Grundpfeiler für eine klimaneutrale Bundesrepublik.“

Die Studie „Klimaneutrales Deutschland“ kommt zu dem Schluss, dass das im aktuellen Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes angestrebte Ziel eines Anteils von 65 % an Erneuerbaren bis 2030 nicht ausreicht. Es sollte auf 70 % ansteigen, um eine Emissionssenkung um 65 % zu erreichen. Man müsse den steigenden Energieverbrauch durch Elektroauto, Wärmepumpen und die Herstellung von Wasserstoff berücksichtigen, der zu erwarten ist.

Der Energiewirtschaft kommt nach den Erkenntnissen der Studienautoren eine Schlüsselposition auf dem Weg zum klimaneutralen Deutschland zu. Konkret fordern sie den Ausbau der Photovoltaik um das Dreifache auf 150.000 MW bis 2030. Die Windkraft an Land müsse von jetzt 54.000 auf 80.000 MW steigen, die auf See von 8.000 auf 25.000 MW. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung könnte dann schon 2030 abgeschlossen werden. Allein die Energiewirtschaft habe so die Möglichkeit, bis in zehn Jahren die gesamten CO2-Emissionen im Land um die Hälfte auf 207 Mio. Tonnen zu reduzieren.

Stromverbrauch steigt bis 2050 um 50 %

Bis 2050 muss der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch laut Agora-Studie auf 100 % ansteigen. Bis dahin werde sich die Stromnachfrage aufgrund der sektorübergreifenden Elektrifizierung und der Wasserstoffproduktion um 50 % auf 960 Mrd. kWh erhöhen. Wasserstoff soll dann auch für Back-up-Kraftwerke eingesetzt werden, wenn Wind- und Solaranlagen nicht genug Energie liefern können. Heute übernehmen die Rolle vor allem Erdgasblöcke.

Keinen Zweifel lässt die Untersuchung daran, dass auch die anderen Sektoren gefordert sind, wenn es um Klimaneutralität geht, hauptsächlich Verkehr, Industrie und Gebäude.

„Je schneller sich Automobilindustrie und Energielieferanten auf den Ausstieg vom Öl einstellen, desto besser sind ihre langfristigen Marktchancen“, erklärte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Im Pkw-Markt würden batterieelektrische Fahrzeuge die Verbrenner bis spätestens 2035 europaweit verdrängen. Bis 2030 sieht Hochfeld rund 14 Mio. Elektro-Pkw auf der Straße. Die Leistung des Schienengüterverkehrs werde bis 2030 um 44 % steigen, der von Bus und Bahn erbrachte Personenverkehr sich bis 2035 verdoppeln.

Wasserstoff: Dreiviertel des Bedarfs über Importe

Im Hinblick auf die Industrie konkretisiert Agora die Beiträge, die die Stahlbranche durch die ohnehin bis 2030 fällige Erneuerung ihrer Hochöfen leisten kann. Die ließen sich dann statt mit Kokskohle mit Wasserstoff befeuern. Agora geht davon aus, dass drei Viertel des in der Bundesrepublik benötigten Wasserstoffs importiert werden muss.

Der Gebäudebereich ist vor allem bei der Steigerung der Energieeffizienz gefragt. Die Autoren sehen dabei die vollständige energetische Sanierung des Bestandes bis 2050 vor und empfehlen den flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen als mit Abstand sparsamste Heiztechnik.

In der Landwirtschaft schließlich müsse man auf die Reduzierung von Methan setzen, vor allem durch die verstärkte Vergärung von Gülle in Biogasanlagen.

Die 180-seitige Studie wurde von der Prognos AG, dem Öko-Institut und dem Wuppertal Institut im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und der Stiftung Klimaneutralität erstellt. Sie wird am Dienstag, 10. November, offiziell vorgestellt.

Die Studie Klimaneutrales Deutschland  sowie begleitendes Material stehen auf der Agora-Homepage zum kostenfreien Download bereit

 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Montag, 09.11.2020, 12:39 Uhr

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