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Enerige & Management > Wasserstoff - "Deutschland wird ein Energieimportland bleiben"
Bild: Thyssenkrupp Steel Europe
WASSERSTOFF:
"Deutschland wird ein Energieimportland bleiben"
Den Spagat zwischen dem bestmöglichen Start für den inländischen Einsatz grünen Wasserstoffs und dem Aufbau internationaler Partnerschaften griff eine Energiekonferenz am 4. Mai auf.
 
Nicht lange dauerte es, da lagen die Herausforderungen des künftigen Wasserstoffmarktes allesamt auf dem Tisch: Von einem "dreifachen Henne-Ei-Problem" sprach Jeanette Uhlig, Teamleiterin Klimaneutraler Energieträger Deutschen Energie-Agentur (Dena), auf der digitalen Energiekonferenz "Führungstreffen Energie" am 4. Mai. "Weder haben wir den Markt, die Nachfrage noch das Angebot für Wasserstoff oder die Infrastrukturen", so Uhlig zum Ist-Stand. 

Das eine bedinge das andere: "Die Nachfrage bestimmt den Ausbau der Infrastrukturen. Der Hochlauf und der Ausbau von Erzeugungskapazitäten wird natürlich auch maßgeblich von der Nachfrage bestimmt. Die wiederum ist derzeit für grünen Wasserstoff noch nicht zu erkennen, auch wenn es bereits große Wasserstoffnachfrager gibt", sagte Uhlig mit Blick auf die Mineralöl- und Chemieindustrie, die noch grauen Wasserstoff verbrauchen. Auch wenn die Dena langfristig auf einen sektorübergreifenden Wasserstoffeinsatz setzt, sieht sie dort einen ersten Ansatz für grünen Wasserstoff. 

Diese Einschätzung stützte Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender des Mineralölkonzerns BP, mit Zahlen: "Aktuell findet der Wasserstoffeinsatz in Deutschland zu 40 % in den Raffinerien statt." Durch die Verbrennung fossiler Energieträger entstehe grauer und blauer Wasserstoff. "Wir könnten sofort dekarbonisieren, wenn wir diesen Wasserstoff mit grünem Strom herstellen", so Langhoff. Dies sei auch eine Investition in die Zukunft. So könnte man den Wasserstoff, sobald die Infrastruktur aufgebaut sei, auch für Endkunden, Transport oder andere Bereiche weiter verteilen. 

Neben bereits bestehenden internationalen Partnerschaften wie etwa mit dem dänischen Energiekonzern Oersted kann sich der BP-Chef auch inländisch Partnerschaften mit Windparkbetreibern vorstellen. "Unser Vorteil in dieser Kooperationen ist die sofortige Abnahme des Stroms", so Langhoff.

Kostendegression des grünen Wasserstoffs

Noch würden jedoch die regulatorischen Rahmenbedingungen dafür nicht passen. Eine wäre etwa laut Langhoff, "dass wir die Anrechenbarkeit des grünen Wasserstoffs entsprechend der EEG-Umlage auch so fortschreiben können". Entscheidungen dazu stehen ja im Rahmen der neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) noch aus.

Den Fokus auf die notwendige Kostendegression lenkte Uhlig: "Insbesondere grüner Wasserstoff ist eine viel zu teure Technologie, die wir uns gar nicht leisten können." Aktuell liegen die Kosten für ein Kilogramm grünen Wasserstoff in Deutschland bei sieben bis acht Euro. Diese Zahl nannte der ebenfalls zur Diskussionsrunde geladene CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann, seit einigen Monaten Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung. Mögliche Importländer von grünem Wasserstoff hätten bis Ende der 20er Jahre das Kilo grünen Wasserstoff für unter drei Euro in Aussicht gestellt.

Kaufmann verwies auf die äußerst niedrigen Stromkosten in anderen, sonnenreichen Ländern. Diese lägen oft bei ungefähr einem Cent pro Kilowattstunde − "und damit absolut unter dem, was wir hier selbst nach Abschaffung der EEG-Umlage anbieten können."
 
Diskutierten über die Rolle des Wasserstoffs in einer klimaneutralen Zukunft (von links oben): Benedikt Müller-Arnold (Moderator), Jeanette Uhlig (Dena), Wolfgang Langhoff (BP) und Stefan Kaufmann (CDU)
Bild: E&M

"Wir werden weiterhin ein Energieimportland bleiben", betonte der CDU-Parlamentarier. Nichtsdestotrotz sollen in Deutschland 5.000 MW Elektrolysekapazität aufgebaut werden. Aktuell gäbe es hierzulande, so der Einwurf zum Ist-Stand Uhligs, etwa 25 MW installierte Elektrolyseurleistung.

Nachhaltige Wasserstoffwirtschaft über die Grenzen hinaus

Dass bei einem Wasserstoffimport von bis zu 80 % eine lokale Wasserstoffwirtschaft dennoch Sinn mache, untermauerte Kaufmann: So fahre die Bundesregierung eine "Art Doppelstrategie", die sowohl auf den Technologieexport als auch auf den Wasserstoffimport setzt. Zum einen werde mit vielen möglichen Importländern verhandelt, darunter etwa Australien und Chile. Um diesen Elektrolyse-Demonstratoren präsentieren zu können, sei der Aufbau einer hiesigen Elektrolysekapazität nötig.

Kaufmann: "Wir müssen jetzt zeigen, dass wir diese großen Anlagen auch bauen können und dass sie im Dauerbetrieb funktionieren." Diese Elektrolyse-Anlagen in andere Länder zu exportieren, den Wasserstoff dort zu produzieren und diesen dann wieder zu importieren, sei ein Ziel. "Wir wollen mit unserer Green Technology zum Leitanbieter für die ganze Welt werden", so Kaufmanns Anspruch für Deutschland. 

Über die Grenzen hinaus gelte es laut Uhlig eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Auch die Energiewende der Importländer gelte es dabei nicht zu behindern. Herkunftsnachweise, Standards und die Wahrung der Versorgungssicherheit seien wichtig.
 

Davina Spohn
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Dienstag, 04.05.2021, 15:47 Uhr

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