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Enerige & Management > Stromnetz - Ein Kraftwerk für den Fall der Fälle
Auch in Biblis soll ein neues Notfallkraftwerk gebaut werden. Visualisierung: RWE
STROMNETZ:
Ein Kraftwerk für den Fall der Fälle
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat der Gaskraftwerk Leipheim GmbH den Zuschlag zum Bau eines Notfallkraftwerks erteilt. Es entsteht in der Nähe von Ulm.
 
Damit sind sie jetzt komplett, die vier „besonderen netztechnischen Betriebsmittel“. Das ist die vornehme Umschreibung für Notfallkraftwerke, die schnell einspringen sollen, wenn die Netzstabilität gefährdet ist. Sie dienen ausnahmslos diesem Zweck, das heißt sie stehen dem Strommarkt nicht zur Verfügung. Wie oft sie zum Einsatz kommen werden, steht in den Sternen − möglicherweise gar nicht. Die Betriebserlaubnis ist jedenfalls auf wenige Jahre begrenzt. 

Alle vier werden mit Gasturbinen betrieben und haben eine Leistung von 300 MW, die Baukosten dürften sich jeweils im unteren dreistelligen Millionenbereich bewegen. Zudem sind sie schwarzstartfähig, das heißt, sie könnten nach einem eventuellen Totalblackout das Netz wieder aufbauen. Das neue Gaskraftwerk in Leipheim soll im August 2023 fertig sein und vom Lausitzer Kraftwerksbetreiber LEAG mit Sitz in Potsdam betrieben werden.

Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Geschäftsführung von Amprion, erklärte: „Besondere netztechnische Betriebsmittel sind ein wichtiger Baustein für das Übertragungsnetz der Zukunft. Mit dem Ergebnis dieses vielschichtigen Ausschreibungsverfahrens haben wir auch in der zweiten Region eine gute Lösung gefunden, um die Netzstabilität zu sichern.“ Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sieht das Projekt ebenfalls positiv: „Damit kommt ein weiteres Gaskraftwerk nach Bayern, welches zusammen mit Irsching Block 6 einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Systemstabilität Bayerns leisten kann.“

Kernkraftabschaltung und Südlink-Verzögerung bereiten Sorgen

Amprion hatte gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern Transnet BW und Tennet die Notfallkraftwerke mit insgesamt 1.200 MW technologieoffen und europaweit ausgeschrieben. Neben Leipheim entstehen Anlagen an Kraftwerksstandorten im bayerischen Irsching bei Ingolstadt, Biblis (Hessen) und Marbach (Baden-Württemberg).

Dass sie alle in Süddeutschland angesiedelt sind, ist kein Zufall: Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke Ende 2022 wird der Süden nur noch über wenig eigene Erzeugungskapazität verfügen. Und der Bau der Windstromleitungen, die Ersatzstrom aus dem Norden liefern sollen, verzögert sich: Die 4.000-MW-Gleichstromtrasse Südlink wird voraussichtlich erst 2025 in Betrieb gehen. Kein Wunder also, dass man in Bayern und Baden-Württemberg um die Versorgungssicherheit fürchtet.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Freitag, 12.02.2021, 16:10 Uhr

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