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Enerige & Management > Klimaschutz - Ein Schritt zu grünem Stahl made in Germany
Quelle: Fotolia / bluedesign
KLIMASCHUTZ:
Ein Schritt zu grünem Stahl made in Germany
Die Georgsmarienhütte (GMH) hat ehrgeizige Ziele: Bereits im Jahr 2039 will die Unternehmensgruppe ihre Stähle klimaneutral produzieren. Die Nachfrage kommt auch aus der Windbranche.
 
Bis 2030 strebt die Stahlgruppe Georgsmarienhütte (GMH) aus der gleichnamigen niedersächsischen Stadt eine Halbierung der CO2-Emissionen im Vergleich zu 2019 an, neun Jahre später soll die Stahlproduktion klimaneutral sein. Die GMH hat auf dem Weg zur Klimaneutralität Ende Februar die erste induktive Einzelstabvergütungsanlage (EVA) im Regelbetrieb gestartet und dabei knapp 22 Millionen Euro investiert. Hierfür gab es vom Bundeswirtschaftsministerium und der EU 880.000 Euro an Fördergeldern.

Eine zweite EVA ist bereits in Planung. Ende 2026 sollen beide Anlagen eine Gesamtkapazität von 35.000 Tonnen Stahl auf Strombasis vergüten können, entsprechend einem Anteil von 5 Prozent an der Gesamt-Stahlproduktion eines Jahres im Werk Georgsmarienhütte. Mit der Investition erschließt die GMH-Gruppe neue Märkte und schreitet voran in Richtung Klimaneutralität, erläuterte CEO Alexander Becker. „Wir brennen für grünen Stahl“, betonte er.

Der GMH aber machen die hohen Strompreise in Deutschland zu schaffen. Der überraschende Wegfall des Netzentgelt-Zuschusses habe „den Teppich unter den Füßen weggezogen“, kritisierte der Unternehmenschef.

Wettbewerbsfähige Strompreise sind für Becker eine der Voraussetzungen dafür, um energieintensive Unternehmen in Deutschland zu halten. „Bereits jetzt wandert Wertschöpfung ab, auch ins europäische Ausland wie Frankreich und Italien“, sagte der Manager. Klimafreundliche Firmen dürften nicht bestraft werden, monierte er.

Seit mehr als 25 Jahren produziert die GMH Elektrostahl. Jede Tonne Rohstahl aus dem Elektroofen verursacht 80 Prozent weniger CO2-Emissionen als vergleichbarer Hüttenstahl. Das Unternehmen setzt zu 100 Prozent Schrott als Rohstoff ein und sieht sich selbst als Recyclingunternehmen, wie Anne-Marie Grossmann betonte, Member of the Board der GMH-Gruppe. 
  Dass mit der generellen Umstellung auf eine „grüne Stahlproduktion“ in Zukunft verstärkt Schrott benötigt wird, bereitet CEO Alexander Becker heute noch kein Kopfzerbrechen. „Schrott ist aber strategisch wichtig“, blickte er in die Zukunft. Bei der Schrottversorgung sieht sich die Georgsmarienhütte heute gut abgesichert.

Warum die Windbranche auf diesen Stahl setzt

Mit der Inbetriebnahme der EVA am Standort Georgsmarienhütte setzt das Unternehmen vor allem darauf, neue Kundengruppen zu erschließen. Stabstahl besonderer Güte könne auch in Windkraftanlagen und verstärkt im Maschinenbau eingesetzt werden, machte Becker deutlich.

Vor allem in der Windkraftbranche habe sich der Bedarf an besonders strapazierfähigen Stählen erhöht, informierte Becker. Dort sind demnach strapazierfähige Schrauben und Verbindungselemente besonders gefragt.

Aber auch die Automobilindustrie könne die verschiedenen Stahlqualitäten in jeder Marke und Baureihe einsetzen, zog der CEO Bilanz. Gleiches gilt für Förderanlagen in Industrieanwendungen sowie Lenkstangen für alle Automobilsegmente.

Anders als beim bisherigen Stahlvergütungsprozess bei der GMH läuft die EVA vollautomatisiert, informierte Volker Glane, Leiter Technologie-Wärmebehandlung und Prüftechnik. Die arbeitsintensive und risikobehaftete manuelle Nachbearbeitung falle nun weg, was zu einer effizienteren Produktion und mehr Arbeitssicherheit führe. Gleichzeitig steige die Qualität des GMH-Stahls, so Glane.

Die neue EVA in Georgsmarienhütte ist so konzipiert, dass sie mit bis zu 100 Prozent Ökostrom betrieben werden wird. Der CO2-Fußabdruck der im Werk hergestellten Komponenten und damit auch der Endprodukte, in denen sie verbaut werden, werden, sinkt somit deutlich.

 
 

Eva-Maria Vochazer
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Freitag, 08.03.2024, 10:45 Uhr

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