
Die LNG Terminalgesellschaft Wilhelmshaven (LTEW) stelle ihre bisherigen Planungen für ein LNG-Terminal auf den Prüfstand,
heißt es in einer Mitteilung des Uniper-Konzerns. Hintergrund sei die fehlende Bereitschaft von Marktteilnehmern, Importkapazitäten
verbindlich zu buchen. Man habe das Verfahren zur Feststellung des Interesses am 30. Oktober abgeschlossen. Daran hätten zahlreiche
Unternehmen teilgenommen und auch allgemeines Interesse bekundet, jedoch seien zu wenige zu verbindlichen Buchungen bereit
gewesen.
„Die Projektgesellschaft überlegt nun mehrere Optionen, wie der Standort Wilhelmshaven als Importhafen für umweltfreundliches
Gas genutzt werden kann“, erklärt Uniper. Dabei bringt das Unternehmen auch den direkten Import von Wasserstoff als langfristige
Option ins Gespräch.
„Sicher haben wirtschaftliche Unsicherheiten in dem aktuellen Umfeld eine Rolle gespielt. Viele Unternehmen wollen sich derzeit
nicht langfristig vertraglich binden“, versucht Projektleiter Oliver Giese das fehlende Interesse zu erklären. Die Ergebnisse
des Interessebekundungs-Verfahrens machten es jetzt erforderlich, Dimension und Ausrichtung des geplanten Terminals so zu
überarbeiten, dass eine Investition für die Marktakteure attraktiv und für die LTEW und Uniper wirtschaftlich berechenbar
ist." Das könnte also auch eine Verkleinerung der geplanten Anlage bedeuten.
Deutsche Umwelthilfe begrüßt Abkehr
Uniper-CEO Andreas Schierenbeck: „LNG ist ein Wachstumsmarkt und Erdgas leistet einen steigenden Wertbeitrag zur Versorgungssicherheit
und zur Dekarbonisierung des globalen Energiesystems. Daher wird sich Uniper auch weiterhin für die sichere Versorgung mit
LNG engagieren.“ Alle Konzepte müssten jedoch die gleichen harten wirtschaftlichen Kriterien erfüllen. Man werden das nun intensiv mit denen besprechen, die ein solches Importterminals in Deutschland für eine faszinierende Idee halten.
LTEW hatte bereits vor Monaten darauf hingewiesen, dass die endgültige Investitionsentscheidung über den Bau eines Terminals
auf der Grundlage einer ausreichenden Nachfrage seitens der Marktteilnehmer und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit getroffen
werde. Weitere LNG-Pläne gibt es für Brunsbüttel, Stade und Rostock.
Auch als Reaktion auf Proteste gegen das Flüssiggas-Projekt wertet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Abkehr von dem Vorhaben,
das von der Bundesregierung und der Landesregierung von Niedersachsen befürwortet wird. Schließlich, so die DUH, wäre mit
dem Terminal erstmals die Möglichkeit geschaffen worden, „extrem klimaschädliches Frackingas nach Deutschland zu transportieren“.
Heute noch dreistellige Millionenbeträge in eine fossile Infrastruktur zu stecken, sei klimapolitisch und ökonomisch unsinnig.
Wegen der Nähe zu sensiblen Naturräumen wie dem Nationalpark Wattenmeer sei der Standort Wilhelmshaven zudem ungeeignet für
industrielle Infrastruktur, betonte die Umwelthilfe.
Anders sieht man das beim Land Niedersachsen: Energieminister Olaf Lies erklärte, der Standort Wilhelmshaven sei für einen
− wie immer gearteten − Terminal der richtige. Hier gebe es Zugang zur Gasnetzinfrastruktur und zu den Kavernen.
Auch er kann sich allerdings mit der Idee anfreunden, dabei mit Wasserstoff oder synthetisch hergestellten Gasen zu arbeiten.
Alles laufe wohl darauf hinaus, dass es sich bei der importierten Energie um erneuerbare handeln wird. „Wir werden nie die
ganze Menge Energie, die wir brauchen, in Deutschland produzieren können", erklärte er. Der Bund habe im Haushalt für den
Import von grünem Wasserstoff oder Gas zwei Milliarden Euro eingeplant. In Wilhelmshaven könne man schnell in die Realisierung
einsteigen.
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Freitag, 06.11.2020, 16:55 Uhr