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Enerige & Management > Auftrag - PPA: Konzerne sichern sich Löwenanteile an Solar- und Windfarmen
Quelle: Shutterstock
AUFTRAG:
PPA: Konzerne sichern sich Löwenanteile an Solar- und Windfarmen
Die Abnehmer für weitere Millionen Kilowattstunden erneuerbaren Stroms per PPA sind gefunden. In Brandenburg greift ein Rechenzentrumsanbieter aus den USA zu, vor Borkum erneut Evonik.
 
Langfristige Verträge zur Abnahme erneuerbaren Stroms, kurz PPA, haben nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Binnen kurzer Zeit melden der Karlsruher Energiekonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) und der französische Versorger Engie Käufer für wesentliche Anteile künftigen Offshore- und Onshore-Ökostroms.

In einer Mitteilung lüftete Engie am 2. Februar das Geheimnis, welches Unternehmen sich den Löwenanteil am entstehenden 154-MW-Solarpark „Döllen“ im brandenburgischen Landkreis Prignitz gesichert hat. Es ist Digital Realty, ein Rechenzentrumsanbieter aus Texas (USA), nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Welt der Cloud- und Carrier-Lösungen.

Mit 116 MW gehen nunmehr über zwei Drittel der Kapazität der Sonnenfarm an Digital Realty. Über zehn Jahre lang erwarten die US-Amerikaner etwa 120 Millionen kWh Grünstrom per annum. Die Deutschland-Tochter des in Frankreich beheimateten Engie-Konzerns vermarktet den Strom im Auftrag des Investors, der Hamburger CEE Group (wir berichteten). In einer gemeinsamen Mitteilung von Engie und Digital Realty heißt es, der Park werde Ende 2023 ans Netz gehen. Bislang war vom ersten Halbjahr die Rede.

Evonik kauft noch einmal zwischen Borkum und Helgoland ein

Deutlich länger dauert es bis zum Netzanschluss des Nordsee-Windparks „He Dreiht“ (Plattdeutsch für „Er dreht“). Ende 2025 will EnBW nahezu 100 Windenergieanlagen der modernsten Generation in Betrieb nehmen, darunter auch 15-MW-Turbinen. Von der 900-MW-Kapazität des gesamten Parks hatte der Essener Spezialchemiekonzern Evonik sich bereits im November 100 MW gesichert. Nun kommen einer Mitteilung zufolge weitere 50 MW über ein PPA hinzu. Beide Langzeitvereinbarungen laufen über 15 Jahre.

Evonik-Chef Christian Kullmann sieht in dem neuerlichen Kontrakt mit EnBW den nächsten Schritt „auf unserem Weg, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und deren Preisschwankungen deutlich zu reduzieren“. Es soll nicht der letzte Schritt bleiben, weitere Lieferverträge befänden sich in Planung. Mit dem Strom aus der 150-MW-Scheibe könne Evonik ab 2026 mehr als ein Drittel seines Strombedarfs in ganz Europa aus erneuerbaren Quellen decken.

EnBW-Vorstandsmitglied Georg Stamatelopoulos rühmt derweil PPAs „als zentrales
Instrument der Energiewende“. 2022 hätten die Karlsruher deutlich mehr Anfragen von mittelständischen bis großen Unternehmen an Direktabnahmeverträgen erhalten. Für EnBW ist es der dritte Großverkauf im Zusammenhang mit "He dreiht". Auch die Salzgitter Flachstahl GmbH hat bereits eine 50-MW-Scheibe für sich reserviert, um mit grünem Wasserstoff nahezu CO2-freien Stahl zu erzeugen. Zudem hat der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport 85 MW eingekauft.

Mit den PPA sichert EnBW zugleich frühzeitig das eigene finanzielle Engagement in der Nordsee ab, für das der Konzern laut eigener Aussage noch im laufenden Quartal die finale Investitionsentscheidung treffen will. Stamatelopoulos schrieb der Politik noch ins Stammbuch, staatliche Eingriffe in den Markt zu begrenzen, weil sie sich negativ auf die Investitionsbereitschaft auswirken und den weiteren Ausbau der Erneuerbaren hemmen könnten. EnBW baut „He dreiht“ förderfrei, weil der Zuschlag damals zu 0 Cent erfolgt war.
 

Volker Stephan
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 02.02.2023, 14:52 Uhr

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