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Enerige & Management > Windkraft Onshore - Sechs Prozent Zinsen für Bürgerkapital
Bild: Windenergieanlagen auf der Halbinsel Nordstrand vor Husum, Bild: Stadtwerke Husum
WINDKRAFT ONSHORE:
Sechs Prozent Zinsen für Bürgerkapital
Für einen großen Windpark im Münsterland setzt der Projektierer SL Naturenergie auf eine breite (Bürger)-Beteiligung − mit Erfolg: Proteste gegen das Projekt sind ausgeblieben.
 
Nach einer ersten Runde im vergangenen Herbst will die SL Naturenergie GmbH weitere 2,5 Millionen Euro Bürgerkapital für einen geplanten Windpark in Coesfeld einsammeln. In der westmünsterländischen Kreisstadt laufen die Bauarbeiten für das derzeit größte Windpark-Projekt in Nordrhein-Westfalen, bei dem in den kommenden Wochen insgesamt 13 Anlagen vom Hersteller Siemens Gamesa mit einer Gesamtleistung von knapp 53 MW in Betrieb gehen sollen. Die ersten vier Windturbinen sind bereits errichtet.

Den privaten Anlegern, die mit ihrem ersten oder zweiten Wohnsitz in Coesfeld gemeldet sein müssen, verspricht SL Naturenergie eine jährliche Verzinsung ihres Nachrangdarlehens von 6 % – und das gleich über 20 Jahre. Bei der ersten Tranche hatten nach Unternehmensangaben rund 200 Coesfelder das Emissionsvolumen in wenigen Wochen gezeichnet. Beteiligen können sich die Coesfelder Bürger mit einer Summe zwischen 500 und maximal 25.000 Euro.

Mit einer ähnlichen großen Resonanz rechnet Milan Nitzschke, der zur zweiköpfigen Geschäftsführung von SL Naturenergie gehört, bei der Neuauflage. Er spricht von einem „Leuchtturmprojekt, um mehr Akzeptanz für die Windenergie“ zu schaffen: „Das Vorhaben ist komplett im Konsens geplant und umgesetzt worden, von der Bürgerschaft, den Landwirten, deren Flächen wir nutzen, bis hin zu den Gemeinden und Stadtwerken vor Ort.“
 
Freuen sich, dass die erste von insgesamt 13 Anlagen im neuen
Windpark Coesfeld Letter Bruch bereits am Netz ist: Milan Nitschke, Geschäftsführer vom Projektierer SL Naturenergie GmbH, und
Coesfelds Bürgermeisterin Eliza Diekmann.
Bild: SL Naturenergie GmbH

Da die Planung und der Bau des „Windparks Letter Bruch“ (so der offizielle Name) ohne Probleme und aufwändige Gerichtsverfahren laufen, haben sich SL Naturenergie entschlossen, das Bürgerkapital mit gleich 6 % zu verzinsen. Zu dem Betreiberkonsortium hat sich eine Gruppe von Landwirten (gemeinsamer Anteil: 25 %), der lokale Stadtwerkeverbund Emergy (25 %), dem die Kommunalversorger aus Borken und Coesfeld angehören, sowie SL Naturenergie selbst (50 % der Anteile) zusammengeschlossen.

Mehrheit der Bürger vor Ort gewinnen

Eliza Diekmann, seit der NRW-Kommunalwahl im vergangenen Herbst neue Bürgermeisterin in Coesfeld, zeigte sich angetan von der finanziellen Beteiligungsofferte für die Bürger vor Ort: „Das ist für mich eine tolle Möglichkeit und der einzige richtige Weg, die Menschen bei solchen Projekten mitzunehmen“, betonte sie auf einer digitalen Pressekonferenz. Auch dank des neuen Windparks, der bei guten Winden jährlich rund 125 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen wird, könnten künftig alle Coesfelder Haushalte bilanziell mit Ökostrom versorgt werden. Diekmann, die vor ihrem Wechsel in das Bürgermeisteramt in Coesfeld die lokale Fridays-for-Future-Gruppe mitgegründet hatte, hofft, dass das Beteiligungskonstrukt für den Windpark Letter Bruch Schule macht: „Es wäre schön, wenn wir bundesweit Nachahmer findet würden.“

Rechtzeitig vor dem Start der zweiten Beteiligungsrunde für Coesfelds Bürger hat der Stadtwerkeverbund Emergy, zu dem sich die Kommunalversorger aus Coesfeld und Borken zusammengeschlossen haben, seinen neuen grünen Regionalstromtarif zum 1. Februar gestartet. Für dieses Angebot wird Emergy Strom aus dem neuen Windpark beziehen: „Es ist nur folgerichtig, dass die Coesfelder die hier erzeugte Energie auch selbst beziehen können“, betonte Geschäftsführer Ron Keßeler in einer Unternehmensmitteilung.

SL Naturenergie will bei künftigen Windparkprojekten immer möglichst viele Akteure einbinden und beteiligen. „Unser Grundsatz dabei ist klar“, sagte Geschäftsführer Nitzschke, „wer beim Klimaschutz vorangeht, soll auch finanziell etwas davon haben.“ Hartnäckige Windkraftgegner werden durch eine Beteiligungsmöglichkeit in ihrem Widerstand nicht nachlassen, betonte Nitzschke gegenüber der Redaktion: „Wir müssen aber die Mehrheit der Bürger vor Ort gewinnen, womit sich die Windbranche viel Ärger und Gerichtsverfahren ersparen kann.“
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 03.02.2021, 14:50 Uhr

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