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Enerige & Management > Europaeische Union - Trends auf dem LNG-Markt
Quelle: Shutterstock / aerial motion
EUROPAEISCHE UNION:
Trends auf dem LNG-Markt
Die EU hat sich zum wichtigsten Markt für Flüssigerdgas in der Welt entwickelt – ein Teil davon kommt immer noch aus Russland.
 
 
Seit 2022 sind Flüssigerdgasterminals mit einer Kapazität von mehr als 50 bcm zusätzlich in Betrieb genommen worden. Das geht aus dem jüngsten Bericht der EU-Regulierungsbehörde ACER über den europäischen Flüssiggas-Markt hervor. Die EU habe ihre Erdgas-Versorgung erfolgreich diversifiziert und sich von russischem Gas weitgehend unabhängig gemacht. 2023 importierte die EU noch 18 bcm russisches LNG auf der Grundlage langfristiger Lieferverträge. Ein Teil davon wurde nach Asien weiterverkauft.

Insgesamt importierten die EU-Mitgliedsstaaten im letzten Jahr 134 bcm Flüssiggas, das waren 42 Prozent aller Erdgas-Importe der EU. Die Europäer kauften damit rund ein Viertel der weltweiten LNG-Produktion. LNG macht allerdings nur 15 Prozent des gesamten Erdgasangebotes aus. Größter LNG-Importeur innerhalb der EU war Frankreich mit 30 bcm, gefolgt von Spanien: 25 bcm, Italien: 16 bcm und Deutschland: knapp 7 bcm.

​Nachfrage erreicht dieses Jahr ihren Höhepunkt

Drei Viertel der Regasifizierungskapazitäten, die seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine in der EU ans Netz gingen, sind mobile Anlagen, sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Units). Das werde es den Betreibern ermöglichen sie an anderer Stelle einzusetzen, wenn der Bedarf in Europa abnehme.
Die Nachfrage nach Flüssigerdgas in der EU werde 2024 voraussichtlich ihren Höchstwert erreichen, heißt es in dem Bericht weiter. Die anspruchsvollen Dekarbonisierungsziele der EU führen nach den Berechnungen der Regulierer zu einem Rückgang der Gasnachfrage von 330 bcm in diesem Jahr auf 184 bcm in 2030 – wenn das Programm „REPowerEU“ vollständig umgesetzt würde. 2030 müssten voraussichtlich nur noch rund 20 bcm durch Flüssiggas-Importe gedeckt werden.

Die EU wäre damit langfristig eher überversorgt mit LNG. Im letzten Jahr mussten sich die europäischen Importeure noch fast 50 bcm LNG auf dem Spot-Markt kaufen, fast zwei Drittel der Importe erfolgten auf der Grundlage langfristiger Lieferverträge. In wenigen Jahren verfüge die EU aber über deutlich mehr langfristige Lieferzusagen als sie benötige, hat ACER ermittelt.

Die Regulierer gehen davon aus, dass die EU 2030 etwa 30 bis 40 bcm mehr LNG kaufen muss als sie selber benötigt. Die „Überversorgung“ dürfte allerdings kein Problem werden, weil die überschüssigen Mengen auf dem globalen Erdgasmarkt verkauft werden könnten.

Auf dem Weltmarkt dürfte 2030 deutlich mehr LNG angeboten werden. ACER schätzt, dass bis dahin Gasifizierungsanlagen mit mehr als 200 Millionen Tonnen pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stehen. Das entspricht etwa der Hälfte der heute weltweit gehandelten Menge LNG. Vor allem in den USA würden, ungeachtet des von der gegenwärtigen Regierung geplanten Genehmigungs-Moratoriums, neue Kapazitäten in Betrieb gehen.

Der Preis für 1 MWh LNG belief sich im ersten Quartal dieses Jahres auf 26,50 Euro im Durchschnitt, weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Die Volatilität der LNG-Preise habe sich deutlich zurückgebildet, stellt ACER fest. Beim Abschluss langfristiger Lieferverträge orientiere man sich dabei weniger als früher an den Notierungen der niederländischen Handelsplatform TTF. Stattdessen richten sich die Preise im langfristigen Geschäft wieder stärker nach dem Ölpreis. TTF bleibe jedoch führend, wenn es um den Spotmarkt und kurzfristige Liefereungen gehe.

Der Bericht der EU-Regulierungsbehörde  über den europäischen Flüssiggas-Markt ist auch auf der Online-Seite von ACER abrufbar.
 
 

Tom Weingärtner
© 2024 Energie & Management GmbH
Montag, 22.04.2024, 16:03 Uhr

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