• Gericht verbietet dreistufigen Online-Kündigungsprozess
  • Referentenentwurf zur Ladesäulen-Pflicht an Tankstellen liegt vor
  • Mehr Platz für Windenergie notwendig
  • Nienburg holt sich Know-how von der Avacon
  • 1,3 Milliarden Euro für PV- und Batterieprojekte
  • Fonds sollen einfacher in erneuerbare Energien investieren können
  • Vor allem bei der Digitalisierung gibt es Nachholbedarf in ganz Europa
  • Laatzen startet Kommunale Wärmeplanung mit Enercity
  • Künstliche Riffe am Meeresboden
  • Erster Windpark der Mecklenburg-Vorpommern Energie
Enerige & Management > Unternehmen - Vattenfall will durch Zukäufe im Handwerk wachsen
Quelle: Elisabeth Reding / Vattenfall AB
UNTERNEHMEN:
Vattenfall will durch Zukäufe im Handwerk wachsen
Vattenfall setzt stark auf weitere Zukäufe und Kooperationen mit dem Handwerk, um Komplettlösungen anbieten zu können. Auch andere Versorger sollen davon profitieren. 
 
Im Markt für grüne Energie-Komplettlösungen positioniert sich der schwedische Energiekonzern Vattenfall in Deutschland seit Längerem mit Kooperationen regional tätiger Handwerksbetriebe, aber auch mit Übernahmen solcher Betriebe.

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sieht dies indes mit einer gewissen Sorge. Nun kündigte der Versorger an, mit weiteren gezielten Zukäufen zum Komplettanbieter werden zu wollen. 

Vattenfall will sich zum einen mit weiteren strategischen Zukäufen Marktanteile im Installationsgeschäft sichern und zum anderen so auch dem Fachkräftemangel entgegentreten. Handwerks- und Installationskapazitäten werden in den nächsten Jahren eine immer knappere Ressource – genauso wie deren Vermittlung, prophezeit Vattenfall. 

Eine Kurzumfrage des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kam zu ähnlichen Einschätzungen, gerade was den Fachkräftemangel betrifft. Der größte Bedarf besteht laut befragten Versorgern derzeit im Bereich Berufsausbildung (68 Prozent) und Meister (55 Prozent). Studierte Fachkräfte werden von 48 Prozent der Unternehmen dringend gesucht.

Das hat Folgen: Neben der Verzögerung der Energiewende erwarten 53 Prozent der Unternehmen, dass die Kosten steigen und unternehmerische Interessen vernachlässigt werden (38 Prozent).

Zugleich müssen Millionen Heizungsanlagen in den nächsten Jahren getauscht werden. „Zu Recht erwartet unsere Kundschaft von uns heute nicht nur gute Strom- und Gasverträge, sondern vernetzte Energie-Komplettlösungen für zu Hause, etwa mit Wärmepumpen, PV-Anlagen und Wallboxen“, sagt Kai Schütz, Leiter Dezentrale Energielösungen bei Vattenfall. „Wir können dies als Energieversorger aber nicht allein stemmen.“ 

Durch die Partnerschaft mit dem Handwerk kann Vattenfall alle Bestandteile eines Komplettpakets bieten: von der individuellen Erstberatung über die technischen Anlagen und den passenden Tarif bis hin zur Installation und Inbetriebnahme der Geräte.

Bundesweit kooperiert Vattenfall aktuell mit rund 150 mittelständischen Handwerksbetrieben. „In der Regel kümmern wir uns bei Vattenfall um den Vertrieb, die Kundenakquise und Projektplanung und stimmen mit unseren Kooperationspartnern die entsprechenden Absatzmengen ab“, erklärt Kai Schütz. „Die Installation erfolgt dann durch den Fachbetrieb vor Ort.“

Vattenfall übernimmt auch gezielt Handwerksbetriebe. So wurden mit der Drämer Gebäudetechnik GmbH und der Kupka / Pennekamp GmbH zuletzt zwei mittelständische Installateure in Nordrhein-Westfalen mit zusammen rund 150 Beschäftigten Teil der Vattenfall-Gruppe. Hinzu kam Ende vergangenen Jahres Meiners Elektrotechnik aus Schleswig-Holstein mit rund 80 Beschäftigten.

Verband sieht Einkaufstouren mit Sorge

In der Berliner Morgenpost zeigte sich der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) kürzlich allgemein besorgt über die Einkaufstouren. Ein Sprecher hielt es für wichtig, dass übernommene Betriebe als eigene Unternehmen weiterexistieren. Darunter fällt für den Verband auch eine freie Produktwahl sowie Preisgestaltung.

Vattenfall betont bei diesem Punkt, dass es dem Konzern um den bestmöglichen Service gehe, man werde sich aber künftig womöglich auf eine gewisse Anzahl von Herstellern, etwa von Wärmepumpen, konzentrieren.

Perspektive für Mitarbeitende bei fehlender Nachfolge

Im deutschen SHK-Handwerk schrumpft die Anzahl der Betriebe, 2023 etwa um 800 auf 48.100. Die Zahl der Beschäftigten wuchs hingegen um 2.000 auf 396.000 (wir berichteten). Daher sieht der Verband genau hin, was Konzerne wie Vattenfall machen.

Der Versorger verweist hier allerdings auf ein weiteres Problem im gesamten Handwerk. „Oft sind anstehende Nachfolgeregelungen im Betrieb ein Anlass für Unternehmenskäufe“, erklärt Kai Schütz. „Zentral ist dabei meist der Wunsch der Eigentümer, insbesondere den Mitarbeitenden eine gute, langfristige Perspektive zu bieten und ihr Lebenswerk bei Vattenfall in guten Händen zu wissen.“ Grundsätzlich ist es laut Schütz dabei hilfreich, wenn die bestehende Führungsmannschaft für eine gewisse Zeit an Bord bleibt und den Übergang begleitet. 

Vattenfall-Handwerker auch für andere Versorger 

Vattenfall plant, die Energiewende verstärkt in Nordrhein-Westfalen sowie in den Heimatmärkten Berlin und Hamburg mit eigenen Installationsbetrieben voranzutreiben. Zudem stellt der Konzern seine Handwerkskapazitäten über die Tochterfirma Next Energy rund 50 weiteren Energieunternehmen wie Stadtwerken zur Verfügung, die Solarmodule und Wärmepumpen an ihre eigenen Kunden verkaufen. „Wir helfen hier einerseits als Vermittler über IT-Plattformlösungen, aber auch beim Vertrieb und bei der praktischen Umsetzung durch unsere Handwerkspartner“, erklärt Schütz. 
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
+49 (0) 8152 9311 28
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 25.04.2024, 12:40 Uhr

Mehr zum Thema