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Enerige & Management > F&E - Wasserkraft springt bei Blackout ein
Wasserkraftwerk Leipheim, Quelle: LEW
F&E:
Wasserkraft springt bei Blackout ein
Das Wasserkraftwerk Leipheim hat bei einem simulierten Blackout erfolgreich das Wasserwerk in Niederstotzingen mit Notstrom versorgt – eine neue Software unterstützt dabei.
 
Das Wasserkraftwerk Leipheim versorgte bei einem Feldversuch das 15 Kilometer entfernte Wasserwerk in Niederstotzingen mit Notstrom. Dieser Test fand im Rahmen des Forschungsprojekts Linda 2.0 statt, teilten die Lechwerke (LEW) mit.

Die Umschaltung auf den Inselnetzbetrieb funktionierte dabei weitergehend automatisiert: Bei diesem Versuch kam eine eigens entwickelte Software des Projektpartners KIMA Automatisierung zum Einsatz. Sie leitet die diensthabenden Mitarbeiter im Wasserkraftwerk und Wasserwerk so an, dass die Erzeugungsleistung auf den Verbrauch abgestimmt ist und das Inselnetz stabil läuft.

Das Gesamtprojekt Linda − das es bereits seit dem Jahr 2015 gibt − verfolgt das Ziel, auch Stromerzeugungsanlagen aus erneuerbaren Energien für die Notstromversorgung zu nutzen. Bis dato kommen bei Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in der Regel Notstromaggregate zum Einsatz, die diese dann für einen begrenzten Zeitraum versorgen. Erneuerbare Energien kommen bei der Notstromversorgung bisher nicht zum Einsatz – die Anlagen gehen sofort vom Netz, sobald die Frequenz im Stromnetz einen zulässigen Bereich unter- oder überschreitet.
 
Eigens entwickelte Software leitet Mitarbeiter im Wasserkraftwerk Leipheim durch den Feldversuch. Das Kraftwerk schaltet vom Normal- in den Notstrombetrieb um
 Quelle: LWE / Bernd Feil

Das soll im Rahmen des Forschungsprojekts Linda (Lokale Inselnetzversorgung und beschleunigter Netzwiederaufbau mit dezentralen Erzeugungsanlagen) geändert werden. Im ersten Linda-Projekt wurde von 2015 bis 2018 ein Konzept entwickelt, wie Strom aus erneuerbaren Energien Teil der Notstromversorgung werden kann. In mehreren Feldversuchen wurde das Konzept erfolgreich getestet: Wasserkraft, Photovoltaik und Biogasanlagen übernahmen für mehrere Stunden die Stromversorgung in Inselnetzen.

Bei einem Feldversuch im Sommer 2018 (wir berichteten)waren zum Beispiel die drei bayerischen Kommunen Niederschönenfeld, Feldheim und Rain mit rund 1.100 Haushalten, 185 PV-Anlagen sowie zwei Wasserkraftwerken eingebunden. Ein schwarzstartfähiges Kraftwerk übernahm bei dem Versuch die Rolle des Führungskraftwerkes und gab die Frequenz im Netz vor. Im Feldversuch hatte diese Rolle das Wasserkraftwerk Feldheim übernommen. Nach und nach konnte zusätzliche Erzeugungsleistung, etwa von PV-Anlagen, hinzugeschaltet werden. Diese erkannten ein bestehendes Netz und begannen wie im typischen Verbundbetrieb einzuspeisen.

Die ersten Feldversuche wurden allerdings mit hohem personellem Aufwand umgesetzt. Bei einem großflächigen Netzausfall steht jedoch so ein großes Team nicht kurzfristig zur Verfügung. Mit Linda 2.0 sollen daher nun Prozesse so angelegt werden, dass der Wechsel in den Inselnetzbetrieb weitgehend automatisiert ablaufen kann, teilte LEW weiter mit. Das Wasserkraftwerk Leipheim soll künftig bei einem Stromausfall also zeitnah und ohne zusätzliches Personal das Wasserwerk Niederstotzingen versorgen können.

Ein erstes Teilziel von Linda 2.0. wurde nun nach Aussage der Lechwerke erreicht: Strom aus Wasserkraft konnte den für die Trinkwasserversorgung wichtigen Betrieb des Wasserwerks aufrechterhalten. Im weiteren Projektverlauf soll die Zahl der über das Wasserkraftwerk im Inselnetz versorgten Verbraucher weiter erhöht werden. Hierfür entwickeln die Projektpartner derzeit ein Prognosetool, das die Systemstabilität und die Leistungsreserven der Turbinen im Wasserkraftwerk Leipheim analysiert, um die Zuschaltmöglichkeiten für weitere Lasten besser bewerten zu können. Es soll bei zwei weiteren Feldversuchen 2022 und 2023 erprobt werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Forschungsvorhaben im Rahmen des Programms Energiesystemforschung. Weitere Informationen zum Projekt Linda 2.0 sowie zu den Partnern finden Interessierte auf der Homepage der LEW .
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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Freitag, 17.12.2021, 11:05 Uhr

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