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Enerige & Management > Meinung - Zielverfehlung schon heute in Sicht
Bild: Denis Junker, Fotolia
MEINUNG:
Zielverfehlung schon heute in Sicht
Mit dem Windenergieausbau an Land sind weder die nationalen Klimaziele noch das 65-Prozent-Ziel beim Ökostromausbau bis 2030 zu schaffen. Ein Kommentar von E&M-Chefreporter Ralf Köpke.
 
Das Los von Verbandsvertretern, gerade aus der Windbranche, ist derzeit wirklich nicht das einfachste. Das Dauer-Lamento der zurückliegenden Jahre hat die Politik im Berliner Regierungsviertel wirklich nicht beeindruckt. Wohl auch deshalb verkündeten die Spitzen von Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems bei der Präsentation der 2020er Aufstellungsbilanz mit optimistischen Duktus, dass die Talsohle beim Bau neuer Windturbinen durchschritten sei. Was bei einem erwarteten Zubau zwischen 2.000 und 2.500 Megawatt für dieses Jahr mathematisch auch korrekt ist angesichts eines Nettozubaus von 1.200 MW für die zurückliegenden zwölf Monate.

Zu Wahrheit gehört aber auch die Tatsache, dass 2021 das vierte Jahr in Folge mit einem Windenergieausbau weit unter Plan sein wird. Und so richtig prickelnd sind derzeit auch die Aussichten für 2022 und 2023 nicht. All diese nicht gebauten Windturbinen fehlen, um das nationale Klimaziel und den 65-prozentigen Ökostromanteil bis 2030 noch schaffen zu können. Die Zielverfehlung zeichnet sich heute schon ab.

Die Ausschreibungsvolumina für die kommenden Jahre müssten genau um diese Megawatt erhöht werden, die bei den zurückliegenden Ausschreibungsrunden nicht ausgeschöpft worden sind. Was naheliegend ist, aber die schwarz-roten Regierungsfraktionen mit der jüngsten EEG-Novelle vom Tisch gefegt hat. Insgesamt 3.000 MW, die in den Jahren 2019 und 2020 nicht vergeben werden konnten, sollten nach dem EEG 2017 auf die Auktionsjahre 2022 und 2023 draufgepackt werden.

Zwar kennt auch das novellierte EEG 2021 diesen Verteilungsmechanismus, aber erst ab dem Jahr 2024 und dann nur für Volumina, die 2021 nicht abgerufen wurden. Die 3.000 MW aus der Vergangenheit bleiben der Branche also vorenthalten. Dabei wäre es so wichtig, die ohnehin zu niedrigen Ausschreibungsmengen in 2022 (2.900 MW) und 2023 (3.000 MW) deutlich anzuheben, um beim Klimaschutz voranzukommen.

Die in der jüngsten EEG-Novelle vorgesehenen Ausschreibungswerte reichen nach Berechnungen mehrerer Forschungsinstitute nicht aus, um das 65-%-Ziel zu erreichen. Die vorgesehenen Gebotsmengen bleiben weit hinter dem klimapolitisch notwendigen Ausbau zurück. Bis Ende Dekade müsste es einen jährlichen Nettozubau von rund 5.000 MW bei der Windkraft an Land und eine entsprechende Zahl an Genehmigungen geben, um auch nur in Reichweite des 65-%-Ziel zu erreichen.

Die Messelatte liegt indes weitaus höher: Nach den von der Stiftung Klimaneutralität und Agora Energiewende im Spätherbst 2020 vorgestellten Berechnungen ist ein Windkraftausbau von 80.000 MW bis 2030 unverzichtbar, um den Weg zur angekündigten Klimaneutralität zu ebnen. Was zusätzlich den Bau von vielen hundert Windturbinen bedeutet – für die, und das ist die Krux, in den meisten Bundesländern aber die notwendigen Flächen fehlen.

Mit dem derzeitigen Planungsinstrumentarium und der noch brandneuen EEG-Novelle sind die avisierten Ziele für den Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbaren Energien aber nicht zu schaffen. Auf dieses, sich abzeichnende Politikversagen hätte die Windbranche bei ihrem jährlichen Medienevent dezidiert hinweisen müssen − Fehlanzeige.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die nächste Bundesregierung nach dem Urnengang am 26. September die Knoten für den weiteren Windkraftausbau an Land (und auch auf See) endlich durchschlägt.

 
Ralf Köpke ist Chefreporter bei Energie & Management
Bild: Evi Ludwig


 
 

Ralf Köpke
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 27.01.2021, 16:13 Uhr

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