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Enerige & Management > Wasserstoff - Grundsatzbeschluss zu Wasserstoff für Tiroler Regionalbahn
Quelle: Shutterstock / Tomasz Makowski
WASSERSTOFF:
Grundsatzbeschluss zu Wasserstoff für Tiroler Regionalbahn
Die Zillertalbahn soll künftig mit „grünem“ Wasserstoff statt mit Diesel fahren. Offen sind der Zeitplan und die Kosten, für deren Deckung ein Beitrag des Bundes gewünscht wird.
 
Die Zillertalbahn, eine 32 Kilometer lange Regionalbahn im Osten Tirols, soll vom Betrieb mit Diesel auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Einen diesbezüglichen Grundsatzbeschluss fasste die Tiroler Landesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Sozialdemokraten (SPÖ) am 20. Juni.

Laut einer Mitteilung „werden die Fachabteilungen des Landes mit der Ausarbeitung eines gesamthaften Konzepts zur Projektstruktur und Umsetzung beauftragt. Darin sollen insbesondere sämtliche rechtlichen, zeitlichen und finanziellen Ausgestaltungen festgelegt werden, um einen schnellstmöglichen Fortschritt bei der Umsetzung der Wasserstoffbahn sicherzustellen.“ Überdies haben die Verkehrsverbund Tirol GmbH und deren Tochter Schienenfahrzeuge Tirol GmbH die Ausschreibung zum Ankauf der Wasserstoffzüge und zum Betrieb der Strecke vorzubereiten. Einen Zeitplan sowie einen Kostenrahmen nannte das Land Tirol nicht.

Landeshauptmann (Ministerpräsident) Anton Mattle (ÖVP) sprach von einer „bewussten Entscheidung für Innovation und Fortschritt. Tirol muss beim Thema Wasserstoff Vorreiter werden. Dafür braucht es Mut für ein Pilotprojekt, um zu beweisen, wie viel Potential in Wasserstoff steckt“. Sein Stellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) ergänzte, mit der Wasserkraft habe Tirol „eine saubere und zukunftsfähige Energiequelle. Durch die intelligente Integration von alternativen Kraft- und Brennstoffen wie dem Wasserstoff in unseren Energiemix kann Tirol zu einem europaweiten Vorreiter werden und nicht nur von den positiven Umwelteffekten, sondern auch wirtschaftlich profitieren“.

Jahrelanger Streit

Dem Grundsatzbeschluss gingen jahrelange Streitigkeiten voraus. Sie betrafen sowohl die grundsätzliche Sinnhaftigkeit des Vorhabens als auch dessen Kosten. Von ihren Befürwortern werden diese mit rund 130 Millionen Euro beziffert, verglichen mit angeblich etwa 155 Millionen Euro für die Elektrifizierung der Trasse. Mitte Mai verlautete jedoch der in der Tiroler Landesregierung für Verkehr zuständige Landesrat Rene Zumtobel (SPÖ), Berechnungen einer nicht namentlich genannten deutschen Beraterfirma hätten die Wasserstoffvariante als deutlich teurer als die Umstellung auf Strom erwiesen. Die Rede war damals von mindestens 5 Millionen Euro an Mehrkosten.

Auf die Palme brachte dies einen der vehementesten Befürworter des Wasserstoffbetriebs: Franz Hörl, den Aufsichtsratschef der Zillertaler Verkehrsbetriebe, denen die Zillertalbahn gehört. Er sprach von „Lügenmärchen“ und mehr oder weniger gezielt lancierten „Fehlinformationen.“ Hörl ist Abgeordneter der ÖVP zum österreichischen Bundesparlament und gilt als einer der mächtigsten Politiker Tirols.

Am 20. Juni betonte nun auch Zumtobel, er bekenne sich zum Wasserstoffbetrieb. Und Hörl gab sich zufrieden. In einer Mitteilung ließ er wissen, es sei erfreulich, „dass Landeshauptmann Anton Mattle und das zuständige Regierungsteam diesen mutigen und zugleich sachlich durchdachten Schritt gehen und damit grünes Licht für ein neues Mobilitäts-Zeitalter im Zillertal geben.“

Bund soll mitzahlen

Konsensuell ist unter den Tiroler Politikern, dass der Bund sein Scherflein zur Realisierung der „Wasserstoff-Zillertalbahn“ beitragen soll. Wie das Land verlautbarte, strebe man „eine Mitfinanzierung für das innovative Projekt der Wasserstoffbahn an. Die zuständigen Abteilungen der Landesverwaltung werden in Zusammenarbeit mit der Tiroler Landesregierung die Verhandlungen mit dem Bund zur Mitfinanzierung umgehend aufnehmen.“
 

Klaus Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 20.06.2023, 16:09 Uhr

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