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Enerige & Management > Gas - Niederlande stellen Produktion in Groningen ein
Quelle: Fotolia / aldorado
GAS:
Niederlande stellen Produktion in Groningen ein
Zum 1. Oktober wird die reguläre Erdgasförderungen in Groningen eingestellt. Das hat die Regierung angekündigt.
 
„Die Gasförderung in Groningen wird eingestellt“, wird der zuständige Staatssekretär Hans Vijlbrief in einer Mitteilung des niederländischen Wirtschaftsministeriums zitiert. Ab dem 1. Oktober dieses Jahres werde dort kein Erdgas mehr gefördert, das habe das Kabinett um Ministerpräsident Mark Rutte entschieden. Die letzten Produktionsstandorte würden dann geschlossen.

Vijlbrief sagte, dies sei ein wichtiger Moment nach Jahrzehnten der Gasförderung in Groningen, mit all seinen Folgen für die Einwohner. „Die Probleme der Einwohner von Groningen sind noch nicht gelöst und leider werden die Erdbeben noch Jahre andauern, aber die Quelle des Leids wird ab Oktober geschlossen sein.“

Nach über 60 Jahren wird im Raum Groningen die Erdgasförderung aufgegeben. Seit den 1960er Jahren wurde dort L-Gas produziert, das auch in großen Mengen nach Nordwestdeutschland verkauft wurde. Das Zurückfahren der Erdgasproduktion in Groningen hatte die niederländische Regierung nach einem starken Erdbeben Anfang 2018 aufgrund der Erdgasförderung in mehreren Schritten verschärft. In Deutschland werden die mit dem L-Gas betriebenen Heizanlagen sukzessive auf H-Gas umgerüstet.

Umwandlung von H-Gas aus L-Gas-Qualität

Voraussetzung für das Ende der Produktion in Groningen ist die Fertigstellung einer Stickstoffanlage in Zuidbroek. Das Gas aus Groningen ist sogenannten L-Gas, L steht dabei für low calorific. L-Gas hat einen niedrigeren Brennwertgehalt als H-Gas, das H steht dabei für high calorific. Mit dem Stickstoff wird H-Gas auf-L-Gas-Qualität gebracht. Denn mittlerweile kommt H-Gas aus Norwegen und den LNG-Tankern als Ersatz für das Groningen-Erdgas in den Niederlanden an. Für den niederländischen Markt muss es auf L-Gas-Qualität gebracht werden.

Für die kommende Heizperiode 2023/2024 hat sich die niederländische Regierung aber noch eine Hintertür offengehalten. „Aufgrund der unsicheren internationalen Lage besteht im kommenden Gaswirtschaftsjahr weiterhin die Möglichkeit, in Ausnahmesituationen in begrenztem Umfang Gas aus den bestehenden Produktionsstandorten zu fördern“, heißt es weiter vom Ministerium. Im Falle von extremer Kälte oder beim Ausfall eines Gasspeichers will die Regierung auf diese Möglichkeiten zurückgreifen können. „Die letzten Produktionsstandorte werden ab dem 1. Oktober 2024 dauerhaft geschlossen.“

Über die Jahre hinweg wurde eine enorme Menge an Gas aus dem Groninger Feld gewonnen. Es wird geschätzt, dass bis zur Einstellung der Produktion zum 1. Oktober rund 2.800 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus dem Feld gefördert wurden. Die Niederlande sind damit zu einem der größten Gasproduzenten in Europa aufgestiegen. Ausgebeutet und vermarktet wurde das Feld von der Nederlandse Aardolie Maatschappij (NAM), ein Joint Venture der niederländischen Regierung, Royal Dutch Shell und Exxon Mobil.

Durch die Gasproduktion in Groningen im Norden nahe der Grenze zu Niedersachsen hatte es seit 1980 Jahren rund 1.600 Erdbeben gegeben. Zehntausende Gebäude wurden zum Teil erheblich beschädigt, rund 100.000 Menschen waren betroffen. Eine parlamentarische Kommission kam im Februar dieses Jahr zum Schluss, dass der Staat und NAM die Einnahmen aus dem Erdgasgeschäft über das Wohl der betroffenen Bürger gestellt hatte.
 

Stefan Sagmeister
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Montag, 26.06.2023, 15:07 Uhr

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