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Enerige & Management > Gas - Bayernets arbeitet an einem CO2-Startnetz
Quelle: Fotolia / bluedesign
GAS:
Bayernets arbeitet an einem CO2-Startnetz
Der Ferngasnetzbetreiber Bayernets prüft die Voraussetzungen für ein CO2-Netz in Süddeutschland. Eine Machbarkeitsstudie soll dabei helfen.
 
 
Auf dem Papier steht das CO2-Startnetz schon. Es soll von Rosenheim zum oberbayerischen Chemiedreieck nach Burghausen verlaufen und dann weiter nach Österreich Richtung Linz. Knapp 250 Kilometer Leitung müssten entstehen. Wer braucht aber ein CO2-Netz? „Die Industrie“, sagt Richard Unterseer, Bereichsleiter Netzmanagement von Bayernets, im Gespräch mit der Redaktion.

2045 will Deutschland klimaneutral wirtschaften, das Bundesland Bayern sogar schon ab 2040. Doch auch danach fallen sogenannte unvermeidbare CO2-Emissionen an. „Insbesondere bei der Herstellung von Kalk und Zement werden prozessbedingt CO2-Emissionen freigesetzt“, so Unterseer. Die chemische Industrie und Müllverbrennungsanlagen (MVA) produzieren ebenfalls unvermeidbare CO2-Emissionen. Hier setzt das Konzept der Bayernets an. Sie will damit den Einstieg in eine künftige CO2-Kreislaufwirtschaft aufzeigen.

Das anfallende CO2 soll ja nicht in die Atmosphäre gelangen. Eine Möglichkeit ist es, das CO2 nach der Abscheidung in unterirdische Lagerstätten einzulagern (Carbon Capture and Storage, CCS). Noch nachhaltiger ist es, man verwendet es nach dem Abscheiden als Rohstoff in der Industrie weiter (Carbon Capture and Utilization, CCU). In beiden Fällen muss das CO2 in der Regel in die Lagerstätte oder zu dem Industriebetrieb transportiert werden. Dazu braucht es Pipelines. 

Mit dem Zementhersteller Rohrdorfer prüft die Bayernets daher den Bau einer Leitung zum Transport von Kohlendioxid in Südbayern. In einer Machbarkeitsstudie wollen die beiden Partner ermitteln, was es braucht, das Zementwerk am Standort Rohrdorf in der Nähe von Rosenheim mit potenziellen CO2-Nutzern im bayerischen Chemiedreieck in Burghausen zu verbinden. Die Entfernung der beiden Standorte beträgt rund 80 Kilometer.

Mit einem CO2-Netz wird Neuland betreten 

Damit betrete man absolutes Neuland, sagte Unterseer. Die Machbarkeitsstudie soll dabei eine Menge technischer und regulatorischer Fragen klären:
  • Welche Qualität beziehungsweise Reinheit soll oder muss das CO2 für den Transport haben?
  • Welche Werkstoffe kommen beim Leitungsbau zum Einsatz?
  • Wo kann das Gas zwischengelagert werden?
  • Wo stehen mögliche Abnehmer bereit?
  • Wie steht es um den gesetzlichen Rahmen einer CO2-Pipeline in Deutschland wie in Österreich?
„Aufgrund bestehender Leitungstrassen und der Betriebsorganisation sind Gasnetzbetreiber idealer Ansprechpartner für den Aufbau eines CO2-Transportnetzes“, lässt sich Bayernets-Geschäftsführer Matthias Jenn in einer Mitteilung zitieren. Bei der geplanten CO2-Pipeline würde es sich um einen Neubau entlang bestehender Trassen handeln, bei dem die Bayernets auf bereits vorhandene Infrastruktur zurückgreifen könnte, so der Plan.

Die Bayernets als Netzgesellschaft der Bayerngas, die wiederum mehrheitlich zu den Stadtwerken München gehört, möchte das Thema über die Machbarkeitsstudie bewusst auch in die Öffentlichkeit tragen. „Wir haben schon einige Gespräche mit Stakeholdern geführt“, sagte Unterseer. Dazu zählen die österreichischen Gasnetzbetreiber sowie die zuständigen Wirtschafts- und Umweltministerien in Bayern und Österreich. Auch mit Wirtschaftsverbänden stehe man in Kontakt. Das Interesse sei groß, so Unterseer.

 
Das geplante CO2-Netz. Gelb sind die CO2-Erzeuger, grün mögliche Abnehmer. Quelle: Bayernets

Schaut man nochmals auf die Karte, sieht man, dass das geplante CO2-Netz in einer weiteren Stufe Richtung Westen an München und Augsburg vorbei nach Ulm verlaufen soll. Ein anderer Strang könnte von Ingolstadt nach Regensburg gehen.

Im Norden Deutschlands plant der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) ebenfalls ein CO2-Netz. Auch dort handelt es sich um ein völlig eigenständiges Transportnetz. Zunächst ist eine Gesamtlänge von 1.000 Kilometern vorgesehen.

OGE möchte dabei den Standort Wilhelmshaven als CO2-Hub nutzen. Von dort aus könnte das CO2 in die ausgeförderten Erdgasfelder in der Nordsee transportiert und verpresst werden.

Die Möglichkeit, das bayerische CO2-Netz dort anzuschließen, würde sich anbieten „Ein Anschluss an einen nationalen CO2-Backbone sowie internationale Ausbaurouten ermöglichen überregionale Verknüpfung mit weiteren Entstehungs- und Nutzungsorten von CO2 sowie potenziellen dauerhaften Lagerstätten“, heißt es von Bayernets. 
 

Stefan Sagmeister
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