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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Biomethan-BHKW für Osnabrücker Land
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN ZEITUNG:
Biomethan-BHKW für Osnabrücker Land
In der Gemeinde Alfhausen im Osnabrücker Land ist ein KWK-Wärmekonzept als Modellprojekt entstanden, das sich für eine ländliche Region besonders eignet.
 
„Unsere Idee war, Energie aus regenerativen Quellen zu erzeugen, flexibel angepasst an den Wärmeverbrauch vor Ort sowie den Strombedarf im öffentlichem Netz“, erzählt Ralf Weßler. Diese Flexibilität erreiche man nur mit BHKW-Anlagen. Daher wurde in Alfhausen im Osnabrücker Land ein Wärmeversorgungskonzept mit einem Biomethan-Blockheizkraftwerk und einem Fernwärmenetz umgesetzt. „Glücklicherweise haben wir hier vor Ort bei den lokalen Behörden mit unserer Idee sozusagen offene Türen eingerannt“, sagt Weßler, dessen Unternehmen Rasche & Weßler auf Energiemanagement und Automatisierungstechnik spezialisiert ist.

Noch ehe das BHKW im November 2022 in den Regelbetrieb ging, hatte das Energiekonzept bereits Kreise in Nachbargemeinden gezogen. Im Frühjahr 2023 wird ein weiteres BHKW für die Fernwärmeversorgung des Nachbarorts Fürstenau in Betrieb gehen. Auch die Samtgemeinde Bersenbrück hat Interesse an dem Fernwärmekonzept bekundet. „Wir freuen uns sehr, dass unser Fernwärmekonzept Schule macht. Die dezentrale Wärmeerzeugung aus Biomethan mit hochflexiblen BHKW ist sicher ein Weg, um in Zukunft weniger von fossilen Brennstoffen abhängig zu sein“, ist sich Weßler sicher. 

Im neuen Gewerbegebiet „Am Waller Esch“ in Alfhausen stehen nun zwei Container, knapp 20 Meter lang und je 40 Tonnen schwer, in denen sich zwei MWM-Gasaggregate verbergen. Sie bilden das Herzstück des neuen Alfhausener Fernwärmenetzes. Geliefert wurden die beiden Biogasmotoren von Caterpillar Energy Solutions aus Mannheim. Jedes MWM TCG 3020 V20-Aggregat liefert 2.300 kW elektrische Leistung, zusammen erzeugen sie bis zu 4,6 MW. Die KWK-Anlagen werden flexibel betrieben. So können sie zum Beispiel bei Windflauten oder geringerer Sonneneinstrahlung das Stromnetz unterstützen. „Bei geringer Wärmeabnahme im Sommer kann es auch sein, dass die BHKW-Motoren eine ganze Woche nicht laufen, da nur Warmwasser benötigt wird“, erklärt Weßlers Kollege Andreas Rasche. 

Flexible Fahrweise der KWK-Motoren

Die Wärme, die die beiden Gasaggregate erzeugen, wird per Fernwärmenetz an die Haushalte der 4.000-Einwohner-Gemeinde geliefert. Neben dem neuen BHKW wurde ein Warmwasserspeicher mit nahezu 2.500 Kubikmeter Volumen installiert. Bei plötzlichen Kälteeinbrüchen oder einem BHKW-Ausfall dient der Speicher zusätzlich als Puffer, der den Ort im Winter bis zu vier Tage und im Sommer bis zu 14 Tage weiter mit Wärme versorgen kann. Ein weiterer Gasbrenner dient ebenfalls als Back-up für Notfälle. Das neue Gewerbegebiet der Gemeinde wurde nach Auskunft der MWM bewusst als Standort für das BHKW gewählt, denn es liegt direkt gegenüber des örtlichen Umspannwerks. Damit war der Anschluss an das Stromnetz einfach. 

Der Ausbau des Fernwärmenetzes begann im März 2021 und soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Bei Planung und Bau des Fernwärmenetzes, das eine Länge von 19 Kilometern erreichen wird, hat sich der Anlagenerrichter Rasche & Weßler die Glasfaser Nordwest, eine Tochter von Telekom und EWE, als Partner mit ins Boot geholt. So werden bei den Bauarbeiten nicht nur Fernwärmeanschlüsse direkt an die Häuser der Kunden gelegt, der Ort wird parallel auch mit Glasfaserhausanschlüssen ausgestattet. Diese Partnerschaft macht laut Weßler den Ausbau für alle Beteiligten wirtschaftlicher − und doppelte Baumaßnahmen werden vermieden. 

Das Netz innerhalb des Ortskerns war im Dezember 2022 zu 65 Prozent fertiggestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt rund 10 Millionen kWh pro Jahr an die jeweiligen Netzanschlüsse verteilt. Mit der Planung für die Netzverlegung außerhalb des Ortskerns wurde bereits begonnen. 175 Netzteilnehmer verfügten im Dezember 2022 über einen Hausanschluss an das Fernwärmenetz, 45 davon beziehen bereits Wärme und täglich schalten sich weitere Abnehmer dazu. Zurzeit werden im Schnitt 750 kWh Wärme ausgekoppelt. „Der zweite Hauptstrang ging Mitte Dezember 2022 ebenfalls in Betrieb. Wir rechnen dann bei winterlichen Temperaturverhältnissen mit durchschnittlich 1.200 Kilowattstunden Wärme“, rechnet Andreas Rasche vor.

Mit dem Pilotprojekt der Biomethanverstromung für ein neues Fernwärmenetz im ländlichen Raum hat sich Alfhausen beim Wettbewerb „Klima Kommunal 2022“ des Landes Niedersachsen beworben und wurde als Leuchtturmprojekt in Sachen Klimaschutz ausgezeichnet.

Technische Daten
Inbetriebnahme BHKW: November 2022
Motortyp: 2 x MWM TCG 3020 V20 
Generator: Marelli
Gasart: Biomethan
Elektrischer Wirkungsgrad: 44,8 Prozent
Thermischer Wirkungsgrad: 49,6 Prozent
Elektrische Leistung: 2,3 MW
Thermische Leistung: 2,5 MW
Gesamtwirkungsgrad: 94,4 Prozent
 
Eines der beiden MWM TCG 3020 V20-Aggregate
Quelle: Rasche & Weßler GmbH
 
Anlieferung der Container für das BHKW des Alfhausener Fernwärmenetzes
Quelle: Rasche & Weßler GmbH
 
Ralf Weßler (l.) und Andreas Rasche sind überzeugt von ihrem zukunftsweisenden Wärmeversorgungskonzept
Quelle: Rasche & Weßler GmbH

 
 

Heidi Roider
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