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Enerige & Management > Stromnetz - Netzstabilitätsanlage wird zwei Jahre später fertig
Quelle: Shutterstock / peopleandmore
STROMNETZ:
Netzstabilitätsanlage wird zwei Jahre später fertig
Der Bau der sogenannten Netzstabilitätsanlage im baden-württembergischen Marbach verzögert sich weiter. Die Inbetriebnahme wird wohl erst im Herbst 2024 erfolgen.
 
Im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW baut die EnBW eine Netzstabilitätsanlage am bestehenden Kraftwerksstandort Marbach am Neckar. Die Anlage dient zur Absicherung der bundesweiten Netzstabilität, sollte es zum Ausfall von Betriebsmitteln im Stromnetz kommen.

Nach dem Baustart im Oktober 2020 haben unter anderem die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg zu Lieferverzögerungen und Materialengpässen geführt. „Trotz vollem Einsatz unseres Teams verzögert sich das Projekt weiterhin. Unser aktueller Zeitplan sieht die Inbetriebnahme der Netzstabilitätsanlage nun im dritten Quartal 2024 vor“, erklärt Projektleiter Florian Hennies von EnBW. Ursprünglich war als Fertigstellungstermin der Oktober 2022 vorgesehen.

Defekter Transformator als Hauptgrund

Haupttreiber für der Verzögerung ist laut Hennies ein Defekt am Haupt-Transformator. Dieser ist elementarer Bestandteil der Anlage und sorgt dafür, dass die im Kraftwerk erzeugte elektrische Spannung in Hochspannung umgewandelt wird, damit diese anschließend in das Stromnetz eingespeist werden kann. „Aktuell wird mit Hochdruck an der Instandsetzung des Bauteils gearbeitet, parallel laufen Kabelzugarbeiten sowie die Vorbereitung für die sogenannte kalte Inbetriebnahme, die größtenteils ohne den Transformator durchgeführt werden kann“, so der Projektleiter.

Die Verzögerung habe keinen Einfluss auf die Bewertung der Versorgungssicherheit in der aktuellen Situation auf dem Energiemarkt, wie es seitens EnBW heißt. Denn die Anlage in Marbach sei von vornherein nicht dafür gedacht gewesen, gegebenenfalls ausfallende Kraftwerksleistung zu ersetzen oder den Energiemarkt zu beeinflussen. Sie soll ausschließlich in Situationen zum Einsatz kommen, in denen im Übertragungsnetz Betriebsmittel, wie zum Beispiel Transformatoren, Umspannwerke oder Teile des Netzes ausfallen und ein kritischer Zustand im Stromnetz entsteht. In diesem Fall kann das Kraftwerk die Netzstabilität kurzfristig wiederherstellen – daher auch der Name Netzstabilitätsanlage. Ihr Einsatz ist gesetzlich geregelt. Sie darf nur auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW angefahren werden und steht auch dem Strommarkt nicht zur Verfügung.
 
Die Marbacher Kraftwerksbaustelle im Sommer 2022
Quelle: EnBW

Vier Anlagen in Süddeutschland

Insgesamt gibt es vier solche Anlagen im süddeutschen Raum, die von der Bundesnetzagentur auch als „besondere netztechnische Betriebsmittel“ bezeichnet werden: eine im hessischen Biblis, eine in Leipheim (Bayern) und eine am Kraftwerksstandort Irsching bei Ingolstadt (Bayern). Sie haben eine Leistung von je 300 MW, sind nach spätestens 30 Minuten betriebsbereit und zudem schwarzstartfähig − das heißt, sie können nach einem Blackout helfen, das Stromnetz wiederaufzubauen. Die Baukosten liegen jeweils im dreistelligen Millionenbereich, die Betriebsgenehmigung endet nach zehn Jahren. Die Gasturbine in Marbach wird nicht wie die anderen Anlagen mit Gas, sondern mit extra leichtem Heizöl befeuert.

Der Bau der Kraftwerke steht in direktem Zusammenhang mit den jahrelangen Verzögerungen beim Bau der großen Gleichstromtrassen Südlink, Südostlink und Ultranet, die Windkraftstrom aus dem Norden in den energiehungrigen Süden der Bundesrepublik bringen sollen. Hier gibt es nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke Ende des Jahres kaum noch eigene Stromproduktion. Entsprechend groß sind auch die Sorgen in der Wirtschaft.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Freitag, 16.06.2023, 10:52 Uhr

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