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Enerige & Management > Biogas - Biogasbranche läuft die Zeit davon  
In Nürnberg: Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Biogas, Verbandspräsident Horst Seide, BEE-Präsidentin Simone Peter und Vizepräsident Christoph Spurk. Quelle: E&M / Heidi Roider
BIOGAS:
Biogasbranche läuft die Zeit davon  
Auf der „Biogas Convention“ in Nürnberg warnt die Biogasbranche vor einem Anlagen-Sterben – obwohl sie schneller und günstiger als Wasserstoff flexible Leistung bereitstellen könnten.
 
Die nationale wie internationale Biogasbranche trifft sich dieser Tage auf der Biogas Convention & Trade Fair in Nürnberg. Der Fachverband Biogas erwartet bei den Besucherzahlen wieder Vor-Corona-Niveau. Die Messe mit rund 250 Ausstellern ist gut besucht. Grund zur Freude besteht hierzulande für die Biogasbranche aber nicht. Der Fachverband Biogas hat auf der Pressekonferenz am 13. Dezember an die Politik appelliert, dass Anlagenbetreiber hierzulande Perspektiven benötigen. Sonst könnten viele Anlagen stillgelegt werden, obwohl sie dringend benötigt werden, wenn die Bundesregierung an ihren ambitionierten Ausbauzielen bei den erneuerbaren Energien festhalten will. 

„Wir können mit unseren Anlagen einen wesentlichen Teil der von der Bundesregierung in der Kraftwerksstrategie vorgesehenen gesicherten Leistung liefern − und zwar schneller und zu günstigeren Preisen als die mit LNG oder Wasserstoff betriebenen Großkraftwerke“, sagte Horst Seide, Präsident des Fachverband Biogas, auf der Pressekonferenz im Rahmen der Biogas Convention in Nürnberg. Allerdings müsse diese Leistung bestellt werden seitens der Politik. Der Biogasbranche laufe hier die Zeit davon. „Wenn keine Bestellung eingeht, werde das Gegenteil geschehen und viele Betreiber, die demnächst nach 20 Jahren aus dem EEG fallen, werden ihre gut funktionierenden Anlagen stilllegen und keine neuen dazukommen“, warnt Seide.

Wie konkret diese Gefahr ist, hätten die Ergebnisse der letzten Biomasseausschreibung gezeigt: Nur 270 der 892 Gebote hätten einen Zuschlag bekommen. Seide: „Das heißt im Umkehrschluss, dass über 600 Betreiber keine Anschlussregelung für Ihre Anlagen haben. Und dass, obwohl die Nachfrage nach klimafreundlicher, heimischer und preiswerter Energie aus Biogas steigt – sowohl im Stromsektor als auch bei der Wärme und der Mobilität.“ Statt Perspektiven zu schaffen, so Seide, fehle die politische Unterstützung für seine Branche.

Besonders unverständlich ist für den Verbandspräsidenten dabei die Diskrepanz zwischen dem europäischen und dem deutschen Weg. Während die Europäische Union mit ihrem „RePowerEU-Plan“ eine Verdoppelung der Biogasproduktion bis 2030 anstrebt – von heute 18 auf 35 Milliarden Kubikmeter – stagniere hierzulande der Ausbau.
 
Die Bedeutung von Biogas für den Strom- und Wärmemarkt betont auch Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), auf der Pressekonferenz in Nürnberg: „Das speicherbare Biogas ist für die sichere Energieversorgung auf Basis heimischer erneuerbarer Energien als Flexibilitätsoption unerlässlich.“ Statt teure Wasserstoff-ready-Großgaskraftwerke mit ungewisser Zukunft und Wirtschaftlichkeit zu errichten, könnten Biogasanlagen schon heute systemdienliche Leistung oder Wärme bereitstellen. „Großkraftwerke sind nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts kaum noch leistbar, steuerbares Biogas schon. Deshalb ist die Kraftwerksstrategie jetzt in eine Flexibilitätsstrategie umzuwandeln“, sagte Peter.

Branche fordert nationalen Biogasgipfel

Theoretisch ist dieses Biogas-Potenzial vielen Politikern bekannt. „Leider fehlen den guten Worten oft konkrete Taten“, bemängelt der Vize-Präsident des Fachverbandes Biogas, Christoph Spurk. Er fordert einen bundesweiten Biogasgipfel auf Initiative des Wirtschaftsministeriums. „So wie Herr Habeck erfreulicherweise die Wind- und Solarbranche zu einem Gipfeltreffen nach Berlin geladen hat hoffen wir ebenfalls auf eine Einladung“, sagt Spurk. Simone Peter fordert in diesem Zusammenhang die Politik auf, die Zweiklassen-Behandlung von erneuerbaren Energiequellen endlich zu beenden. Bioenergie stehe immer hinten an, obwohl sie ein ideales Backup für die volatilen Erneuerbaren wäre. 

Auf der Pressekonferenz betonte Seide daher insbesondere seiner Ansicht nach große Potenzial von Biogas: „Wenn heute Bedarf an flexiblem Strom besteht, dann erzeugen wir diesen. Wenn Wärme gebraucht wird, können wir sie liefern. Wenn der Fokus auf klimafreundlichem Verkehr liegt, steht Biogas als Biomethan bereit. Wir sind flexibel – wir brauchen nur das klare Signal, das wir weiter machen sollen und dürfen.“

Kurz vor Weihnachten formuliert der Verbandspräsident abschließend seine drei größten Wünsche: ein klares Bekenntnis für Biogas aus Berlin, eine kluge und nachhaltige Planung der anstehenden Biomasse-Strategie und den Abbau der Bürokratie in der Biogasbranche.

Die Messe Biogas Convention findet in diesem Jahr vom 12. bis 14. Dezember auf der Messe Nürnberg statt. 
 
Neben den rund 250 Ausstellern bot die Biogas Covention Besucherinnen und Besucher Fachforen und Workshops, auf denen sie sich informieren und austauschen konnten
 Quelle: E&M / Heidi Roider

 
 

Heidi Roider
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