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Enerige & Management > Wasserkraft - Denkfabrik ruft zu mehr Wasserkraft auf
Quelle: Pixabay / Thomas Ehrhardt
WASSERKRAFT:
Denkfabrik ruft zu mehr Wasserkraft auf
Repowern, Modernisieren, Ausbauen – die Stromerzeugung durch Wasserkraft ließe sich Berechnungen zufolge mehr als verdoppeln. Eine Studie will die Schleusen in der Politik öffnen.
 
Am Grunde des Walchensees war es ein schlafender Riesenwaller mit rot glühenden Augen, der nach Meinung einiger Zeitgenossen den Bau des Wasserkraftwerks gleichsam unmöglich hätte machen sollen. Heute, hundert Jahre später, laufen die Turbinen immer noch und die Anlage in Bayern gilt als Vorzeigeobjekt für grüne Stromerzeugung.

Doch in den Köpfen der Politik stößt Wasserkraft nach wie vor auf Hindernisse. Die gemeinnützige Denkfabrik Energy Watch Group beschreibt jetzt in einer Studie, wie diese Art der Energiegewinnung hierzulande vorankommen könnte. Und wie viel unerschlossenes Potenzial es gibt.

Wasserkraft könne alleine in Deutschland zusätzlich 28 Milliarden kWh Strom liefern, was mehr als einer Verdopplung entspräche, teilte die Organisation mit. Sie beruft sich dabei auf eine neue Analyse, die erst im Laufe dieses Jahres veröffentlicht wird. Aktuell, so Energy Watch, produzierten 7.300 bis 7.600 Wasserkraftwerke Strom, die Gesamtleistung liege bei 4.100 MW – etwa 12 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen.

Luxus, den sich das Land nicht mehr leisten kann

Zusätzliches Potenzial versprechen die Studienautoren von vier Ansätzen: Für das Repowering von Anlagen verweisen sie auf sogenannte Kaplan-Turbinen. Durch das Repowering ließe sich die Leistung um 1.000 bis 1.600 MW und die Jahresstromproduktion um 5 bis 8 Milliarden kWh erhöhen, heißt es. In der Modernisierung bestehender Wehre und Anlage – die Experten meinen damit eine „Generalsanierung“ – sehen sie ein potenzielles Leistungsplus von 262 MW, was eine Jahresstromproduktion von 1,3 Milliarden kWh bedeuten würde.

Darüber hinaus spricht sich die Denkfabrik für die Reaktivierung stillgelegter Standorte beziehungsweise die Nutzung bestehender Querverbauungen wie Staustufen, Wehre oder Talsperren aus. Alte Querverbauungen mit Wehren nicht zu modernen Wasserkraftwerken auszubauen, sei „ein Luxus, den sich heute keine Volkswirtschaft mehr leisten kann.“ Teilweise handle es sich um Kraftwerke mit 300 bis 400 kW Leistung oder mehr, „die sich schnell reaktivieren und repowern lassen“.

Vierter Ansatzpunkt sind Neu- und Ausbauten. Ausbaupläne für Westdeutschland und Potenziale an Rhein, Elbe, Donau und Oder zielten auf eine Leistung von 5.280 MW, auf dieser Basis kämen 21,6 Milliarden kWh Strom pro Jahr hinzu.

Damit die Sache ins Fließen kommt, bedarf es aus Sicht von Energy Watch mehr politischer Unterstützung. „Wir rufen die Politik auf, die Trendumkehr einzuleiten und die Wasserkraft zu fördern, via EEG und via Genehmigungspraxis.“, so der Chef der Organisation und ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell. „Die Wasserkraft kann schnell, netzdienlich, ökologisch vorteilhaft und in den Gemeinden und Dörfern durch Reaktivierung historischer Anlagen und Repowering die Leistung der Erneuerbaren ausbauen.“

Er und seine Mitstreiter sprechen sich dafür aus, ein „Zielszenario Wasserkraft 2030“ mit weiteren 28 Milliarden kWh Strom politisch festzuschreiben. Zudem fordern sie, „mit einer EEG-Novelle pro Wasserkraft“ die Vergütungssätze anzupassen. Konkret schwebt ihnen eine Förderung von 16 Cent je kWh bei Erhöhungen bis 100 kW vor. 14 Cent sollen es bis 500 kW sein. Auch auf europäischer Ebene müsse Wasserkraft einen höheren Stellenwert bekommen. Sie wollen, dass diese Energiequelle in den European Green Deal „mit dem nötigen Nachdruck“ aufgenommen wird.

Die Studie mit dem Titel „Wasserstrom – der neue Gamechanger für Klimavorsorge, Heimatenergien und Gewässernatur“  steht kostenfrei als Download bereit.

 
 

Manfred Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 03.04.2024, 16:57 Uhr

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