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Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E:
Grünes Methan als Wasserstoffalternative
Grünes Methan mausert sich für Einsatzbereiche, die sich nur schwer dekarbonisieren lassen, zur Wasserstoffalternative. Aktuelle Beispiele von Turn2X und Electrochaea.
 
Der klimafreundliche Brennstoff grünes Methan − auch erneuerbares Erdgas, E-NG (electrical natural gas) und RNG (renewable natural Gas) genannt − entsteht aus zuvor mithilfe regenerativen Stroms erzeugtem grünen Wasserstoff. Dieser reagiert in einem zweiten Schritt mit CO2 aus der Biogasproduktion. Auf molekularer Ebene ist das Gas identisch mit Erdgas und lässt sich in das bereits existierende Erdgasnetz einspeisen. Zudem sind auch keine Umbauten an Motoren notwendig. Dies machen sich die Partner jüngst getroffener Vereinbarungen und Absichtserklärungen zunutze. 

So will beispielsweise laut Informationen des Handelsblattes der Glashersteller „Noelle + von Campe“ mit Sitz in Boffzen, einer Gemeinde nahe Göttingen, das grüne Methan zum Betrieb seiner Glasschmelze mitnutzen und so den Erdgasbedarf reduzieren. Diese Substitution betrage zwar anfangs weniger als ein Prozent, jedoch: „Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen“, so Thomas Köhler, Geschäftsführer des Unternehmens. Die Glashütte im Weserbergland sei zu weit von dem geplanten Wasserstoffkernnetz entfernt, so Köhler weiter. Die Versorgung mit Wasserstoff sei daher weniger eine Option. Auch die Elektrifizierung des Betriebs stoße an Grenzen: Der Strom sei zu teuer und das Leitungsnetz nicht für die benötigten Strommengen ausgelegt. 

Liefern wird das E-Methan das Münchner Unternehmen „Turn2X“ aus der Stadt Miajadas in der spanischen Region Extremadura an der Grenze zu Portugal. Dort habe das Unternehmen, wie die Deutsche Presseagentur mit Verweis auf eine Aussage von CEO Philip Kessler berichtet, die „erste kommerzielle Anlage weltweit“ errichtet. Sie verfüge über eine Kapazität von 2 MW und könne jährlich rund 2 Millionen kWh erneuerbares Erdgas erzeugen. Über eine bereits bestehende Erdgaspipeline sei die Anlage mit Deutschland verbunden, sodass im weiteren Jahresverlauf der Beginn der Lieferungen starten könne.

Wie Turn2X in einem früheren Gespräch mit der Redaktion erklärte, sei Spanien aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung zur Produktion des grünen Wasserstoffs, dem Ausgangsstoff des E-Methans, äußerst attraktiv. Bis zum Jahr 2030 will Kessler mit seinem Unternehmen 10 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs mit seinem im Süden hergestellten Produkt abdecken. 

Grüner Treibstoff für Schiffsbetrieb

Für den grünen Treibstoff der schwedischen Reederei-Gruppe Erik Thun will das Power-to-Gas-Unternehmen Electrochaea, ebenfalls mit Sitz in München, sorgen. Wie die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung am 18. März bekannt gaben, haben sie eine Absichtserklärung unterzeichnet und stecken in Verhandlungen zur Abnahme von E-Methan.

Die Reederei hat eine Flotte von rund 50 Schiffen, die hauptsächlich im Kurzstreckenverkehr in Nordeuropa im Einsatz sind. Darunter sind sieben Schiffe, die mit LNG betrieben werden. Johan Källsson, Geschäftsführer der Reederei, betont die enormen Herausforderungen der Schifffahrt auf ihrem Weg zum CO2-freien Schiffsbetrieb. Sein Untenrehmen sei jedoch „fest entschlossen“, erneuerbare Kraftstoffe in den Betrieb zu integrieren und erforsche hierzu verschiedene Alternativen. Källsson: „Für unsere Schiffe, die mit LNG betrieben werden, zeichnet sich E-Methan als eine sauberere Option ab“. Ein Austausch der Antriebssysteme sei nicht erforderlich.

Electrochaea will zur Herstellung des grünen Treibstoffes in Skive, einer Stadt im Norden Dänemarks, eine Power-to-Gas-Anlage bauen. Das E-Methan soll in das dänische Erdgasnetz eingespeist werden. Es werde, wie das Unternehmen versichert, den EU-Anforderungen für erneuerbare, flüssige und gasförmige Brennstoffe nicht-biologischen Ursprungs − kurz RFNBO (renewable fuels of non-biological origin) vollständig erfüllen.

„e-NG Coalition“ gründet sich

Der französische Energiekonzern Total Energies will die Nutzung des grünen Erdgases fördern. Hierzu schließt er sich mit sieben internationalen Unternehmen zur „e-NG-Koaliton“ zusammen. Mit dabei sind Engie, Mitsubishi Corporation, Osaka Gas, Sempra Infrastructure, Tree Energy Solutions, Tokyo Gas und Toho Gas. Die Partner wollen, wie es in einer Mitteilung von Total Energies vom 18. März heißt, ihr Fachwissen rund um das grüne Erdgas bündeln und eine zuverlässige, erschwingliche und nachhaltige Entwicklung des Marktes unterstützen. 

Die Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, einen globalen Markt mit abgestimmten Emissionsbilanzierungs- und Zertifizierungsstandards aufzubauen. Stephane Michel − President, Gas, Renewables & Power bei Total Energies − unterstreicht die gemeinsame Überzeugung der Partner: „Dieser synthetische Kraftstoff wird einen Beitrag zur Energiewende leisten, indem er die Dekarbonisierung bestimmter industrieller Aktivitäten, insbesondere derjenigen, die schwer zu elektrifizieren sind, erleichtert und gleichzeitig die bestehenden nachgelagerten Infrastrukturen nutzt“.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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Dienstag, 19.03.2024, 14:12 Uhr

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