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Enerige & Management > Gas - Russland erwartet mehr Exportmenge und Preisverfall
Quelle: Shutterstock / Wojciech Wrzesien
GAS:
Russland erwartet mehr Exportmenge und Preisverfall
Moskau prognostiziert, dass die Gasförderung im Land von 2024 an wieder wächst. Auch beim Export per Pipeline soll es dann wieder aufwärtsgehen. Aber die Preise werden demnach purzeln.
 
Das Wirtschaftsministerium der Russischen Föderation legte Prognosen zur sozioökonomischen Entwicklung Russlands 2024 bis 2026 vor. Darüber berichteten etwa russischen Agenturen 1 Prime und Ria Novosti am 22. September. Den Prognosen zufolge soll die Gasförderung in diesem Jahr laut Basisszenario gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 642 Milliarden Kubikmeter Gas fallen. Dies markiert im Vergleich zum Vorkriegsniveau 2021 einen Rückgang von 16 Prozent.

Besonders stark fiel der Förderrückgang mit knapp 12 Prozent im vorigen Jahr aus, wovon ein Großteil auf das Konto von Gazprom ging. So förderte der russische Gaskonzern eigenen Angaben zufolge 2022 lediglich 413 Milliarden Kubikmeter Gas und somit 20 Prozent weniger als im Rekordjahr 2021.

Trendwende in der Produktion und mehr LNG 

Für die Zeit von 2024 an erwartet das Ministerium dagegen nach dem Einbruch durch den Krieg in der Ukraine eine Trendwende und geht in den Prognosen davon aus, dass die Gasproduktion wieder wächst und im besten Fall 667 Milliarden Kubikmeter erreicht. Die positive Dynamik soll sich auch auf 2025 und 2026 mit einer Gasproduktion von bis zu 695 beziehungsweise 708 Milliarden Kubikmeter erstrecken. Doch das ist von den 763 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr 2021 noch ein gutes Stück entfernt.

War Gazprom in den Kriegsmonaten der größte Verlierer, förderten der größte LNG-Produzent Novatek und die Ölgesellschaft Rosneft mehr Gas. Die gute Konjunktur für LNG (Flüssigerdgas) setzt sich laut Prognosen fort. Demnach sollen sich die Schiffstransporte um 1,2 Prozent auf 33 Millionen Tonnen LNG (46 Milliarden Kubikmeter regasifiziertes Erdgas) erhöhen. Im kommenden Jahr könnten sie maximal 38 Millionen Tonnen LNG erreichen und im Jahr 2026 bei maximal 44 Millionen Tonnen landen. Dies setzt allerdings voraus, dass Novatek bis dahin alle drei Linien seines zweiten großen Werkes "Arctic LNG 2" auf der Halbinsel Gydan an den Start bringt.

Steigende Gasexporte per Pipeline ab 2024

In den Prognosen geht das Ministerium zwar davon aus, dass die Gasexporte per Pipeline in diesem Jahr noch einmal sinken, und zwar um 26 Prozent auf 97 Milliarden Kubikmeter, aber im nächsten Jahr wie die Gasförderung wieder steigen und je nach Szenario die 100 Milliarden Kubikmeter erreichen oder überschreiten.

Damit dies eintritt, muss der Export nach China jedoch weiter Fahrt aufnehmen und auch die Türkei dementsprechend große Gasmengen über das Schwarze Meer beziehen. Der maximale Umfang von 126 Milliarden Kubikmetern für 2026 ist nur erreichbar, wenn Gazprom endlich das komplette Vertragsvolumen von 38 Milliarden Kubikmeter im Jahr über die Pipeline "Kraft Sibiriens 1" nach China durchleitet. Im vorigen Jahr waren es weniger als 16 Milliarden Kubikmeter. In diesem Jahr soll die Gasleitung erstmals mehr als die Hälfte des Vertragsvolumens nach China transportieren.

Auch der Anschluss Chinas an Gasvorkommen vor der Küste der Pazifikinsel Sachalin müsste fertig sein, zumal von 2025 an voraussichtlich keine Gasexporte nach Europa über die Ukraine mehr stattfinden. Die Ukraine hatte angekündigt, die Transitabkommen Ende 2024 auslaufen zu lassen.

Ebenso müsste für die 126 Milliarden Kubikmeter die Transportkapazität über das Schwarze Meer ausgelastet sein, sodass die Türkei und südosteuropäische Länder maximale Mengen über diesen Weg aus Russland importieren. 

Sinkende Gaspreise 

Bei den Gaspreisen prognostiziert das Wirtschaftsministerium einen deutlichen Abwärtstrend. Demnach sollen in diesem Jahr die Preise für russische Gaslieferungen an Staaten, die nicht zur Sowjetunion gehörten, von 874,20 Dollar/1000 Kubikmeter im Jahr 2022 je nach Szenario auf 419,40 Dollar beziehungsweise auf 434,60 Dollar/1000 Kubikmeter mehr als halbieren.

Für die kommenden Jahre erwartet das Ministerium einen weiteren Rückgang. Im Jahr 2024 könnten die Gaspreise im konservativen Szenario mit 290,70 Dollar/1000 Kubikmeter die 300-Dollar-Marke unterschreiten. Tritt das Basisszenario ein, könnten es indes 321,70 Dollar/1000 Kubikmeter werden.

Im Jahr 2026 könnten die Gaspreise dann ganz unter 300 Dollar bleiben. Für China dürften die niedrigen Exportpreise außerhalb der ehemaligen Sowjetunion ein Anreiz werden, mehr Gas aus Russland per Pipeline und Schiff zu importieren.
 

Josephine Bollinger-Kanne
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Mittwoch, 27.09.2023, 11:09 Uhr

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