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Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
BILANZ:
Enercity bricht im ersten Quartal schon wieder alle Rekorde
Der Energiekonzern Enercity ist sehr gut ins neue Jahr gestartet. Obwohl die Hannoveraner weniger Energie absetzten und handelten, weisen die wesentlichen Quartalszahlen nach oben.
 
In ihrem letzten Jahr als Vorstandsvorsitzende von Enercity deutet alles darauf hin, dass Susanna Zapreva mit den bundesweit aktiven Hannoveranern ein Rekordergebnis abliefern wird. Das erste Quartal 2023 erbrachte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in nahezu allen Sektoren ein spürbares Plus im Portmonee.

Umsatz und Ergebnis vor Steuern und Zinsen lagen jeweils 10,7 Prozent über den ersten drei Monaten des Vorjahres, der Gewinn nach Steuern steht mit 80,9 Millionen Euro sogar 12,7 Prozent über dem Vergleichsquartal. Nach diesem Auftakt erwarten Susanna Zapreva und ihr Vorstandskollege Marc Hansmann (Finanzen) einen neuen Umsatzrekord von 8,5 bis 9 Milliarden Euro (2022: 8,1 Mrd. Euro) und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 300 bis 400 Millionen Euro.

Dies sei die „neue Wachstumsstrategie“, sagte Susanna Zapreva bei der Bilanzpressekonferenz am 9. Juni. Schon im Vorjahr hatte Enercity das für 2025 angepeilte Ebit von 220 Millionen Euro und damit eine Verdoppelung des 2016er-Ergebnisses vorzeitig erreicht. Vor sieben Jahren hat das Unternehmen ernsthaft begonnen, die fossilen Fesseln abzustreifen.
 
Enercity-Vorstand: Marc Hansmann und Susanna Zapreva-Hennerbichler.
Quelle: Enercity/Tim Schaarschmidt
  "Von den Krisen wenig zu spüren bekommen"

Heute sind die Gesamtinvestitionen von 512,2 Millionen Euro (Quartal 1), die zu etwa 95 Prozent in erneuerbare Erzeugungsanlagen, Infrastruktur und Dienstleistungen wandern, nicht nur mehr als das Zehnfache der damaligen Ausgaben. Auch gegenüber dem Vorjahrsquartal (34,5 Mio. Euro) ist die Steigerung immens: plus 1.385 Prozent.

Zu einem Drittel wendet das Unternehmen eigenes Geld für die Zukunftsprojekte auf, der Rest ist fremdfinanziert. Gerade im Windgeschäft, so Susanna Zapreva, sei der Eigenanteil eine bemerkenswerte Größe. „Wir sind stolz, resilient aufgestellt zu sein und dass wir die Krisen der letzten Jahre wenig zu spüren bekommen haben“, so die Enercity-Chefin mit Blick auf Corona, den Krieg in der Ukraine und einen Hackerangriff auf Enercity im Vorjahr.

Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 gab es aber auch rückläufige Zahlen zu vermelden. Der Netzabsatz bei Strom und Gas ging ebenso zurück wie der Handel und Vertrieb von Strom, Gas und Wärme. Dies sei mit dem geringeren Verbrauch der Kundschaft und der milden Witterung zu Beginn dieses Jahres zu erklären. „Die Kundinnen und Kunden sparen Gas, wir auch“, sagte Finanzvorstand Marc Hansmann und meinte damit den selteneren Einsatz des GuD-Kraftwerks. Aus Gründen der Versorgungssicherheit setze Enercity weniger Gas ein und halte den Gasspeicher gefüllt.

Andere Geschäftsfelder wogen den geringeren Energieabsatz mehr als auf. Etwa auf Erzeugungsseite: Von den 1,131 Milliarden kWh produzierten Strom (plus 12,1 Prozent gegenüber Q1 2022) entfiel erstmals mehr als die Hälfte auf erneuerbare Anlagen (52,6 % gegenüber 37,9 %). Der Anteil erneuerbarer Wärme ging hingegen etwas zurück (von 219 Mio. auf 214 Mio. kWh).

Mit Beteiligung an Ökoloco Solaranlagen und Heizungen koppeln

Doch gerade die neuen Fernwärmeprojekte von Enercity sollen die Bilanz hier verbessern und „grüner“ machen. Mehr als 10.000 Wohnungen will das Unternehmen im gesamten Hannoveraner Netzgebiet bis 2030 neu anschließen. Das kostet etwa 400 Millionen Euro. Profitieren soll etwa der Hannoveraner Stadtteil „Wasserstadt“ Limmer, der über eine 750 Meter lange Fernwärmeleitung versorgt wird. In Bothfeld ist dies bereits erfolgt, weiteres Geld steckt Enercity in eine Druckerhöhungsanlage und eine Leitung in die Oststadt. Dazu, betonte Susanna Zapreva, „gestalten wir in 350 Kommunen bundesweit die Wärmewende mit“.

In diesem Bereich setzt Enercity auf einen neuen Partner. Die Hannoveraner haben 75 Prozent am Wärmedienstleister Ökoloco übernommen, der Solaranlagen und Heizsysteme miteinander verzahnt. „Dadurch erhöhen wir unsere bundesweiten Montagekapazitäten deutlich“, sagte die Vorständin und erklärte zugleich, sich von diesem Zukauf mehr zu versprechen als von der Zusammenarbeit mit dem Montageplattformanbieter Installion. Die im Februar 2022 erworbenen 30 Prozent Anteile hat Enercity wieder veräußert.

Das Geschäft mit der Sonne boomt übrigens. Allein im ersten Quartal 2023 hat Enercity doppelt so viele Aufdach-Anlagen absetzen können wie im gesamten Geschäftsjahr 2022. Bis 2030 wollen die Hannoveraner in Deutschland 30.000 Dachanlagen installiert haben, dabei in Hannover auf 60 Prozent Marktanteil kommen. Die Zielmarke für 2030 lautet 2.000 MW Kapazität im Bund.  
Enercitys Bilanz im ersten Quartal 2023
Kennzahlen Q1 2023 Q1 2022 Veränderung
in %
Umsatz in Mio. Euro 2.584,2 2.334,9 + 10,7
Ebit in Mio. Euro 92,9 83,9 + 10,7
Gewinn in Mio. Euro 80,9 71,8 + 12,7
Netzabsatz Strom in Mio. kWh 808 826 - 2,2
Netzabsatz Gas in Mio. kWh 2.311 2.627 - 12,0
Handel/Vertrieb Strom in Mio. kWh 4.357 5.035 - 13,5
Handel/Vertrieb Gas in Mio. kWh 10.364 12.691 - 18,3
Handel/Vertrieb Wärme in Mio. kWh 1.053 1.166 - 9,7

Quelle: Enercity
 

Volker Stephan
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Freitag, 09.06.2023, 16:17 Uhr

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