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Enerige & Management > Stadtwerke - Erleichterung in Osnabrück über neues Minus von 4,5 Millionen Euro
Quelle: Fotolia.com, nmann77
STADTWERKE:
Erleichterung in Osnabrück über neues Minus von 4,5 Millionen Euro
Die schwarze Null blieb Wunschdenken, dennoch schauen die Verantwortlichen „erleichtert“ auf das Jahresergebnis der Stadtwerke Osnabrück für 2022. Es bleiben 4,5 Millionen Euro Verlust.
 
Im kleinen Versammlungsraum der Stadtwerke Osnabrück AG blieb die ganz große Erfolgsgeschichte aus. Für das Jahr 2022 konnte der kommunale Versorger zwar nicht das erhoffte ausgeglichene Ergebnis verkünden. Den Verlust von 4,5 Millionen Euro nahmen Interimsgeschäftsführer Stefan Grützmacher und die Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU), aber mit „Erleichterung“ auf.

In einer Medienrunde wenige Stunden vor der Hauptversammlung am 28. Juni war viel von „Trendwende“ die Rede und davon, dass „wir 2022 nicht so viel falsch gemacht haben wie im Jahr zuvor“, so Stefan Grützmacher. Er war im Mai 2022 als Feuerwehrmann eingesprungen, nachdem die Stadtwerke im Jahr 2021 einen Rekordverlust von 16,9 Millionen Euro zu beklagen hatten. 14 Monate später „sind wir noch nicht da, wohin wir müssen“, sagte Stefan Grützmacher im Rückblick auf seine Zeit, die Ende August enden wird.
 
Letzte gemeinsame Jahresbilanz der Stadtwerke Osnabrück: OB Katharina Pötter und Interimsgeschäftsführer Stefan Grützmacher.
Quelle: Volker Stephan

Das Minus auf gut 4 Millionen Euro reduziert zu haben, sei allerdings laut Interimschef ein Zeichen dafür, „dass wir immer wetterfester werden, aber es werden weiter Stürme kommen“. Damit spielte er einerseits darauf an, dass die Energiekrise noch nicht vorbei sei. Andererseits benötigten die Stadtwerke erneut eine kräftige Finanzspritze der Stadt, um „deutlich entspannter“ (Katharina Pötter) auf die Situation blicken zu können. Für 2022 half die Kommune mit 21,5 Millionen Euro aus, was die „stille Einlage“ für die beiden vergangenen Geschäftsjahre auf insgesamt 45 Millionen Euro erhöht.

Gehaltsverzicht auch des Interimschefs spart bis zu 2 Millionen Euro

Auch für 2023 würden die Stadtwerke nicht ohne weitere Gelder der Stadt auf die nunmehr realistische „schwarze Null“ kommen, so Stefan Grützmacher. Wie viel die Kommune im laufenden Geschäftsjahr zuschießt, sei noch unklar, so Katharina Pötter. Es werde aber „wesentlich weniger sein“ als die im Haushalt vorsorglich bereitgestellten 16 Millionen Euro, so Stefan Grützmacher.

Der verhaltene Optimismus in Osnabrück stützt sich auf einige positive Kennzahlen des Jahres 2022. Gerade im Energiehandel hatten Grützmachers Vorgänger krachende Verluste eingefahren. Vertrieb, Handel und Beschaffung hätten sich wieder erholt und 2022 im leicht positiven Bereich geendet, so Grützmacher.

Dazu beigetragen habe die nun von Dienstleistern übernommene Vermarktung der Kraftwerksscheibe am Trianel-Kohlekraftwerk in Lünen. Die Beteiligung war 2021 zum Verlustbringer geworden. Mit der Kohlemeiler-Renaissance im Zuge des Kriegs in der Ukraine fiel der Verlust daraus 2022 „unterplanmäßig“ aus, 2023 und auch 2024 würde die Scheibe sogar Geld einspielen. Langfristig ist die Kohleverstromung aber ein Auslaufmodell und werde wieder zum Minusgeschäft. Auch aus der Direktvermarktung der erneuerbaren Energien ziehe Osnabrück sich laut Grützmacher zurück. Der Umfang lag bei 440 MW, steht nun bei 300 MW und soll bis Anfang 2024 auf etwas mehr als 100 MW sinken. „Wir lassen einfach Verträge auslaufen“, so der Interimschef.

Neben der städtischen Hilfe, den Kurskorrekturen und leicht verbesserten Erträgen trug noch ein anderer Faktor zum Verlustabbau bei: der Gehaltsverzicht. Die etwa 1.500 Mitarbeitenden verzichten je nach Einkommen auf 2 bis 5 Prozent ihrer Bezüge. Das ergebe eine Ersparnis von 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Jahr, so Stefan Grützmacher. Damit sendeten die Beschäftigten auch ein Signal, dass die Bevölkerung nicht allein über die städtischen Zahlungen für das finanzielle Debakel einzustehen hätten. Er selbst verzichte ebenfalls auf 5 Prozent seiner Bezüge, obwohl er für die Situation keine Verantwortung trage, sagte Stefan Grützmacher.

Die Zukunft war am Tag der Hauptversammlung ebenfalls schon im Haus. Daniel Waschow nahm am Jahrestreffen teil, er übernimmt am 15. August den Vorstandsvorsitz von Interimschef Stefan Grützmacher. Auch Finanzvorstand Dirk Eichholz tritt Mitte August an der Hase an, beiden werde er noch 14 Tage zur Hand gehen, kündigte der scheidende Geschäftsführer an.

Die neue Stadtwerke-Spitze werde die Wärmewende vorantreiben, die aus Nah- und Fernwärme sowie Wärmepumpen bestehe, so Grützmacher. Das Angebot im Öffentlichen Nahverkehr werde Osnabrück neu strukturieren, so Katharina Pötter. Die Bestellung der neuen Chefs deute dies bereits an, keiner von beiden ist als Geschäftsführer Verkehr vorgesehen. „Der Aufsichtsrat setzt bei den Stadtwerken andere Schwerpunkte“, so Pötter.
 
Jahresbilanz der Stadtwerke Osnabrück 2022
Kennzahlen 2022 2021
Umsatz (in Mio. Euro) 768,6 510,4
Überschuss (in Mio. Euro) - 4,5 - 16,9
Bilanzsumme (in Mio. Euro) 795,7 747,4
Beschäftigte 606 621

Quelle: Stadtwerke Osnabrück
 

Volker Stephan
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Mittwoch, 28.06.2023, 16:59 Uhr

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